Nach dem Interview verlief der Tag eigentlich ganz ruhig.
Ich verzog mich in's Hotel und arbeitete ein wenig an meinem Album.
Das letzte Mal, das ich richtig mit den anderen mitgefeiert habe, hatte ich 'nen totalen Filmriss. Ich hab Angst, dass ich Timi irgendwas erzählt hab, das ich ihm nicht hätte erzählen sollen und er deshalb so komisch zu mir ist. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass er mir aus dem Weg geht.
Deswegen hatte ich keine Lust zu feiern. Aus Angst noch mehr kaputt zu machen.
Also saß ich arbeitend im Hotelzimmer und trank nebenbei das ein oder andere Bier.
Am Abend machte ich mich dann auf den Weg zu der Konzerthalle.
Ich zog mich um und fand die anderen dann schon an der Bühne vor. Battle Boi Basti spielte gerade noch.
Er fing an zu rufen: 'TRAILER', woraufhin das Publikum 'PARK' schrie. Das war das Zeichen, dass wir gleich dran waren.
Wir bekamen alle ein Mikrofon in die Hand gedrückt.
Ich beobachtete Tim, wie er noch ein letztes Mal an seinem Joint zog und diesen dann auf dem Boden austritt. Sogar beim Kiffen ist der Kerl heiß.
Wir liefen auf die Bühne und spielten ein paar Songs und gingen wieder runter.
Jetzt sollte Trostpreis kommen. Nervös guckte ich Tim an, der sich gerade noch eine Pille schmiss. Machte er das, um es mit mir alleine auf der Bühne auszuhalten?
Ich hielt ihm meine Hand hin, damit wir, wie jedes Mal, zusammen auf die Bühne gehen konnten. Die ignorierte er einfach.
"Gehst du dieses Mal vor?", fragte er mich stattdessen. Das tat weh.
Ich nickte einfach nur und wartete auf Massimos Anweisung wieder auf die Bühne zu gehen.
Dort angekommen, stellte ich mich vor die mittlere Box, stellte mein eines Bein drauf ab. Tim kam mir hinter her und machte das Gleiche.
Er war mir so nah. Ich wusste nicht, was ich machen oder sagen sollte.
Also legte ich einfach meinen Arm um ihn, so wie wir es sonst auch immer machten, woraufhin er es mir wieder gleich tat.
Das Publikum wollte U-Bahn Schläger hören, was sie uns auch fühlen ließen.
Ich versuchte aber eine Hinleitung zu Trostpreis aufzubauen. Ich schaute Tim an und sagte einfach das erste, was mir einfiel.
"Oh du hast dir Gel in die Haare gemacht." Ich fuhr ihm leicht durch die Haare.
"Nein, das ist Sperma", antwortete er, ohne mich anzusehen.
"Trotzdem ist es wunderschön-"
"Von einem Pferd", unterbrach er mich. Er redete weiter. Ich konnte ihn aber die ganze Zeit nur angucken. Es machte mich fertig, dass er, selbst wenn wir uns körperlich so nah waren, sich so von mir distanzierte.
Das Publikum rief die ganze Zeit nur 'U-Bahn Schläger'. Also fing Tim an zu erzählen, dass er mal eine Olle, die in der U-Bahn verkloppt wurde, gevögelt habe.
"Was für ein Trostpreis", meinte er und dann setzten auch schon die ersten Töne vom Lied ein.
Wir lösten uns voneinander und performten unsere Texte, unterstützten den jeweils anderen bei seinem Part.
Am Ende des Liedes standen wir wieder wie am Anfang.
"Ich habe nur auf das Ende des Liedes gewartet, um wieder in deinen Armen sein zu können", rutschte es mir raus. Aber es passte ja.
"Ja, so ging's mir auch", kam es genauso desinteressiert von ihm wie die ganze Zeit schon.
Normaler Weise küssten wir uns an dieser Stelle immer. Ich schaute ihn an. Und zum ersten Mal an diesem Abend sah er mir in die Augen.
Da war so viel Schmerz. Er tat mir richtig leid. Am liebsten hätte ich ihn jetzt in den Arm genommen. Doch bevor ich auch nur irgendwas machen konnte, kamen die anderen beiden wieder zu uns und Tim wandte sich wieder von mir ab.Dieser kurze Moment, in dem wir Blickkontakt hatten, hatte mich so aus der Fassung gebracht, dass ich erst mal nur wie angewurzelt da stand und mich erst wieder fing, als Steven zu mir kam, mir auf die Schulter klopfte und irgendwas erzählte für die Hinleitung zum nächsten Lied.
Der Rest vom Konzert war wie der Anfang vom Konzert. Tim ging mir aus dem Weg und alles lief wie geplant.
Ich musste mir noch irgendwas überlegen, um mit Tim alleine reden zu können. Denn nach dem Konzert würde er mit Sicherheit feiern gehen, erst mitten in der Nacht ins Zimmer kommen und dann schlafen bis wir weiter fahren müssen. Und in dem kleinen Bus, den wir hatten konnte ich es natürlich auch vergessen ein privates Gespräch mit ihm anzufangen.
Also, so wie es momentan aussah, gab es keine Möglichkeit auf Privatsphäre.
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TIMIGATOAH
FanfictionEine kurze ausgedachte Geschichte über Timi Hendrix und Alligatoah