leid

440 14 9
                                    

Die Wochen vergingen. Ich hörte nichts mehr von den Jungs. Von Keinem. Wir hatten nur abgemacht, dass wir bald nach Spanien fliegen würden um unser Album ohne irgendwelche Ablenkungen fertig bringen zu können. Crackstreet boys 3 wird es bestimmt heißen. Basti meinte, dass ich ja auch meine Schlaftabletten, Rotwein Reihe habe und es einfacher sei, den Namen beizubehalten.

Wir wollten Ende November fliegen. Es war gerade Anfang. Jeden Tag musste ich an Timi denken. Ich konnte keinen Monat mehr warten, bis ich ihn wiedersehen konnte. Der Typ machte mich einfach verrückt. Seit längerer Zeit schon konnte ich mich nicht auf mein Album konzentrieren, da ich an nichts anderes als an Timi denken konnte.

Ging es ihm gut? Oder verfiel er gerade richtig in seine Drogensucht?

Ich wollte zu ihm, war mir aber nicht sicher, ob das gut für ihn wäre.

Also blieb ich einfach zuhause.

Ich war gerade am Kochen. Ich war nicht gerade gut darin, aber ich wollte natürlich auch nicht jeden Tag Pizza bestellen und Nudeln bekomme sogar ich hin.

Ich schüttete gerade die Nudeln ab, als es klingelte. Ich stellte den leeren Topf auf die Spüle und machte mich auf den Weg zur Tür. Ich hasste es irgendwie zur Tür gehen zu müssen und nicht zu wissen, wer dahinter ist. Es ist jetzt auch schon oft genug vorgekommen, dass Fans meine Adresse raus gefunden haben. Seit Triebwerke hatte sich alles verändert.

Doch zu meiner Überraschung stand kein Fan in der Tür.

"LUKAS", rief Tim grinsend und schlang seine Arme um mich.

"Timi?" Verwirrt erwiderte ich die Umarmung. "Was machst du hier?"

"Ich hab dich vermisst", lallte er.

Ich versuchte mich aus der Umarmung zu befreien, Tim hielt mich allerdings fest, als ging es um sein Leben.

"Willst du rein kommen?", fragte ich ihn dann, als ich es aufgegeben hatte.

Er hob seinen Kopf und sah mich an, hatte sein Kinn auf meiner Brust. Seine Augen waren so unglaublich schön. Eine gefühlte Ewigkeit standen wir da und sahen uns einfach nur in die Augen. Ich hatte ihn echt vermisst. Dann nahm er allerdings meine Hand und zog mich in die Wohnung.

Er lief direkt ins Wohnzimmer und ließ sich da auf die Couch fallen, hatte wieder ein breites Grinsen im Gesicht.

"Willst du dich nicht zu mir setzen?" Er klopfte auf den Platz neben sich.

Wie ferngesteuert lief ich auf ihn zu und setzte mich.

Tim hatte seine Schuhe schon ausgezogen und saß nun im Schneidersitz vor mir.

Ich wusste nicht warum, aber ich konnte spüren, wie mir das Blut in die Wangen lief.

"Und?", fing Timi an, hüpfte auf seinem Platz rum, als wäre er ein kleines Kind. "Hast du mich auch vermisst?"

Ich wurde wahrscheinlich noch röter und nickte.

"Man jetzt mach dich mal locker, Lukas" Er schlug mir leicht auf den Oberschenkel. "Willst du was rauchen? Das entspannt dich, glaub mir."

"Ich bin entspannt. Und verwirrt. Wir wollten uns doch eigentlich erst in einem Monat treffen", sagte ich, blickte von seiner Hand auf, die immer noch auf meinem Oberschenkel lag.

"Ja," Er rutschte ein Stück näher. "aber so lange konnte ich nicht mehr warten."

Er legte seinen Arm auf die Couch und stützte seinen Kopf daran ab.

Mein Herz raste. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich wollte ihn nicht wieder kaputt machen. Also schaute ich durch den Raum und überlegte, was ich denn sagen könnte.

"Lukas..", flüsterte er dann und legte seine andere Hand auf meine Schulter. Ich zuckte durch die Anspannung leicht zusammen. Aber es fühlte sich so schön an. Endlich war er wieder da, ohne Abstand zu wollen. Mein ganzer Körper kribbelte, nur durch diese kleine Berührung. Das machte mir gerade mal wieder klar, was für einen starken Einfluss dieser Kerl auf mich hatte.

Er schaute mich einfach nur an, weshalb ich meinen Blick wieder schweifen ließ, bis ich auf die Küchentür guckte. Die Nudeln!

"Ich hab gerade Essen gemacht, willst du was?", fragte ich ihn. Er nickte. Also stand ich schnell auf und lief in die Küche, deckte dort den Tisch, während er im Türrahmen stand und mich dabei beobachtete.

Ich lief noch eben in's Bad um mir meine Hände zu waschen. Im Spiegel konnte ich sehen, dass mein Kopf hochrot war. Wieso überhaupt? Ich hab schon viel unangenehmere Situationen mit ihm erlebt, über die man dann einfach gelacht hat.

Beruhig dich, Lukas... Er ist dein bester Freund, das wird schon gut gehen.

Ich wusch mir also die Hände und ging zurück in die Küche.

Wir aßen ohne ein Wort zu sagen. Danach gingen wir wieder zurück ins Wohnzimmer.

"Was hast du denn jetzt hier vor", fragte ich ihn dann, als wir wieder auf der Couch saßen.

"Ich wollte mit dir reden", kam es dann von ihm. Langsam wurde er wohl wieder etwas klarer im Kopf.

"Dann fang mal an, bisher hast du noch nicht so viel gesagt."

Er biss sich auf die Unterlippe und nickte. "Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll."

"Mach einfach. Du weißt doch, du kannst mit mir über alles reden", versuchte ich ihn zu ermutigen.

Tim nickte. "Naja, weißt du," er machte eine Pause, guckte dabei auf seine Hände. "ich hab mich glaub ich in ein Mädchen verliebt."

Wieso tat es so weh das zu hören? Ich wusste doch, dass er auf Frauen steht.

"Ja und?", versuchte ich so normal wie möglich zu sagen.

"Das Problem ist, dass sie nicht den Anschein macht, als hätte sie ein größeres Interesse an mir als nur unsere Freundschaft." Er guckte mich an. "Außerdem macht sie auch nicht den Anschein, als wäre sie generell an Männern interessiert. Obwohl sie auch nicht den Anschein macht, als wäre sie an irgendjemanden sonst in der Art und Weise interessiert." Den letzten Teil nuschelte er nur noch.

Ich wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte, also sagte ich das erste, was wohl jedem in den Sinn kommen würde. "Rede mit ihr. Dann weißt du, wo du dran bist."

Er schüttelte den Kopf, guckte wieder auf seine Hände. "Ich hab Angst sie zu verlieren. Ich hab mir mein Leben ohne sie vorgestellt, hab versucht ohne sie zu überleben," Jetzt schaute er mich wieder an. Tränen sammelten sich in seinen Augen. "aber ich kann nicht", flüsterte er.

Für einen Moment schauten wir uns wieder nur an, dann nahm ich seine Hand. "Tu es einfach. Wenn's nichts wird, bin ich für dich da. Versprochen."

"Lukas, du verstehst das Ausmaß vom Problem nicht."

"Dann rede mit mir Timi." Ich rutschte näher zu ihm, damit ich ihm besser in die Augen sehen konnte. "Erklär es mir."

Einen Moment lang guckte Tim nur hilfesuchend durch den Raum. Dann schaute er mich wieder an, packte mit einer Hand mein T-Shirt und zog mich so zu sich. Ich wusste gar nicht, was passiert, da lagen seine Lippen schon auf meinen. Wir haben uns ja schon öfter geküsst. Aber dieser Kuss war anders. Dieser Kuss war liebevoll. Dieser Kuss, war der mit Abstand schönste, den ich jemals hatte.

Seine Lippen waren rau, aber gleichzeitig unglaublich weich. Sein Bart, den er schon länger nicht mehr rasiert hatte, kitzelte meine Haut. Seine Hand an meiner Wange hinterließ ein Gefühl von Feuer auf meiner Haut, als er diese wegnahm. Genauso wie seine Lippen, als er mich von sich schob.

TIMIGATOAHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt