Als wir endlich alleine gelassen wurden, zumindest von Hendrik und Josh, da überprüfte ich schnell meine Magazine, ob sie noch voll genug waren. Nebenbei hörte ich den Jungen reden, würdigte ihn jedoch zunächst keinen Blick und konzentrierte mich auf die Waffen. "Keine Ahnung, ob hier noch etwas zu finden ist ... Das Meiste haben mein Freund und Ich eingeheimst ..." Eine lange Pause entstand, weil ich nichts erwiderte. Das schien ihn jedoch nicht zu stören, denn ohne eine Reaktion von mir zu warten, fuhr der Junge fort : "Bist du die Anführerin dieser zwei Schwachmaten?"
Erst jetzt erhob ich meine Augen und legte sie in den Blick meines Gegenübers. Meine silberne Magnum ließ ich erneut in den Gürtel rutschen und meine Axt befestigte ich an den Schnallen auf meinem Rücken. "Dennoch, du kennst dich anscheinend schon ein wenig hier aus. Erfahrung ist immer gut.", fing ich schließlich an, "Und Anführer ist keiner von uns. Wenn jemand eine Idee hat, dann wird diese umgesetzt. Wir ergänzen uns." Meine Worte waren knapp, dennoch achtete ich freilich darauf, nicht zu laut zu sein. Und das diese Aussage nicht der Wahrheit entsprach, dass musste dieser Fremde ebenfalls nicht wissen. "Wie heißt du eigentlich? Und was hast du bis jetzt dabei?" Keine Antwort von ihm, Wahnsinn , so einfach konnte man ignoriert werden. Zumindest schien mir es so, dass dieser Tote immer noch wichtiger war, als das Überleben. Langsam nervte es. Ja, ich wusste, dass es scheisse ist jemanden zu verlieren, der einem wichtig war. Ich wusste es zu gut. Und trotzdem muss man weiter machen und sich aufrappeln, man kann nicht ständig hinterher trauern. "Verabschiede dich endlich. Wir müssen weiter." Ich war heute wirklich über mich selbst erschrocken. So kalt und hart wie meine Worte gerade klangen, so hatte ich sie selbst noch nie gehört. Und irgendwie tat es mir im gleichen Moment schon wieder leid, dass ich es ihm sagen wollte. Doch ich kam nicht dazu. Dieser Junge unterbrach mich, während er auf meine Fragen antwortet.
"Auskennen? So einigermaßen Vielleicht ... Ein wenig.", murmelte der Asiate leise hervor, ehe er den Blick wieder starr nach vorne richtete. "Ich heiße Scott ... Und das hier, war mein Freund Kim. Naja ... Wie dem auch sei ... Ich habe etwas Proviant ergattern können, Verbänder und ein wenig Medizin ... Ein paar Chemikalien, um sich daraus irgendwie brauchbaren Sprengstoff herzustellen ... Aber ansonsten war's das auch. Ich führe ansonsten nur meine Maschinenpistole und mein Scharfschützengewehr samt Zielfernrohr mit mir ... Und wie lautet dein Name? Wenn Ich Fragen darf?"
Ich gab es nur ungern zu, aber dieser Junge tat mir leid. So wie er sprach, so gebrochen die Stimme klang und so sehr er sich krampfhaft versucht aufzurappeln, so wenig gelang es ihm. Erst beim zweiten Mal konnte sich Scott, so wie er sich vorgestellt hat, von Kim trennen. So halb, denn wie ein Baby deckte er ihn noch zu und sprach zu ihm. Irgendwie schmerzte es in meinem Herzen, doch mein Mund blieb geschlossen und mein Blick abgewandt. Als würde ich nach etwas anderem suchen um das Szenario zu überspringen. Zu sehr erinnerte es mich an Taylor, aber diese Gedanken musste ich zunächst zur Seite drängen. Gedanken und Gefühle haben bei einer solchen Situation nichts zu suchen. "Okay Scott, ich hoffe dir ist bewusst, dass Schusswaffen nicht in jeder Situation helfen? Nicht, dass ich dir das zutrauen würde, aber du scheinst keine lautlose Waffe zu besitzen." Ich legte meinen Kopf etwas schief, blickte in das völlig leere Gesicht dieses Jungen und musste leise seufzen. Warum war es nur so schwer, sich von jemanden zu trennen? Das fragte ich mich schon seit einer so langen Zeit und dennoch fand ich keine Antwort auf meine Fragen. Es war, als würde ich sie die ganze Zeit einer Wand stellen, mit dem Wissen, dass mir diese nie antworten wird. Und so war es bei dem Schönling nicht anders. Ich konnte mit ihm sprechen und alle meine Worte würden netterweise abprallen wie Wasser auf Wachs. "Erde an Scott. Jemand zuhause? Nimm wenigstens die Axt mit, die haben wir damals auf der Feuerstation gefunden.", mittlerweile knurrte ich schon, weil mich diese ganze Situation einfach nur noch nervt. Ich war nie so. Ich war stets geduldig und konnte mich in Menschen hinein fühlen. Und jetzt? Jetzt geht mir das alles nur noch gegen den Strich und setze mich damit selbst unter Druck. Als Scott die Axt endlich in die Hände nahm und sie irgendwie provisorisch befestigt hat, so musste er doch plötzlich arrogant einen Kommentar abgeben. "Meinst du? Ich hab trotz Schusswaffen immer meinen Willen bekommen." Er hob sogar den Kopf, schielte mit den Augen nach unten zu mir und hatte diese Höhe in seiner Stimme, die mich nur die Augen rollen ließ. Was ein Idiot.
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Der Tod in New York
ParanormalDie Apokalypse : Eine Zeit in der es mehr tote Untote als lebende Menschen gibt und eine Zeit, in der Kriminalität ein ständiger Begleiter eines Daseins ist. Keiner, der es geschafft hat dem Virus zu entkommen, stellt sich diesen Monstern freiwillig...