Ungutes Gefühl

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Lya konnte in dieser Nacht nur sehr schwer Schlaf finden. War sie einfach nur paranoid? War die leichte Veränderung der Topfpflanze am Ende etwa nur Einbildung gewesen? Am nächsten Morgen war sie fest davon überzeugt dass lediglich ihre Nerven überreizt waren durch den Stress mit ihrer Familie und dem Clubbesuch.

Sie machte sich ein leichtes Frühstück und beschloss dann wie an jedem Samstag die Studiengänge und Ausbildungen nach etwas das ihr gefallen könnte zu durchsuchen. Wie immer war das Ergebnis jedoch ernüchternd: Sie fand einfach nichts. Frustriert stöhnte sie auf. War etwas mit ihr falsch, war sie so aus der Norm dass sie nicht mal einen einzigen Ausbildungsweg für sich fand?

Bevor sie sich ihrem Frust jedoch vollends hingeben konnte klingelte es mal wieder an der Tür. Erstaunt zog sie die Augenbraue hoch. Normalerweise bekam sie höchstens zweimal im Monat Besuch und heute gleich nochmal obwohl sie gestern erst welchen hatte? Ohne sich große Gedanken um ihr Aussehen zu machen ging sie zur Tür, bereute dies aber praktisch sofort. Sie wünschte sich in diesem Moment niemals auch nur in die Nähe der Tür gegangen zu sein als sie in die kühlen Augen ihrer Schwester sah. "Jackie... Was willst du hier und wie zur Hölle hast du mich gefunden?" Jackie schob sich einfach an ihr vorbei in die Wohnung und sah sich naserümpfend um. "Hier wohnst du?" Lya verdrehte nur die Augen. Jackie hatte nie verstanden dass Lya den ganzen Reichtum ihrer Eltern für etwas Wärme und Zuneigung sofort eingetauscht hätte.

"Warum gestehst du dir nicht endlich ein dass du nichts auf die Reihe bekommst und besser mit einem ruhigen Leben bei Mama und Papa aufgehoben wärst?" Lya atmete tief durch und versuchte mit aller Macht ihren Ärger im Griff zu behalten. Dafür tippte sie mit dem rechten Fuß auf den Boden so wie Sue es ihr geraten hatte und tatsächlich war ihre Wut dadurch deutlich abgeschwächt. "Wenn das alles ist was du mir zu sagen hast, dann verschwinde, Jackie. Raus aus meinem Apartment und lass dich hier nie mehr blicken!" "Oh, eigentlich bin ich hier um dir zu sagen dass Michael und ich heiraten werden." Ein kurzer Schmerz durchfuhr Lya bei der Erwähnung ihres Schwarms von dem ihre Schwester sehr wohl wusste, doch sie ließ sich nichts anmerken. Den Gefallen würde sie ihrer Schwester sicherlich nicht tun. Mit kalter Gleichgültigkeit zuckte sie mit den Schultern. "Ja und? Was hat das mit mir zu tun? Du verschwendest hier gerade nur unser beider Zeit Jackie. Bitte geh endlich oder muss ich die Polizei rufen?" Das mit der Polizei war nur eine leere Drohung, aber das konnte ihre Schwester ja nicht wissen. Und tatsächlich ging sie nach einem finsteren Blick für Lya.

Tief atmete sie durch. Ihre Schwester wusste wo sie wohnte. Das war nicht gut, denn nun war es nur eine Frage der Zeit bis nun auch ihre Eltern davon erfahren würden. Für einen kurzen Moment überlegte sie ob sie sich nicht eine andere Wohnung suchen sollte, doch dann durchfuhr sie eine plötzliche Entschlossenheit die sie so nicht von sich kannte. Sie würde sich nicht aus ihrem Zuhause vertreiben lassen umd schon gar nicht von ihrer Familie.

Gelangweilt beschloss sie nun an ihrem Laptop die Nachrichten zu lesen. Als sie ihre Standardseite öffnete erstarrte sie jedoch. Mord im Park lautete die Überschrift. Heute morgen wurde im Griffithpark die Leiche einer noch unbekannten jungen Frau gefunden. Offenbar wurde ihr nach einer kurzen Verfolgungsjagd mit einem dünnen Messer die Kehle durchgeschnitten. Die Polizei verweigerte noch jeden Kommentar, jedoch soll es morgen im Laufe des Tages eine Pressekonferenz mit genaueren Einzelheiten zur Tat geben.

Ungläubig starrte Lya weiter auf ihren Bildschirm. Die Tat war ihrem Kapitel schon beinahe unheimlich ähnlich... Sofort verdrängte sie jedoch den Gedanken. Nein, ein Mord nach ihrem Kapitel? Völlig unmöglich! Dennoch konnte sie das ungute Gefühl nicht abschütteln dass es doch so war...

Dieses Kapitel widme ich loveleilania für ihre tollen Bücher und ihre echt nette Art ❤

Cursed BookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt