Enzos Wohnung war wirklich klein.
Die Wände im Flur standen so nahe beieinander, dass meine Klaustrophobie ein nervöses Kribbeln durch meinen Körper sandte, als ich Enzo langsam folgte.
Ein paar Türen säumten den Gang und hin und wieder blieb Enzo stehen, um mir zu zeigen, was sich hinter dem weiß lackierten Holz verbarg.Ich bemühte mich wirklich, seinen Worten zu lauschen, doch mein Verstand interessierte sich momentan nicht dafür, in welch einem traurigen Zustand sich das Badezimmer befand. Das Einzige, was meine Nerven in diesem Moment beruhigen konnte, war das erlösende Licht am Ende des Flurs, was einen geräumigeren Raum versprechen ließ.
Unruhig streckte ich meine Hände zur Seite aus und ließ meine Fingerspitzen über die kunstvolle Tapete gleiten.
Ich schloss meine Augen und zwang mich zu einer ruhigen Atmung.
Eigentlich hatte ich meine Klaustrophobie ganz gut im Griff. Es gab nur selten irgendwelche beengten Räume, die Panikattacken in mir hervorrufen konnten. Eigentlich.
Doch aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, von der dunkelgrünen Farbe und den riesigen Gemälden erdrückt zu werden.„Und was ist da hinten?", stieß ich atemlos hervor, als Enzo seinen Bericht zu der Küche geendet hatte.
Enzo drehte sich langsam in die Richtung, ich die ich mit zittrigen Fingern zeigte.
„Das Wohnzimmer", beantwortete er meine Frage. „Willst du es sehen, oder sollen wir uns zuerst dein Zimmer ansehen?"
Enzo bedachte mich mit einem abwartenden Blick und obwohl ich nur zu gern wissen würde, ob mein zukünftiges Zimmer groß genug war, um meine seltenen Panikattacken nicht hervorzurufen, drängte mich mein Fluchtinstinkt Richtung Wohnzimmer.
„Das Wohnzimmer! Unbedingt! Ich liebe Wohnzimmer!", plapperte ich auch schon unkontrolliert los und stieß ein nervöses Lachen aus, als Enzo irritiert eine Braue nach oben wandern ließ.
„Das... das sind tolle Räume", versuchte ich mein merkwürdiges Verhalten zu erklären.
Enzo nickte langsam. „Ja, in der Tat."Endlich drehte er sich zum Ende des Flurs hin und setzte sich in Bewegung. Erleichtert folgte ich ihm.
Die Wände weiteten sich etwas und gaben schließlich ein Wohnzimmer frei, das vermutlich größer war, als all die restlichen Räume zusammen.
Enzo führte mich zwei kleine Treppen hinab und breitete die Arme aus. „Herzlich Willkommen in meinem bescheidenen Heim!"
Ich atmete tief ein und genoss das Gefühl der Erleichterung, die sich wie ein kühler Schaum über meine aufwallende Panik legte und meine Angst zurück in ihre Tiefen drückte.In der Mitte des Raumes thronte eine schwarze Ledercouch, auf der bestimmt mehr als vier Leute Platz finden konnten.
Davor stand ein kleiner, dunkelbrauner Beistelltisch, auf dem sich kleine Untersetzer stapelten. Das Fernsehprogramm für den heutigen Abend sprang mir aus der beiliegenden Zeitschrift entgegen.
Als ich mich etwas nach links drehte, entdeckte ich einen kleinen, altmodischen Fernseher auf einem niedrigen Tisch. Der kleine Bildschirm flackerte und tauchte den Raum in ein bläuliches Licht.
Rechts von dem Gerät entdeckte ich eine schmale Glastür, die wohl auf den Balkon führte. Eine weiße Decke hatte sich über das hölzerne Geländer gelegt und die tanzenden Flocken ließen die Aussicht nur erahnen.
Ich ließ meinen Blick wieder durch den Raum schweifen.Unzählige Regale säumten die Wände und verdeckten die weiße Wandfarbe.
Ich trat näher an ein Bücherregal heran und bedachte die Werke mit einem kurzen Blick, ehe ich mich weiter umsah.
Ein schmaler Tisch stand am Ende des Raumes und wurde lediglich von zwei Stühlen flankiert. Ein Adventskranz säumte die, ansonsten leere, Fläche.„Es ist wirklich wunderschön hier", meinte ich nach einer Weile und spürte, wie sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen zauberte.
Es gefiel mir hier, wirklich. Das Einzige, was sich als Problem herausstellen könnte, war der beengte Flur.
Vermutlich würde ich jedes Mal wie eine Verrückte durch den Gang sausen, wobei es mir jetzt schon davor graute, je wieder einen Fuß zwischen diese Wände zu setzten.
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About Us
RomanceAlles vergessen - Das ist Macy Stones sehnlichster Wunsch, als sie mit gebrochenem Herzen zu ihrer besten Freundin nach Windfield flieht. Das Harper ausgerechnet mit zwei Kerlen zusammenwohnt, erweist sich daher als ziemlich unpraktisch. Vor allem d...