Die Tage vergingen. Tim blieb in seinem Verhaltensmuster. Er wollte einfach nicht mit mir alleine sein.
Morgen Abend war unsere letzte Show für diese Tour und ich wusste genau, dass es mich nicht loslassen wird, wenn ich nicht vorher noch mit ihm sprach. Dann würde er nach Bielefeld fahren, ich würde nach Berlin fahren und mit meinem Album beschäftigt sein.
Die Tür ging auf und ein nicht allzu betrunkener Timi kam ins Zimmer getaumelt.
"Wow, du bist aber heute früh dran."
Überrascht schaute er auf. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass ich noch wach bin.
"Ehm.. Wie spät ist es denn?", fragte er langsam
"Gerade mal halb 2. Wie kommt's denn dass du jetzt schon kommst? Wirst du alt?", versuchte ich so normal wie möglich rauszubringen.
"Hab die Zeit überschätzt..." Er schaute mich an, achtete darauf mir nicht in die Augen zu gucken, so wie die ganzen letzten Tage schon. Dann sah er sich im Raum um und fing an sich auszuziehen.
Okey Lukas, starr ihn nicht an. Das macht es nicht besser.
Ich versuchte mich auf meinen Laptop zu konzentrieren, wobei mein Blick aber immer wieder zu seinem nackten Oberkörper schweifte. Würde er das denn tun, wenn er wüsste, dass ich Gefühle für ihn hab? Vielleicht will er mich auch quälen damit, weil ich ihn niemals haben werde.
"Du Tim?", fragte ich vorsichtig, während ich dann doch beobachtete, wie er Anstalten machte, seine Hose auszuziehen. Ich konnte einfach nicht anders.
Als Antwort bekam ich nur ein 'hm?'
"Sag mal, du weißt doch, dass du mit mir über alles reden kannst, oder?"
Während er weiterhin versuchte seine Hose auszuziehen, sah er mich kurz an und nickte.
"Auch, wenn es was mit mir zu tun hat..", fuhr ich fort.
Nun blieb er still stehen, seine Hose immer noch halb an den Knien, und sah mich an. "Was willst du mir damit sagen?"
"Naja, ich mein nur. Du bist in letzter Zeit so komisch zu mir." Ich packte meinen Laptop an die Seite und stand auf. "Wenn ich irgendwas gemacht habe, das-"
"Du hast gar nichts gemacht", unterbrach er mich.
Ich stand vor ihm, er taumelte ein Stück nach hinten, weiter von mir weg, fiel dabei wegen seiner Hose fast auf die Fresse.
"Dann rede doch mit mir", sagte ich schon fast flehend. Ich ging wieder ein Stück auf ihn zu. Er schaute auf den Boden, hielt sich mit der einen Hand an der Kommode fest, die neben ihm stand, und schüttelte einfach nur den Kopf.
"Bitte..." Ich legte meine Hand auf seine Schulter, woraufhin er noch mal ein ganzes Stück nach hinten ging.
"Bitte fass mich nicht an, Lukas", kam es harsch von ihm.
Das tat weh. So direkt hatte er mich bisher noch nicht zurück gewiesen.
"Was hab ich denn gemacht?", flüsterte ich, versuchte die Tränen in meinen Augen zu unterdrücken.
"Du hast nichts gemacht, man! Ich brauch einfach nur Abstand von dir!" Er schaute mir in die Augen. Aus irgendeinem Grund konnte ich das einfach nicht glauben. Er wollte nicht, dass ich gehe. Er wollte, dass ich hier bleibe und einfach für ihn da bin. Zumindest dachte ich das. Wer so viel Schmerz hat, dass man das in seinen Augen sehen kann, der will eigentlich, dass irgendeiner zu hört. Und als sein bester Freund wäre ich dieser jemand. Zumindest wäre das bei mir so.
Also ging ich noch einen Schritt auf ihn zu, versuchte auf ihn einzureden, damit er mich doch erzählt, was los ist. Er aber rastete einfach komplett aus und schloss sich im Bad ein.
Ich lehnte mich an die Tür. Versuchte nicht wieder aus Emotionen zu handeln.
"Timi...", fing ich langsam an. Ich sprach leise, war mir aber sicher, dass er das trotzdem noch durch die Tür hören konnte. "Es tut mir leid. Wenn du wirklich Abstand von mir willst, dann sag ich Sudden, dass wir Zimmer tauschen." Ich presste meine Augen zusammen, holte tief Luft "Und wir spielen morgen eben nicht Trostpreis." Trostpreis waren die einzigen wenigen Minuten, in denen ich ihm nah sein konnte. Zwar war das immer vor einer großen Menschenmenge und ich merkte immer wieder, dass es ihm nicht gut ging, trotzdem genoss ich diese Zeit mit ihm am Meisten.
Ich wartete noch ein paar Sekunden auf eine Antwort, allerdings kam keine. Erneut versuchte ich die Tränen zu unterdrücken. Ich stellte mich wieder grade hin und guckte in den Raum, suchte nach meiner Tasche, damit ich das Zimmer verlassen konnte.
"Nein..", hörte ich es leise aus dem Badezimmer kommen. Ich lehnte mich wieder mehr an die Tür. "Trostpreis hat doch gar nichts damit zu tun." Weinte er? "Ich hab nicht gesagt, dass du gehen sollst. Ich mag es, dass du hier bist..."Er machte eine Pause "... bei mir." Ich lehnte meine Stirn an die Tür. Ich wollte ihn umarmen, ihm sagen, dass alles gut wird. "dass ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann." Ja, er weinte definitiv. Das tat mir so weh. Nun konnte ich die Tränen auch nicht mehr zurückhalten.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Einige Minuten lang war nur Stille.
"Ich werde schlafen gehen." Ich wollte ihn nicht wieder bedrängen. "Weck mich ruhig, wenn was sein sollte."
Ich wartete noch ein wenig, ging dann aber wirklich in's Bett. Er machte mich einfach so fertig.
Ich lag eine gefühlte Ewigkeit im Bett und kämpfte mit den Tränen. Dann ging irgendwann die Badezimmertür auf. Leise legte er sich hin.
Nun lagen wir beide unglücklich im Bett. Ich wollte zu ihm, mich an ihn kuscheln. Das wäre nicht das erste Mal, dass wir zusammen in einem Bett schliefen. Und auch wenn man das im ersten Moment nicht glauben will, Tim ist ein echt sensibler Mensch und er kuschelt echt gerne. Aber ich hatte einfach Angst ihn wieder zu überfordern.
Ich lag noch eine Ewigkeit im Bett und kämpfte mit meinen Gedanken. Morgen werden wir alle nach Hause fahren. Dann werde ich ihn für eine Weile wieder erst mal nicht sehen.
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TIMIGATOAH
ФанфикEine kurze ausgedachte Geschichte über Timi Hendrix und Alligatoah