No.3: Encounter

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Die ganze Woche über habe ich nichts mehr von meinem Traumtypen gesehen. Es klingt eigentlich ziemlich kitschig, ihn meinen "Traumtypen" zu nennen, doch das war er ja für mich, oder? Dennoch habe ich ebenfalls nicht mehr von ihm geträumt, etwas zu meinem Leid. Es war der schönste Traum seit langem gewesen, doch jetzt hinderte mich mein Gewissen wahrscheinlich sowieso daran, von ihm zu träumen, jetzt da ich wusste dass er wirklich existiert.

Ich sortierte in Ruhe einige neue Armbänder in die Regale ein. Es war später Nachmittag und im Laden war es relativ ruhig. Kunden gab es wenige um diese Uhrzeit, wodurch ich es sofort mit bekam, falls jemand neues den Shop betrat.
Meine Kollegin war auch gerade dabei, ihre Sachen einzuräumen, um für heute Schluss zu machen. Ich wäre dann außer dem Chef die einzige Angestellte hier, aber es gab ja sowieso kaum Kunden und außerdem hat meine Kollegin gestern Überstunden gemacht, da gönnte ich ihr den etwas früheren Feierabend.
Sie winkte mir noch einmal zu und ich winkte zurück. Gerade in dem Moment, da sie den Shop verließ, kam eine andere Person herein, welche meine Kollegin noch einmal flüchtig grüßte. Mir blieb fast der Mund offen stehen, als ich sah, wer diese Person dort war.

Er war es, derselbe Typ, den ich vor kaum einer Woche auf dem Gang angerempelt habe, die Person, von der ich noch in der Nacht zuvor geträumt hatte! Seine Cap hatte er abgenommen, als er den Laden betrat, wodurch sein Haar nun locker zu beiden Seiten herab fiel und sich vor seiner Stirn teilte. Es war zwar nicht so faszinierend golden wie im Traum, doch war es dennoch ein fast traumhafter Anblick.

 Es war zwar nicht so faszinierend golden wie im Traum, doch war es dennoch ein fast traumhafter Anblick

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Er schien bemerkt zu haben, dass ich ihn angestarrt hatte, denn er sah mich nun leicht fragend an. Schnell verbeugte ich mich zur Begrüßung, ich war ja noch in der Schicht.

"Vielleicht erinnert er sich ja an mich... Nein, halt, hoffentlich nicht!! Das wäre so peinlich..."

Ich schien mir umsonst Gedanken gemacht zu haben. Nachdem er sich ebenfalls kurz höflich verbeugt hatte, lief er an mir vorbei um sich das Sortiment anzusehen. Weiter schien er mich nicht zu beachten. Ich wusste jetzt nur nicht, ob das nun ein gutes Zeichen war oder nicht...
Ich kümmerte mich unruhig weiter um die Einsortierung der Accessoires; versuchte, mich nicht durchgehend auf ihn zu konzentrieren.

Es war nicht Liebe auf den ersten Blick, an sowas glaubte ich gar nicht. Man konnte sich nicht einfach von der ersten Sekunde an in jemanden verlieben, den man nicht kannte. Das Problem das ich hatte war, dass ich im Traum wirklich verliebt war. Es hatte sich echt angefühlt, selbst jetzt noch konnte ich mich vage an das Gefühl erinnern, das ich hatte. Und niemals hätte ich gedacht, dass er so plötzlich anfangen würde, zu existieren! Geschweige denn einfach an meinem Arbeitsplatz zu erscheinen. Dadurch hatte ich nun ein ähnliches Gefühl, ich war nervös, fast ein wenig ängstlich und wollte ständig nach ihm sehen, ob er noch da war und was er grad tat. Ob er zu mir sah? Wahrscheinlich nicht.
Ich war nicht verliebt. Das ging gar nicht. Aber dennoch war ich, nicht nur wegen der Sache mit dem Traum, ziemlich von ihm fasziniert...

Mein Gedankengang wurde urplötzlich unterbrochen, als er mir auf die Schulter tippte. Erschrocken wirbelte ich herum und stieß dabei fast ein paar der Armbänder von der Halterung.

"Oh, verzeihung! Tut mir leid, das..."

"Nein, ist schon okay. Ich hätte mich nicht so anschleichen sollen..."

Ich verlor mich fast in seiner erstaunlich tiefen, aber beruhigenden Stimme. Er schien eher von der leiseren Sorte zu sein, doch das störte mich nicht im geringsten. Zu schade dass er so schnell aufhörte, zu reden. Ich hätte ihm wahrscheinlich für Stunden zuhören können...
... Ich sollte eventuell mal antworten.

"K-kann ich Ihnen irgendwie helfen?"
Na toll. Jetzt stotterte ich auch noch...

"Ja, ich suche so eine wie die hier..."
Er zeigte mir seine Cap, die er seit seiner Ankunft in der Hand getragen hat. Sie war schlicht gehalten in einem schwarz-blauem Farbton, welcher mir eigentlich ziemlich gut gefiel. Er schien ebenfalls ein Fan von eher schlichterem Kleidungsstil zu sein.

"Ja, eine Sekunde", antwortete ich, bevor ich im hinteren Teil des Ladens verschwand und nur wenige Sekunden später mit einer Cap wieder kam, die fast genauso aussah wie seine Alte. Ich überreichte sie ihm.

"Stimmt denn etwas mit der Anderen nicht? Sie sieht noch ziemlich gut aus, in meinen Augen."

Es war ein erbärmlicher Versuch für den Aufbau eines Gespräches. Selbst er sah mich erst mit einem irritierten Blick an, bevor er mir wortlos seine alte Cap überreichte, damit ich sie mir angucken konnte, was ich dann auch gleich tat.
Sie war auch größtenteils noch ziemlich gut erhalten. Sie war höchstens ein wenig zerknittert vom häufigen Tragen, doch sah ich abgesehen davon kein weiteres Problem.

"Kenne ich Sie nicht irgendwoher...?"

Überrascht sah ich von der Cap wieder auf und zu ihm, dabei merkte ich auch dass er mich prüfend ansah. Die Frage traf mich unerwartet, ich ging eigentlich davon aus, dass er mich vergessen hatte! So schnell hatte ich keine passende Antwort parat, wodurch ich nur irgendwas zusammen stotterte.

"Ja! A.. also, nein! Ich m... meine vielleicht, ich... ich hab ein Allerweltsgesicht, Sie verwechseln mich vielleicht nur..."

"Vielleicht... Ist ja auch egal."
Er kramte in seinem Portmonnaie und legte mir das Geld für die Cap auf den Tresen, bevor er sein Haar zurück strich um die Cap aufzusetzen.

"Sie können die Andere behalten, wenn Sie wollen."

Perplex starrte ich ihm hinterher, als er sich umdrehte um den Shop zu verlassen. Ich wollte gerade den Mund öffnen, um noch was zu sagen, da drehte er sich noch einmal zu mir um.

"Ach, und... Ich heiße Jooheon. Lee Jooheon."

Mit diesen Worten verließ er den Laden und ließ mich nun noch verwirrter zurück, in der einen Hand immer noch seine alte Cap.

A Story of Honey (Jooheon X Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt