11. Kapitel

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Mit wackelnden Hüften und hochgezogenen Augenbrauen blickte Ava mich an. Herausforderung funkelte in ihren bernsteinfarbenen Augen auf.
Sie stütze ihre linke Hand in die Hüfte, während sie mir mit der anderen den erleuchtenden Bildschirm ihres Smartphones unter die Nase hielt.

„Komm schon, Macy!", jammerte sie und schob flehend ihre Unterlippe vor. „Ich weiß doch genau, wie gern du Flaschen drehen spielst!"
Ich rollte mit den Augen und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.

Ja, ich mochte Flaschendrehen. Es war mein absolutes Lieblingsspiel auf kleineren Veranstaltungen. Wenn ich nur unter Freunden war.
Aber ich war nicht in Feierlaune. Ehrlich gesagt, war meine Stimmung im Keller.
Heute war der letzte Tag meiner Frist verstrichen. Blake könnte jeden Moment die Wohnung betreten und mich mit einem breiten Grinsen vor die Tür setzten.
Warum also hatte Ava nichts besseres zu tun, als mich zum Flaschendrehen zu motivieren?

„Wir machen das Ganze auch interessanter!", versprach sie mit einem verschwörerischen Lächeln auf den Lippen.

Ich rang mir ein müdes Lächeln ab.
Es war ja irgendwie süß, wie Ava versuchte, mich für ihre Idee zu begeistern. Vermutlich wollte sie mich einfach aufheitern und über den baldigen Verlust meines Schlafplatzes hinwegtrösten, aber ich wollte wirklich nicht spielen.
Eigentlich wollte ich Garnichts tun. Ich wollte mich einfach zwischen den Kissen auf dem Sofa vergraben und auf Blakes gnädigen Todesstoß warten.

„Macy, bitte!", quengelte Ava weiter, als ich ihr nicht antwortete.
Ich stöhnte gequält auf und spähte zu Harper und Milo hinüber.
Während es sich Harper auf einem der Barhocker bequem gemacht hatte, hatte sich Milo am Tresen abgestützt. Beide beobachteten uns.
„Nur ein Spiel, Süße!", flehte Ava weiterhin.
„Komm schon, Macy", fügte nun auch Harper hinzu.

„Ich hasse euch", knurrte ich und erhob mich widerwillig aus der weichen Polsterung.
„Ach Quatsch, du liebst uns", quickte Ava erfreut auf.
Mit strahlendem Gesicht fasste sie mich am Handgelenk und zog mich in die offene Küche.
„Milo spielst du mit?"
„Nur, wenn es nicht jugendfrei ist", erwiderte dieser.

Harpers Augenbrauen wanderten nach oben, als sie Milo über den Tresen hinweg einen fragenden Blick zuwarf.
Er zuckte nur kurz mit den Schultern, ehe er eine ausholende Geste vollführte.
„Was denkst du denn von mir Harp? Das ich einfach just for fun mit drei heißen Mädels Flaschendrehen spiele, ohne die Chance auf einen Kuss zu bekommen?"
„Ähm, ja?" Harper strich sich ihre Haare hinters Ohr und verschränkte die Arme vor der Brust. „Milo, du bist mein Mitbewohner."

„Ich bin trotzdem ein testosterongesteuertes Arschloch", entgegnete Milo schulterzuckend. Er zwinkerte Ava kurz zu, ehe er mir einen anzüglichen Blick zuwarf.
Ich verdrehte die Augen, konnte mir aber ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Also schmutzig?", hakte Ava nach und warf einen fragenden Blick in die Runde.
Milo nickte begeistert, während Harper und ich lediglich mit den Schultern zuckten.
„Okay, also schmutzig", kommentierte Ava überflüssigerweise und grinste uns an.
Mit flinken Fingern tippte sie unsere Namen auf das Display und startete das Spiel.

Harper rutschte von dem Barhocker und umrundete den Tresen. Zielsicher steuerte sie auf den Kühlschrank zu.
„Wer will noch ein Bier?", fragte sie und zog im nächsten Moment auch schon eine dunkle Flasche hervor.
Ich hob den Kopf und betrachtete das Konsistenzwasser, dass in schmalen Rinnsalen über das Glas wanderte.

Unwillkürlich wanderten meine Gedanken zu Pat. Dem flehenden Funkeln in seinen Augen, als er auf mich zu kam. Das siegessichere Lächeln, als er mit seinem Daumen über meinen Handrücken gestrichen hatte.
Und Blakes Heldeneinsatz.
Du musst wohl ihr verbitterter Exfreund sein, der zuerst mit einer anderen ins Bett gesprungen ist und sich jetzt wieder an meine Kleine ranmacht.

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