Freundschaft?

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Nach einer erneut schlaflosen Nacht kam Lya am Montag gerade noch so pünktlich ins Büro. "Na, sind Sie auch endlich da?", begrüßte Karen, die Rezeptionistin sie spitz. Karen hatte sie vom ersten Moment an nicht ausstehen können, da ihr Chef Mr. Blake sie sofort gemocht hatte. Lya verdrehte nur leicht die Augen, schwieg aber.

Das Gebäude, in dem sie arbeitete war  ein sehr modern gehaltenes zwanzigstöckiges Hochhaus, das rundum verglast war. Es passte sich perfekt seiner Umgebung an, die ebenfalls aus lauter Hochhäusern bestand. Insgeheim fand Lya die schiere Höhe der Häuser einschüchternd und sie fühlte sich jedes Mal wie erschlagen wenn sie in der Gegend war, zumal hier auch keine Spur von irgendeiner Pflanze oder gar einem Baum zu finden war, der die Atmosphäre hätte lockern können.

Ihr Büro war mittig im Gebäude gelegen, sodass sie von der Glasfront nicht profitieren konnte. Es war ein sehr kleiner Raum, der gerade mal so Platz für einen Schreibtisch bot. Es erinnerte irgendwie an eine Gefängniszelle, fand Lya. Doch sie wollte sich nicht beschweren, es gab genug Menschen in ihrer Lage, die keinen Job bekommen hätten. Sie war gerade dabei auf ihrem vorsintflutlichen, altersschwachen Rechner E-Mails zu beantworten als ihr Handy klingelte. Ein Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus als sie sah dass es Alex war. "Hey, hast du Lust heute Abend mit mir essen zu gehen?" Bei der Nervosität in seiner Stimme musste sie unwillkürlich lächeln. "Sehr gerne, was für Essen magst du denn?" Er atmete erleichtert aus. "Ich esse eigentlich alles, aber italienisch ist und bleibt mein abaolutes Lieblingsessen." Nach kurzem Überlegen entschloss sie sich ihm ihr italienisches Stammlokal vorzuschlagen, zu dem sie selbst Sue noch nie mitgenommen hatte. Es war ein echter Schatz und irgendwie hatte sie ihn bis jetzt für sich bewahren wollen.  "Wollen wir uns um 8 bei 'Da Flavio' treffen? Das ist -" " Ganz in der  Nähe zum Einkaufszentrum, ja ich war schonmal da.", erwiderte er und klang angenehm überrascht dass sie das Restaurant kannte. Mit mehr Energie als vorher stürzte sie sich wieder in ihre Arbeit und als sie dann um sieben Feierabend machte, war sie schon so voller Vorfreude, dass sie statt des üblichen Busses eine U-Bahn nahm, nur um fünf Minuten früher in ihrem Apartment sein zu können um sich fertig zu machen. Sie zog ein silbernes, rückenfreies Kleid an, das hervorragend mit ihren Haaren harmonierte und zähmte diese dann mit einer eleganten Flechtfrisur. Dazu betonte sie ihre Augen noch mit etwas schwarzem Kajal und Wimperntusche und trug zum Abschluss sogar schimmernden Lipgloss auf. Pünktlich stand sie schließlich vor dem Restaurant. Kaum eine Minute später bog Alex um die Ecke und zog sie in eine feste Umarmung. Zuerst hielt sie ganz still und war vor Schock wie in Starre verfallen. Doch nach einer kurzen Weile erwiderte sie seine Umarmung sanft. "Alles gut, Alex?" Er seufzte "ich hatte nur nen harten Tag auf der Arbeit." Sie sah ihn erstaunt an. "Als was arbeitest du denn?" "Ich bin Polizist.", erklärte er knapp. Sie nickte nur. Dann nahm sie seine Hand und zog ihn in das Restaurant. "Dann lass uns wenigstens einen schönen Abend haben, ja?" Er nickte begeistert und entspannte sich sofort.

Das 'Da Flavio' war sehr klein, aber sehr gemütlich. Die Lampen über den Tischen hatten gerade die perfekte Höhe um nicht im Weg umzugehen und die weißgetünchten Wände in Kombination mit der dunklen Holzverkleidung und den Wandgemälden gaben dem Ort einen gewissen südlichen Charme. Abgerundet wurde das Ganze von italienischer Musik und dem Duft des Essens der in der Luft lag. Wie von Lya angekündigt wurde es ein sehr entspannter Abend in dem sie über neueste Filme und Bücher diskutierten und einfach eine gute Zeit miteinander hatten.

Wie beim letzten Mal begleitete er sie bis zur Wohnungstüre, doch diesmal hielt er sie behutsam am Arm auf. "Lya wollen wir... wollen wir Freunde sein?" Er biss sich nervls auf die Lippe und vermied ihren Blick. Behutsam legte sie ihm die Hand auf die Wange. "Sehr gerne, Lex.", mit diesen Worten verabschiedeten sie sich mit einer Umarmung voneinander und Lya strahlte wieder einmal wegen Alex selig vor sich hin. Spontan beschloss sie noch ein Kapitel für ihr Buch zu schreiben, den Mordfall im Park hatte sie dabei schon erfolgreich verdrängt...

Dieses Kapitel widme ich ShayaAmara als ebenfalls Marvelfan ❤

Cursed BookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt