Ein Professor und nicht mehr..

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Namjoon's Sicht

"Soyan, geht es dir gut?", frage ich. Mein Herz rast, als ich zu ihr hinunterschaue. Sie konnte sich vorher schon kaum auf Beinen halten und jetzt soll sie so etwas aushalten sollen?

Ich spüre, wie mein Inneres anfängt zu brennen und mein Blick schweift zu den schuldbewussten Studenten. Ich weiß nicht wieso, aber ich verliere kurzzeitig die Kontrolle über mich selbst. Ich atme tief ein und möchte gerade anfangen zu sprechen, bis mir wieder einfällt, dass ich ein Professor an dieser Universität bin.. kein Student. Wir sind zwar gleich alt.. Aber das gibt mir nicht das Recht einen Streit mit ihnen zu provozieren.

Leider verändert das Nichts am Maß meiner Wut. "Was soll das?", frage ich impulsiv. "Habt ihr keine Augen im Kopf oder was?", frage ich laut, als ich sie anstarre.

"Herr Kim- Soyan", fängt der eine an. "Hey, das tut uns Leid", sagt er, jedoch höre ich ihm nicht zu.

Meine ganze Aufmerksamkeit ist Soyan gewidmet... Sie fasst sich an den Bauch und runzelt die Stirn, was mich noch wütender werden lässt.

Der eine Student kniet sich auf den Boden und fängt an ihre Sachen aufzuheben. "Schwirr ab", zische ich. "Ihr beide. Schwirrt ab. Sofort!"

Der Eine möchte gerade etwas sagen, als der andere ihn einfach am Arm packt und wegzieht.

Ich lasse Soyan ganz vorsichtig runter auf den Boden. Sie muss natürlich erst einmal realisieren, was passiert ist. Sie muss durchatmen und sich beruhigen.

Sie kneift die Augen zu und drückt an einer ganz bestimmten Stelle ihres Bauches.

"Hey, Soyan. Hast du irgendwelche Schmerzen?", frage ich besorgt und sie nickt hektisch.

Meine Augen weiten sich ein wenig, als ich bemerke, dass sie auch viel schneller als sonst atmet.

Ich stehe sofort auf und krame ihre ganzen Sachen zusammen. "Ich werde dich ins Krankenhaus fahren", murmle ich, bin komplett in meinen Gedanken vertieft. Was macht man sonst in solch einer Situation?

Ich helfe ihr vorsichtig auf und stütze ihren Rücken, damit sie nicht all zu viele Schmerzen hat, dann führe ich sie zu meinem Wagen. Sie hält sich an mir fest und versucht ruhig zu atmen. Ich kann mir nur vorstellen wie schlimm es ihr jetzt gehen muss. Sie macht sich bestimmt noch mehr Sorgen als ich.. Und ich bin schon hiermit überfordert.

Nachdem ich ihr geholfen habe ins Auto zu steigen, bin ich sofort mit ihr zusammen losgefahren.

Nicht einmal das Radio läuft, denn keiner von uns beiden ist in der Stimmung Musik zu hören. Wir beide sind angespannt und aus meinem Augenwinkel sehe ich, wie sie sanft über ihren Bauch streichelt.

"Alles wird gut mein Schatz", flüstert sie mit Tränen in ihren Augen.

Ein gutes Zeichen ist, dass sie nicht vor Schmerzen wimmern muss... Denn dann müsste ich mir viel mehr sorgen machen.

Die Fahrt kommt mir qualvoll lang vor und die Wartezeiten an den Ampeln scheinen nicht zu enden.. Doch bald schon kommen wir beim Krankenhaus an.

Ich mache den Motor aus und ziehe die Schlüssel mit mir, als ich auf die andere Seite des Wagens eile. Ich öffne Soyan die Tür und helfe ihr anschließend hinein.

"Sie ist gestürzt", sage ich ohne auch irgendjemanden erst zu grüßen. "Sie ist gestürzt", wiederhole ich, als eine der Schwestern aufmerksam auf uns geworden ist. "Sie ist im 6. Monat", erkläre ich.

"Wir werden sofort einen Ultraschall machen. Ruft nach Doktor Kim", spricht die Ärztin, die gerade auf dem Weg in eins der Untersuchungszimmer war. Sie hat wohl mitbekommen was ich gesagt habe. "Wir dürfen keine Zeit verlieren"

"Bitte warten sie einen Augenblick hier. Ich werde sofort ein Zimmer frei machen und den Doktor rufen", sagt die Schwester und hilft mir dabei Soyan auf einen der Stühle im Wartebereich zu setzen.

