Straßengespräche

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👆🏻Da bin ich in Bonez Story lol (schwarzer Pullover)

„Über was möchtest du denn sprechen?" Gzuz zieht mich etwas abseits von seinen Jungs, die sofort verstehen und uns auch allein lassen.

„Ich bitte dich mir einfach zuzuhören, Okey? Lass mich ausreden, bevor du irgendwas sagen wirst."
Mittlerweile fällt es mir schwer meine Gedanken in seiner Präsenz zu ordnen. Ich kann kaum klar denken, doch ich muss ihn einfach ständig ansehen.
Auch Jonas scheint es nicht anders zu gehen. Ich spüre seine Hände meine Arme hinab gleiten und ich halte unauffällig eine seiner Hände, als sie meine erreicht.

„Okey.", antwortet er mir und ich atme tief ein.
„Ich weiß von euren Problemen mit den Rebellen, Jonas. Weil deren Leader dich bei den Bullen angeschwärzt hat und du deshalb im Gefängnis gelandet bist. Und ich bin mir sicher ihr wollt dafür früher oder später eure Rache haben."

Sofort erkenne ich in Jonas Augen Überraschen und Nervosität, doch er hört mir wie versprochen nur zu.

„Ich habe einen besten Freund, schon seit Kind auf. Der ist bei den Rebellen und durch ihn hab' ich das rausgefunden. Ich möchte damit sagen, dass ich etwas verhindern will, was vielleicht dreckig ausgehen könnte. Ich will nicht, dass sich die Rebellen und die 187er bekriegen und die ganze Stadt zum Schlachtfeld wird. Das ist immer noch Hamburg, auch wenn hier nun mehr Sand und Hitze als zuvor ist. Ich weiß, dass ihr eure Vergeltung wollt, aber ich bin der Überzeugung, dass das auch friedlich verhandelbar ist. Und genau das ist mein Anliegen, Jonas."

Ich gehe einen weiteren Schritt auf ihn zu, sodass sich unsere Körper berühren und ich aufsehen muss.

„Ich glaube an eine Zukunft, in der wir alle zusammenarbeiten. Stell dir das nur mal vor. Wenn die 187er sich mit den Rebellen zusammen tun, aber trotzdem weiterhin ihre eigenen internen Kreise haben, dann kann die Regierung keinen Finger mehr heben, ohne dass wir effektiv dagegen vorgehen könnten. Wir wären alle unbesiegbar." Zum Ende hin werde ich euphorisch, was ich sofort runterschraube und durchatme.

„Was ich damit sagen will ist, dass du nichts überstürzen solltest. Überleg bitte mit Bonez und den anderen genau was ihr als nächstes tut. Ich will dich jetzt nicht in einer dummen Schießerei verlieren. Es muss auch nicht gleich sein. Nur denk darüber nach." Ich signalisiere Jonas, dass ich nichts mehr zu sagen habe, sodass er mir gleich antwortet.

„Was die Rebellen da gemacht haben war ehrenlos und respektlos. Sie verdienen ihre gerechte Strafe, verstehst du? Wir lassen das nicht mit uns machen. Sie haben uns verraten, obwohl wir ihnen vertraut haben. Das geht nicht klar, man.", erklärt mir Jonas und hält sich seine Schläfen, so als müsste er mit sich selbst kämpfen.

„Das weiß ich und stimme dir auch zu. Aber ich denke es wird sich eine gerechte Strafe ohne Krieg finden, oder? Glaubst du nicht?", hake ich nach und greife sanft mit einer Hand an Jonas' Wange, sodass er mich wieder ansieht.

„Vielleicht. Aber ich entscheide nichts ohne meine Jungs ... ja, wir werden vorerst nichts unternehmen. Was das was du da verlangst ist krass. Das kann man nicht einfach so vergessen. Das war ein 31er Zug, den man nicht so schnell vergisst, und das wissen die Rebellen auch. Also kannst du deinem Freund sagen, dass sie vorerst noch nicht aus dem Schneider sind."

Ich nicke. Ich hatte mir dieses Gespräch schlimmer vorgestellt. Mit zweifelhaften Versuchen und Streit. Doch ich bin positiv überrascht. Wenigstens keine Absage.

„Mache ich. Aber jetzt bin ich hier und ich glaube du musst mir noch erklären, was du meintest, als du sagtest dass ich Familie und Freunde zurück lassen muss.", sage ich und komme nun auf das Thema zurück, über dass wir noch im Gefängnis geredet hatten.

„Das sind die Verträge. Um genau sowas zu verhindern, Mika. Um zu verhindern dass jemand uns in den Rücken fällt. Wir haben uns mit Menschen eingelassen, die uns nicht ihr vollstes Vertrauen geschenkt haben. Mit Menschen, die sich nie für ihre Bande einsetzen oder einstecken würden für ihre Brüder. Und das wollen wir um jeden Preis verhindern. Diese Scheiße ist nicht für einen Tag, diese Scheiße ist nicht für ein bisschen. Diese Scheiße ist für ein Leben. Sie ist in meiner Haut und in meiner Seele. Ich hab die gottverdamten Karten so gespielt, wie sie mir zugeteilt wurden. Das sind die Geister die sie gerufen haben! Die Rebellen sind selbst daran Schuld und werden dafür bezahlen!"
Jonas zeigt symbolisch in die Richtung, in der das Hauptquartier der Rebellen liegt.

„Und jeder, der hinter uns steht, hat für uns das Leben außerhalb der Bande so gut wie aufgegeben. Klar, du kannst deine Eltern mal sehen, aber da läufst du der Gefahr auf, dass dich jemand beobachtet und deine Familie in Gefangenschaft nimmt, nur um Bandeninterne, verdammt wichtige Infos zu bekommen. Und die wirst du ihnen geben, weil du deine Mutter oder deinen Vater nicht vor deinen Augen sterben sehen willst."

Bei diesem Satz erschaudere ich kurz und ein stechender Schmerz macht sich in meiner Brust breit, was Gzuz sofort merkt.

„Hab ich also recht damit, oder? Deine Familie, die ist dir wichtig, oder? Dann solltest du auf das hören was ich dir sage, wenn du bei uns dabei bist: bleib fern von ihnen. Von allen."

Gedankenverloren nicke ich, bevor ich antworte. „Mein Vater ist bei einem Autounfall gestorben, als sie auf eine Demo gefahren sind. Gerade als das alles hier losging. Ich war schon vor Ort. Ich wurde verhaftet, weil ich zwei Weiber komareif geschlagen hatte, die die Regierung unterstützen. Ich wurde angeführt noch bevor mich die Information erreichte, dass nur meine Mutter bei dem Unfall überlebt hatte. Nicht einmal zu der Beerdigung wurde ich kurzfristig freigestellt."

Ich spüre, wie ich von Jonas in seine Arme gezogen werde und ich erwidere seine Umarmung.

„Das tut mir so unfassbar leid, Mika. Mir geht es nicht anders als dir. Mein Vater war nie für uns da als ich klein war. Nur meine Mutter. Doch sie ist leider zu früh von mir gegangen. Hinterher weiß man besser. Im Nachhinein ist man schlauer. Du weißt nie was die nächste Flut mit sich bringt, also halte zu denen die dir wichtig sind. Und das sind meine Leute. Meine Bande. Wir dürfen uns davon aber nicht unten halten lassen. Du musst deinen Vater in Erinnerungen weiterleben lassen und deine Mutter immer im Herzen bei dir tragen. Du darfst in dieser Welt keine Schwäche zeigen, Okey? Niemals werden sie mich am Boden sehen! Lieber stehend sterben als kniend leben.
Manche sind Jäger und manche sind Sammler. Und ich bin ein abgefuckter Jäger. Und falls du mich deshalb trotzdem noch an meiner Seite haben willst, wirst du das gleiche tun müssen, Mika. Kannst du das?"

Jonas Worte sind so intensiv, sodass ich fast glaube, sie in meinen Adern in Form von Adrenalin zu spüren.

Ich sehe ihn an und küsse ihn stürmisch, was er sofort erwidert. Erst als wir uns wegen Atemnot lösen, antworte ich ihm.

„Ich kann das."

💡Ich hab Wörter in kursiv geschrieben. Das sind Textzeilen aus zwei Tracks. Zwei Lines von den drei kursiv geschriebenen Lines gehören zu einem Track den wahrscheinlich nur die wenigsten kennen. Der andere Track sollte leichter zu erkennen sein. Kennt jemand beide?:D

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 14, 2018 ⏰

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Hinter Gittern (momentan pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt