Kapitel 5

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Dezember 2015

Ich griff nach meinem Rucksack und stopfte die Trinkflasche wieder zurück in das Seitenfach

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Ich griff nach meinem Rucksack und stopfte die Trinkflasche wieder zurück in das Seitenfach. Anschließend guckte ich meinen Gegenüber auffordernd an. Er hob bloß die Brauen, als wollte er mich provozieren.

„Schieß los. Ich habe nicht ewig Zeit.", erklärte ich und machte eine flüchtige Handbewegung.

Ein wissendes Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. „Ist dir eigentlich klar, dass dein Foto auf dem Schreibtisch unseres Schulleiters liegt?"

Zuerst realisierte ich nicht, was mir der Junge gesagt hatte. Es dauerte, bis die Worte auf mich wirkten. Dann fluteten Entsetzen und Erstaunen meine Venen. Zeitgleich breitete sich ein flaues Gefühl in meiner Magengegend aus. Gespräche dieser Art zu führen, war ganz bestimmt nichts, was mich im Leben weiterbrachte. Geschweige denn, dass diese Konversation irgendeinen anderen Zweck hatte, als mich zu ärgern.

„Ich meine es ernst.", beteuerte er amüsiert.

„Ich auch. Und ich gehe jetzt." Genervt stemmte ich mich hoch.

Er lehnte sich lässig zurück. „Du stehst auf unseren Captain, stimmt's?"

„Wie bitte?" Meine Wangen glühten, während ich mich panisch umsah und schließlich wieder auf meinen Stuhl fallen ließ. „Woher willst du das wissen?"

„Intuition." Er zuckte mit den Schultern, bevor er sich verschwörerisch vorbeugte. „Und ich kann dir helfen, ein Date mit ihm zu bekommen."

Fast verschluckte ich mich an meiner eigenen Spucke. Dieser Kerl war vollkommen übergeschnappt. Dreist war er auch. Sogar so sehr, dass er nicht einmal mit der Wimper zuckte, als er weiterredete: „Dafür musst du mir allerdings auch einen Gefallen tun."

„Ach ja, und der wäre?" Ich schüttelte gefährlich langsam den Kopf.

„Nachhilfe." Plötzlich war die Leichtigkeit aus dem Gesicht des Jungen verschwunden.

„Alles klar.", murmelte ich, ehe ich mich suchend zum Nachbartisch umschaute. „Wo sind deine Freunde? Denn mir ist bewusst, dass ihr mich reinlegen wollt. Es hat nicht funktioniert. Also guckt euch jemand anderes aus. Um ehrlich zu sein, wäre ich jetzt nämlich gerne alleine."

Sein Blick wechselte von irritiert zu ernst, und die Intensität in seinen Augen steigerte sich mit jeder Sekunde. „Ich möchte klarstellen, dass ich dich nicht verarschen will. Es tut mir leid, wenn das so rübergekommen ist. Das war nicht meine Absicht."

„Genau das war deine Absicht.", zischte ich.

„Nein. Bitte, glaub mir." Zack, da war sie wieder: Die Hilflosigkeit, die die Furchen in seinem Gesicht entstehen und ihn um einiges älter aussehen ließ.

Zögernd guckte ich ihn an, hin- und hergerissen, weil ich nicht wusste, ob ich etwas sagen oder einfach gehen sollte. Wahrscheinlich war dieser Junge drauf und dran meine Gutmütigkeit auszunutzen. Vielleicht wollte er meine Lernkarten, oder dass ich ihm einen Aufsatz schrieb. Aber das konnte er vergessen. Ich war keine Betrügerin.

Einhundert Meilen von dir entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt