Bis morgen, ja?

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Soyan' Sicht

Als Herr Kim in den Aufzug steigt zögere ich nicht lange und folge ihm hinein.

"Wie klischeehaft" lache ich sanft. "Peinliche Stille und schreckliche Fahrstuhlmusik" füge ich hinzu und er lacht mit mir.

"Ich fühle mich wie in einer schlechten Serie" nickt er. "Komm, lass uns dem entfliehen" murmelt er und steigt aus. "Ist es hier?", fragt er dann und neigt anschließend seinen Kopf ein wenig zur Seite.

"Mh.. nein. Die zweite Tür links" berichtige ich ihn und er lächelt, folgt meinen Anweisungen. Ohne all zu viel Zeit zu verschwenden, krame ich nach meinen Schlüsseln in meiner Handtasche und schließe die Tür auf.

"Danke, Herr Kim", wiederhole ich, als ich ihn hineintreten lasse.

"Kein Problem, Soyan", grinst er leicht. "Kann ich das hier abstellen?", fragt er, als er mir in die Küche folgt.

"Ja, natürlich", lächle ich und nicke.

Meine Wohnung ist nicht all zu groß, aber sehr bequem. Sie besteht aus einer kleinen Küche, in der ein kleiner Esstisch steht; einem kleinen Wohnzimmer, Badezimmer und meinem Schlafzimmer. Mehr nicht.

Ordnung kombiniert mit guter Dekoration ist sehr angenehm anzusehen. So fühle ich mich wohl in meinem zu Hause.

Heute habe ich wirklich sehr viele unangenehme, dennoch auch schöne Situationen erlebt. Diese hier ist auch eine davon. Ich meine... Wie oft betritt mein Universitätsprofessor schon mein zu Hause?

"Du hast es ziemlich schön hier", murmelt der dunkelhaarige Mann, nachdem er sich für einige Sekunden umeschaut hat. Dann scheint er sich selbst wach zu rütteln. Er dachte wohl, dass das, was er tat nicht wirklich angemessen war.

"Danke", summe ich und lege meine Tasche auf dem Tisch ab.

Nun.. Wie soll ich jetzt weiterverfahren? Ihn einfach so wieder gehen zu lassen wäre sehr trocken. Deshalb... muss ich ihm wenigstens etwas zu Trinken anbieten. Selbst wenn er nein sagt, habe ich meine Pflicht erfüllt. Nicht wahr?

"Möchten sie.. vielleicht noch etwas trinken?", frage ich dann etwas zögerlich.

"Bitte?". Seine Augen weiten sich ein wenig. "Ah.. Nein, danke. Ich möchte dich nicht weiter aufhalten. Du hast bestimmt noch einige Pläne für den Tag gehabt, nicht wahr?"

"Nun ja.. eigentlich nicht", gestehe ich und schiebe einen meiner Stühle ganz gegen den Tisch.

"Du hast viel durchgemacht heute. Du solltest dich ausruhen", sagt er dann. Mir ist so, als würde er versuchen einem weiteren Gespräch zu entgehen. Mir bleibt nichts anderes überig, als seine Worte zu akzeptieren. Dennoch bringe ich kein weiteres Wort über meine Lippen. Das einzige, was ich ihm als Antwort gebe, ist ein eingeschüchtertes Kopfnicken.

"Gut.. Dann..", fängt er erneut an und macht sich langsam auf den Weg in Richtung Tür. Seine Anzugsschuhe erzeugen ein lautes Klackern, als er über den Laminatboden geht. Und er räuspert sich, als er über die Türschwelle in den Hausflur tritt. "Dann.. Sehen wir uns vielleicht morgen, ja?", fragt er.

"Ja. Wir sehen uns morgen", lächle ich und lehne mich gegen den Türrahmen, als ich meine Arme leicht verschränke, um mich warm zu halten.

"Gut.. Dann... Hab einen angenehmen Abend", schmunzelt er und hebt seine hand ganz leicht an, um ein Winken anzudeuten. Nachdem auch er mein leichtes Winken wahrgenommen hat, dreht er sich langsam um und marschiert mit einem selbstbewussten Hauch den Flur bis zum Fahrstuhl entlang.

"Bis Morgen, Herr Kim. Und erneut vielen Dank", spreche ich aus und ernte ein letztes Lächeln von ihm, bevor die Fahrstuhltür zugeht.

Mein Grinsen verfliegt nicht. Auch nicht nachdem ich die Wohnungstür geschlossen habe. Es verfolgt mich bis in die Küche. Bis ich es endlich wahrnehme. Und schon zwinge ich mich dazu es zu unterlassen.

Herr Kim hat mir nur einen Gefallen getan. Nicht mehr. Jeder hätte das für mich getan.. Oder?

Jedenfalls versuche ich es mir so einzureden, als ich meine Einkäufe langsam einräume. Der Fernseher ist eingeschaltet und ich kann ihm von der Küche aus hören. Ich war noch nie eine Freundin der Stille. Schon als kleines Kind musste ich immer etwas im Hintergrund hören, damit ich keine Angst bekomme. Und es ist heute immer noch so.

Nachdem ich alles eingeräumt habe, ziehe ich mir etwas bequemes an und lasse den Tag mit einem warmen Tee und meiner Lieblingsserie ausklingen.

Heute war wirklich sehr durcheinander. Erst der ganze Stress, den ich mir selbst gemacht habe. Dann der kleine Unfall und anschließend die schönen Momente mit... meinem Professoren. Genau. Mein Professor und nicht mehr.

Aber Soyan.. Wenn es doch selbstverständlich ist, wieso denkst du dann so sehr darüber nach? Fühlst du etwas? Unmöglich. Schlag es dir aus dem Kopf- Ich habe nicht mal daran gedacht- Lüg nicht. Sonst würdest du nicht versuchen es dir selbst auszureden.

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Habt ihr irgendwelche Ideen für das nächste Kapitel? Bitte helft mir weiter^^<3

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Take my hand | Namjoon x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt