20 Minuten später hielt das Taxi vor Angelos Restaurant. Der Detektiv zahlte, und hielt John die Türe auf. "Äh Danke", sagte dieser. Sherlock lächelte ihn an und ließ John mit einer ausladenden Geste den Vortritt. In dem Lokal waren nur wenige Menschen.
Angelo, der Besitzer, erkannte Sherlock sofort und kam mit einem Tablett unter dem linken Arm auf die Besucher zugeeilt. "Sherlock Holmes und sein Freund John Watson!", rief er freudig aus. "Was für eine Ehre euch wieder einmal in meinem bescheidenen Lokal zu sehen. Na, feiern wir Jahrestag?" Er sah John und Sherlock verschwörerisch an. Sherlock errötete unmerklich und sah zu John. Seufzend und Augen rollend sah dieser zur Decke und setzte gerade an etwas zu sagen, als Sherlock ihn unterbrach: "Äh nein Angelo. Wir sind nur zum Abendessen hier. Wäre es möglich wieder den Tisch am Fenster zu bekommen?"
Angelos Mimik sprach Bände; er glaubte Sherlock kein Wort. "Aber natürlich, meine Freunde! Folgt mir bitte." Er deutete mit dem Tablett zu besagtem Tisch. "Ich bringe euch sofort meinen besten Wein", meinte er im Weggehen mit einem Augenzwinkern zu John. Sherlock zog Mantel und Schal aus und öffnete den Knopf seines Jacketts. "John? Willst du dich nicht setzen?" "Äh ja klar.." John war noch etwas genervt, dass ihn Angelo jedes Mal aufs Neue als Sherlocks Freund sah, verdrängte aber Sherlock zu liebe seinen bissigen Kommentar.
"Hier bitte, euer Wein." Augenzwinkern. "Was wollt ihr essen?" Sherlock sah John fragend an. "John ich lade dich ein, such dir was aus."
Angelo lächelte verschwörerisch als er hörte dass Sherlock John einlud. John versuchte die Situation zu retten indem er stotterte: "Ähm ja danke.. ich habe meine Brieftasche zu Hause vergessen, Sherlock bot mir an, mir das Geld auszulegen." "Jaja verstehe.", kam von Angelo. Augenzwinkern. Seufzend meinte John er würde gerne die Spaghetti mit der Meeresfrüchtesoße essen und Sherlock bestellte sich einen Teller Schweinemedaillons mit Salat.
"Erinner mich, mich das nächste Mal zu erschießen, wenn du wieder vorschlägst zu Angelo zum Essen zu gehen.", meinte John mit Spaghetti im Mund zu Sherlock. Die Kerze, die Angelo zusammen mit ihrem Essen und den Getränken auf dem Tisch platziert hat, betonte Sherlocks Wangenknochen besonders. "John Watson. Zügle deine Gedanken.", sagte sich John im Kopf und verschluckte sich prompt an seinen Spaghetti. Er hustete und Tränen stiegen ihm in die Augen. "John trink was." John deutete auf sein leeres Wasserglas und Sherlock schob ihm sofort seines zu. Gierig trank John es leer und langsam konnte er auch wieder atmen. Ein wenig kratzte es in seinem Hals noch, doch er krächzte: "Danke Sherlock. Das war in letzter Sekunde."
John sah auf und bemerkte, dass ihn Sherlock schon die ganze Zeit ansah. John blickte in die tief blau-grünen Augen seines Gegenübers. Zum ersten Mal fiel ihm der kleine dunkle Fleck in Sherlocks rechter Iris auf. Nach ein paar Sekunden bemerkte John, dass sie sich immer noch in die Augen sahen, räusperte sich, schüttelte seinen Kopf und konnte langsam wieder einen klaren Gedanken fassen. Er saß Sherlock Holmes gegenüber und blickte im tief in die Augen. Seine schönen blau-grünen Augen. Was war nur los mit ihm?
Waren Johns Augen blau oder eher blau-grau? Und warum ist ihm dieses winzige Muttermal auf Johns rechter Wange noch nie aufgefallen? "Hör auf damit. Hör auf damit bevor du die Kontrolle verlierst. Irgendwann ist es zu spät und du verlierst John als guten Freund.", sagte er sich in Gedanken. Was um Himmels Willen tat er hier?
Nun räusperte sich auch Sherlock. "Nun äh willst du noch Nachtisch haben?" Er vermied es, John anzusehen und zupfte mit seinen langen Fingern seine Serviette auseinander. "Nein danke. Wenn es dir recht ist, würde ich gerne zurück in die Baker Street. Ich bin ziemlich müde, war ja ein langer und aufregender Tag." Sherlock nickte, winkte Angelo an den Tisch und bezahlte das Essen. Ohne einander anzusehen zogen sie sich ihre Jacken an und versprachen Angelo wiederwillig, bald mal wieder vorbei zu schauen.
Sie fröstelten in der kalten Nachtluft, als sie das Restaurant endlich verließen. Sherlock hob halb die Hand um ein Taxi zu erwischen, doch es kam minutenlang keines an dem kleinen Restaurant vorbei. "Nun ähm wollen wir ein Stück laufen? Vielleicht bekommen wir ein paar Straßen weiter eher ein Taxi.", meinte Sherlock schließlich ratlos. John stimmt fröstelnd zu. Es war zwar August, doch sommerlich waren die Temperaturen in England ganz und gar nicht. Vorallem nicht bei Nacht. Seit Tagen schon wehte ein eisiger Wind und Sherlock verließ das Haus nie ohne seinen geliebten blauen Schal. In diesem Moment beneidete John Sherlock zum ersten Mal um diesen Schal.
Ein paar Minuten später fuhr endlich ein Taxi an ihnen vorbei und Sherlock sprang beinahe auf die Straße, um dem Fahrer zu bedeuten, dass sie einsteigen wollten. Die paar Minuten zu 221B Baker Street saßen sie schweigend nebeneinander. Sherlock verließ den Wagen so schnell er konnte. John zahlte diesmal.
Mrs. Hudson war schon zu Bett gegangen, als die zwei wenig später in ihrer Wohnung ankamen. Schnell zogen sie die Jacken aus und gingen nach oben. John murmelte irgendetwas unverständliches und ging zu Bett.
Sherlock stand in der Küche, in der noch das Experiment vom Morgen aufgebaut war. Er kippte ein Glas mit Pflanzenproben aus und goss sich etwas Wein ein, den er in einem der Schränke fand. Er schmeckte alt. Sherlock ließ sich in seinem Sessel nieder, streifte seine Schuhe ab und rollte sich dann zusammen. Der Moment im Restaurant war wunderschön gewesen, das musste er sich eingestehen. Doch er war sich ebenso sicher, dass es so nicht weitergehen konnte. Es musste sich etwas ändern. Wenn notwendig, musste er sich ändern, um John nicht zu verlieren.
Das Weinglas glitt ihm aus der Hand als ihm die Augen langsam zufielen.
John.. Ich muss...
John
John

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Friendship
FanfictionDiese Geschichte handelt von der Freundschaft zwischen den beiden "Jungs" aus der Baker Street und der Frage, ob Verstand oder Herz siegen. Viel Spaß