9. Kapitel

122 18 3
                                    


„Macy!"
Patricks Stimme klang genauso, wie ich sie in der Erinnerung hatte. Warm und herzlich. Er stieß sich vom Türrahmen ab und kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu.
„Du hast nicht auf meine Nachrichten reagiert. Ich habe mir Sorgen gemacht." Jetzt klang er schon fast vorwurfsvoll.

Ich konnte ihm nicht antworten. Ich war wie erstarrt und meine Zunge hatte ihren Dienst versagt. Fassungslos starrte ich ihn an, unfähig, irgendwie auf diese Situation zu reagieren.
„Willst du mich nicht begrüßen, Macy?" Der missbilligende Klang war verschwunden und dennoch war dieser Ausdruck in Patricks Gesicht, den ich noch nie zuvor dort gesehen hatte. Er machte mir Angst.
„Pat...", würgte ich kraftlos hervor. Meine Beine zitternden unter meinem Gewicht und drohten, jeden Moment in sich zusammenzubrechen.

Ich kniff angestrengt die Augen zusammen und versuchte mit großer Mühe, die Tränen zurückzuhalten, die sich bei Patricks Anblick in mir aufgestaut hatten.
Pat runzelte die Stirn und schloss die letzten Meter Abstand zwischen uns. Unwillkürlich wich ich einen Schritt zurück. Ein Schatten huschte über sein Gesicht.
„Macy...", seufzte er leise, ließ seine geöffneten Arme allerdings nicht sinken. Er platzierte seine rechte Hand auf meiner Schulter, während seine Linke nach meiner Hüfte tastete.
Ihm schien es völlig egal zu sein, wie unwohl ich mich unter seiner Berührung fühlte.

„Lass uns darüber reden, ja?"
Patricks Stimme klang bestimmt, als gäbe es für ihn keinen Zweifel daran, dass ich mit ihm einer Meinung war. Das ich das zerrissene Band zwischen uns ebenfalls wieder flicken wollte.
„Alles wird gut", fuhr Pat ruhig fort, wobei er seine Hand an meiner Hüfte hochwandern ließ und beruhigende Kreise auf meinen Rücken zeichnete.

Das war der Moment, indem ich wieder klar denken konnte. Mit einem Mal riss ich mich von Patrick los und wich ein paar Schritte zurück. Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Immer wieder und wieder, als könnte ich es nicht glauben, dass er wirklich vor mir stand.

Aber das konnte ich auch nicht. Ich meine, was macht er hier?
Woher wusste er, dass ich bei Harper Unterschlupf gefunden hatte? Und wie konnte er die Adresse meiner besten Freundin ausfindig machen?
All diese Fragen schossen mir durch den Kopf, doch ich konnte keine zu einem sinnvollen Satz formen.
Ich starrte Patrick einfach nur völlig entgeistert an und er erwiderte meinen Blick.

„Komm schon, Macy. Sei nicht kindisch. Deine Eltern sind schon ganz krank vor Sorge", murmelte Patrick und fasste mich bestimmt am Arm.
„Lass mich los!", fauchte ich ihn an und entzog mich seiner Berührung. „Lass mich einfach in Ruhe!"

Patrick holte tief Luft, ehe er bedauernd den Kopf schüttelte und sich durch das blonde Haar fuhr.
„Macy... Lass uns reden", bat er mit ruhiger Stimme. Das trügerische Flehen brachte seine grünen Augen zum Glitzern.
Wie ich es hasste, wenn er meinen Namen aussprach. Es ekelte mich und schürte den Würgereiz in mir. Er hatte kein Recht, die Silben meines Namens so liebevoll und warm über seine Lippen zu bringen.

„Wie kommst du auf die Idee, dass ich überhaupt noch mit dir reden will?", schrie ich ihn an. „Wie, Patrick?"
Pats Schultern spannten sich an und dennoch erwiderte er meinen kalten Blick mit erhobenem Haupte. Es machte mich rasend!
„Hast du wirklich gedacht, ich wäre froh, wenn du hier auftauchen würdest?! Das ich dir um den Hals fallen würde und all das vergessen könnte, was du mir angetan hast?", fuhr ich mit bebender Stimme fort, ehe ich resigniert schluckte. „Was ihr mir angetan habt."

Schmerz trat in Patricks grüne Augen und er verzog für den Bruchteil einer Sekunde das Gesicht, bevor er die Kontrolle über seine Züge wiedererlangte.
„Sag das nicht, Macy", bat er und suchte meinen Blick. Er trat einen Schritt nach vorne und dieses Mal gewährte ich ihm die Nähe. „Ich wollte dir niemals weh tun und wenn du mir die Chance gibst, werde ich dich wieder so glücklich machen, wie du es verdienst, zu sein."

About UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt