Darkiplier & Antisepticeye
Es war widerlich mit anzusehen, wie Mark oder wohl eher, das, was einmal Mark war, der armen Frau erst näher kam, ihr dann sanft über die Wange strich, nur um dann schlussendlich seine Hände um ihren Hals zu legen. Japsend, aber sonst regungslos vor lauter Schock, baumelten ihre Beine in der Luft und Sean blieb nichts anderes übrig, als zu stehen und zu gaffen, denn ihm war klar, dass eine zur Wehrsetzung so effektiv wäre, wie unter Wasser zu atmen.
Verzweifelt sah er nach links und rechts, doch die Straße war wie leer gefegt. Niemand, der ihm half, seinen eigenen Freund zu überwältigen. Er schluckte, sah wie Marks Opfer ihre Fingernägel in die Hände des Täters bohrte, was diesen jedoch unbekümmert zurückließ. Sean musste sich entscheiden; was war ihm wichtiger? Das Leben eines Fremden oder seines, welches in den letzten Tagen an Wert verloren hatte.
"Verdammt nochmal, leg dich doch wenigstens mit jemandem in deinem Kaliber an.", brüllte er und endlich war eine Reaktion zu erkennen. Die Dame rutschte wimmernd zu Boden, verzweifelt ihren Hals haltend, an dessen Seiten klar der Bluterguss zu erkennen war. Sean konnte nicht glauben, was er mit ansehen musste. Sie kroch langsam zur Seite, hauptsache weit weg von ihrem Peiniger.
"Wie süß.", Sean hörte sprichwörtlich sein letztes Stündchen schlagen, ging einen Schritt zurück und stolperte über die Blumenbeetkante, die ihn zum Fall brachte, "Du Elf willst mir sagen, das du in meinem Kaliber wärst?" "Ehrlich gesagt: Nein, das wollte ich nicht damit sagen." Er rechnete mit allem, ganz besonders mit ähnlichen Blutergüssen, wie von der Besitzerin des Fahrrads, welches trist mitten auf dem Bürgersteig lag. Aber tatsächlich lief es auf etwas anderes hinaus.
Marks Doppelgänger verringerte die Distanz, streckte seinen Arm aus, mit der Intention ihm aufzuhelfen. Reglos starrte Sean auf die Hand seines Gegenübers. "Willst du etwa dort unten liegen bleiben? Sei nicht so störrisch." Er konnte weiterhin nur starren, das veranlasste Mark dazu, ihn unter den Armen zu packen und harsch auf die Beine zu zwingen. "Wer bist du?", fragte Sean und betrachtete mit Ekel, wie das Mark-ähnliche-Wesen sich an der Wange kratzte und dabei Hautfetzen herab segelten. "Komm schon, das wusstest du schon von Anfang an."
"Das ist doch lächerlich!", man hörte klar die Wut aus seinen Worten, "Darkiplier und Antisepticeye waren eine affige Erfindung von Mark und mir, während er an seiner Cola und ich an meinem Bier in irgendeinem irischen Pub schlürften. Wir dachten, dass man den Zeichnern unter unseren Fans neue Motive geben könnte. Du kannst mir nicht erzählen, dass du diese fiktionale Gestalt bist." "Und doch stehe ich hier und bin offensichtlich nicht dein Freund." Sean erschauderte und erkannte, dass er recht hatte. Eine Frage beschäftigte ihn jedoch noch: "Warum tötest du mich nicht?" Doch hierauf bekam er nur ein müdes Lächeln.
"Geh zurück in das Haus." "Und was wenn nicht?" Weitere Hautfetzen segelten zu Boden. "Dann werde ich dich foltern, bis du nicht mehr du selbst bist." So absurd es auch sein mag, Sean dachte tatsächlich darüber nach, denn er hatte eine stumpfe Vorahnung. Trotzdem drehte er sich um und ging sachten Schrittes zurück in das Wohnzimmer. Jegliche Panik war wie weggefegt. "Setz dich." Auch diesem Befehl kam er willenlos nach.
"Ich werde dir nun etwas erklären, da es sowieso nicht mehr vermieden werden kann." Schäbig grinsend lief Darkiplier auf und ab. Nicht weil ihn irgendetwas beunruhigen würde, daran glaubte Sean nicht, mehr, als spräche Ungeduld aus dieser Bewegung. "Der Tod eines Einzelnen ist eine Tragödie, der Tod von vielen pure Macht." "Ich bin mir nicht ganz so sicher, ob das Zitat so richtig war."
"Es läuft zum letzten Akt hinaus. Seid ihr auch schon so aufgeregt?", fragte Marks Doppelgänger unbekümmert das imaginäre Publikum. "Und woraus besteht dieser?" Fast schon beleidigt zog er die Mundwinkel nach unten. "Mein lieber Jack, bist du auch nicht der Typ für klassische Literatur, so weißt du doch mit Sicherheit, wie Tragödien immerzu ausgehen." Jegliches Blut wich Sean aus dem Gesicht. "Wer soll denn noch sterben, damit das Ziel erreicht ist?" "Möchtest du es wirklich erfahren? Das wirst du schon noch früh genug, zumindest konkrete Namen. Aber kommen wir jetzt auf den Punkt."
Endlich hielt er inne und sah Sean geradewegs an. "In ein paar Stunden wird das Werk vollendet sein, dann werden alle YouTuber, die derzeit von unserem Virus erfasst wurden sterben." Anhaltende Stille erfüllte den Raum, noch nicht einmal Chica war zu hören. "Und wie stellst du dir das vor?", es sollte bewusst so höhnisch, wie nur irgendwie möglich klingen, denn ihm konnte nichts passieren, das wusste Sean, "Du kannst schlecht den Sensenmann, bei ich weiß nicht wie vielen Personen spielen."
"Das stimmt. Wir geben nur das Startsignal. Du denkst also, dass deine und Marks zweite Persönlichkeiten besonders sind? Schlussendlich ist es nur ein Mittel zum Zweck." "Wenn du mich jetzt sowieso kumpelmäßig einweist, warum erklärst du mir dann nicht auch, von welchem Auslöser du sprichst!?" Darkiplier blickte grinsend zu Boden und drehte die Fragerunde um: "Beantworte du mir die Frage, du hast es selbst erlebt. Was hattest du empfunden, als Mark dachte, dass du dir einen Spaß erlauben wolltest?" Sean brauchte nicht nachzudenken und murmelte: "Pure Angst. Angst davor einen Freund verloren zu haben und Angst davor, das ganze nun alleine durchmachen zu müssen." Mit zufriedener Zustimmung legte sein Gegenüber den Kopf leicht schief, natürlich mit einem breiten Lächeln.
Sean hatte noch so viele Fragen, doch sie schienen beim Anblick dieser eigenartigen Kreatur in ein schwarzes Loch gefallen zu sein. So saß er stumm da und hoffte inständig, dass dieser Horror sein Ende findet, solange er nur feste genug die Augen schloss; er probierte es nicht aus. "Nun lass uns aufbrechen, zum letzten Akt. Zum Ende des Stücks." "Nein." Es kam ihm klarer über die Lippen, als er erwartet hatte.
Die Verwirrung war geradezu greifbar, doch dann legte Darkiplier den Kopf in den Nacken und lachte schallend laut. "Du glaubst doch nicht wirklich, dass du eine Wahl hast? Nicht du bist der Maler, der seine Leinwand erblinden lässt, sondern ich bin die Muse, die dich dazu zwingt!" Sean fühlte sich stärker, als es in dieser Situation angebracht war. "Du kannst mir nichts anhaben. Denn mein Tod wäre nicht nur der meinige, die Schmerzen, die ich zu erdulden hätte, schwächten nicht nur mich und jede Narbe hinterlässt Spuren auf der Haut eines anderen. Du kannst mir nichts anhaben.", setzte er erneut an, "Denn dann würdest du Antisepticeye gefährden und so eure Pläne."
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Innerer Fluch
FanfictionEines morgens wacht Jack auf und stellt fest, dass er sich benebelt fühlt und sich in keinster Weise an die vergangene Nacht erinnern kann. Hinzu kommt auch noch, dass er auf seinem Kanal ein kryptisches Video findet, welches rätselhaft und zugleich...