"Das kann doch nicht wahr sein", seufze ich, als ich mich neben ihr niederlasse. "Ein riesen Krankenhaus und kein Zimmer ist frei", murmle ich.

Soyan runzelt die Stirn und schaut mich an, als sie ganz vorsichtig nach meinem Handgelenk greift.

"Sie ist okay", sagt sie leise.

"Was?", frage ich, verstehe nicht genau was sie meint.

"Sie hat mich getreten.. Ich.. Ich glaube sie ist okay", erklärt sie mir und lässt langsam los, als sie versucht zu lächeln.

Ich seufze ein wenig erleichtert aus und nicke, als ich langsam wieder aufstehe. "Aber wir werden dich trotzdem untersuchen lassen", lege ich fest.

"Natürlich.. Ich möchte sicher gehen, dass alles gut ist", murmelt sie, als sie wieder hinunterschaut. "Ich könnte mir niemals verzeihen, wenn ihr etwas zustoßen würde", sagt sie mit einem etwas traurigen Blick, den ich dennoch nicht ganz zuordnen kann.

 Ich weiß nicht genau was ich sagen soll, doch die Schwester scheint mich aus dieser Situation zu retten, denn sie kommt endlich wieder auf uns zu.

"Der Raum ist jetzt frei. Sie können mitkommen", informiert sie uns und geht vor.

Ohne zu zögern helfe ich Soyan auf und begleite sie zum Behandlungsraum. Nachdem sie sich auf die Liege gelegt hat, bin ich ein paar Schritte zurückgegangen und habe mich dann anschließend zur Tür gedreht.

Ich habe nicht das Recht in solch einem bedeutungsvollen Augenblick hier zu sein. Das alles geht mich eigentlich gar nichts an.

"Der Vater darf ruhig hier warten", lächelt die Schwester mich an, als sie ein paar Sachen vorbereitet.

Soyan's Wangen färben sich in einen sanften rosa Ton und sie schaut weg. Sie ist wahrscheinlich genauso sprachlos wie ich.

"Der Doktor wird in ein paar Minuten hier sein, ja?", lächelt sie und schließt anschließend die Tür hinter sich nachdem sie den Raum verlassen hat.

Ich bleibe regungslos im Raum stehen und schaue langsam auf den Boden bevor ich mich langsam in Bewegung setze.

"Bitte bleib", runzelt sie die Stirn, als sie mich anschaut. "Ich.. Möchte nicht alleine sein.. falls wirklich etwas passiert ist", sagt sie, als sie mich anschaut. Sie ist sichtlich besorgt um die Kleine. Das ist Grund genug für mich um zu bleiben.

"Hey.. Alles ist gut, hm?", versuche ich sie zu beruhigen, als ich langsam auf sie zugehe. Ihre Augen sind glasig. Sie hält den Drang zum Weinen zurück. Schon wieder. "Du hast keine Schmerzen mehr was bedeutet, dass eigentlich alles okay sein müsste.. Oder? Außerdem war es nur ein kleiner Sturz", füge ich hinzu. "Der Arzt ist gleich da. Wir werden uns das ganze in Ruhe anschauen und dann wird er dir sagen, was du tun kannst", lächle ich aufmunternd und setze mich auf den Stuhl neben der Liege.

Sie nickt leicht und lächelt zurück, als sie mich anschaut. Ich hoffe ich konnte sie ein wenig beruhigen. Sie scheint auf jeden Fall wieder regelmäßig Atmen zu können.

"Danke.. Herr Kim", bedankt sie sich schüchtern.

"Das war doch selbstverständlich, oder?", lächle ich und berühre ihre Hand ganz leicht, dann lasse ich wieder von ihr ab. "Und... Außerhalb der Universität bin ich ein ganz normal Mensch wie du", lache ich leicht. "Kaum zu glauben, dass Professoren normale Menschen sind, was?", frage ich, um sie ein wenig zum Lachen zu bringen... Und es gelingt mir.

Sie nickt und ihre Augen schimmern, reflektieren das Licht der Deckenlampe.

"Also.. Nenn mich Namjoon", lächle ich woraufhin sie nur nickt.

Naja.. Genau genommen bin und werde ich sowieso nur ihr Professor bleiben.. Nicht mehr und nicht weniger.

Take my hand | Namjoon x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt