17. Kapitel

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Die dunkle Fassade des Boothers kämpfte sich durch die dicke Schneedecke und wirkte wie ein dunkles Loch in der verschneiten Stadt.
Ich verringerte das Ausmaß meiner Schritte bis ich schließlich neben einem grünen Laternenpfahl zum Stehen kam.

Es war das erste Mal, dass ich den Pub im milden Tageslicht bestaunen durfte.
Im Licht der Sonne, welche sich mühsam durch die dichten Nebelschwaden drängte, wirkte das Boother völlig fehl am Platz.
Als wäre es ein Eindringling in der schneeweißen Studentenstadt.

Ich vergrub meine zitternden Hände in den Taschen meiner Winterjacke und betrachtete das Gebäude mit gemischten Gefühlen.
Als ich das letzte Mal hier gewesen war, war ich fröhlich, wenn auch etwas skeptisch was der Abend mit sich bringen würde, gewesen.
Aber ich hatte Spaß gehabt. Seit langer Zeit konnte ich über meinen Schmerz hinwegsehen.
Patricks Verrat hatte in dieser Nacht keine Rolle mehr für mich gespielt.

Ich konnte Siennas Blick auf mir spüren, als sie neben mir zum Stehen kam.
„Sind sie schon da?", fragte ich leise, ohne meine Augen von dem Pub abzuwenden.
Sienna nickte. „Ava hat mir gerade geschrieben."

Ich holte tief Luft und rammte die Spitze meines Winterstiefels in den zerdrückten Schnee, worauf es leise knirschte.
Ein ungutes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus und ließ die Übelkeit in mir hochsteigen.
Noch nie war ich so nervös gewesen wegen eines Treffens mit meinen Freunden.
Hauptsächlich war es Harpers Reaktion, vor der ich mich fürchtete.

Sienna wartete stumm neben mir, doch ich konnte erkennen, dass ich so langsam ihre Geduld strapazierte.
Ich krallte mich in die Fütterung meiner Taschen und schloss für ein paar Sekunden die Augen, ehe ich das Boother entschlossen fixierte.
„Wird schon schief gehen", sprach ich mir selbst zu in der Hoffnung, meine gereizten Nerven dadurch etwas zu beruhigen.

 „Wird schon schief gehen", sprach ich mir selbst zu in der Hoffnung, meine gereizten Nerven dadurch etwas zu beruhigen

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Im Boother war es genauso dämmrig, wie ich es von meinen vorherigen Besuchen gewöhnt war.
Wäre ich nicht beim Eintreten von dem schwachen Sonnenlicht geblendet worden, hätte ich schon längst wieder vergessen, dass gerade erst die Mittagszeit verstrichen war.

Ich folgte Sienna an der Garderobe vorbei und drückte mich hinter ihr durch den dunkeln Vorhang, der das Innenleben des Pubs verbarg.

Die Musik war leiser als sonst und drang nur gedämpft aus den Boxen. Die Bar war völlig stillgelegt worden und lediglich die Sitzmöglichkeiten waren belegt.
Der verführerische Duft von gegrilltem Essen ließ meinen leeren Magen auf knurren.
Es dauerte keine fünf Sekunden, bis ich Harper und Ava in einer Sitznische entdeckte.
Beide hatten mir den Rücken zugekehrt, weshalb ich noch etwas Zeit hatte, mich zu sammeln.

Mit einem nervösen Kribbeln im Magen betrachtete ich meine Freundinnen.
Harper hatte sich in einen enganliegenden, eiergelben Rollkragenpullover gekuschelt, dessen Ende in einem schwarzen Glockenrock verschwand.
Ihre langen, schlanken Beine waren in der wohligen Wärme einer dicken, dunklen Strumpfhose versteckt.
Ihre honigblonden Haare fielen ihr in natürlichen Wellen über die Schulter.
Ein Gefühl der Vertrautheit überrollte mich bei ihrem Anblick.

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