French Toast

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Es roch nach Rührei. John schnupperte im Halbschlaf und sein Magen zeigte ihm mit einem tiefen Grummeln, dass es Zeit war zu frühstücken. Er rieb sich die Augen und bemerkte, dass sie feucht waren.. Er musste im Schlaf geweint haben. Verblüfft rieb er sie trocken und suchte sich schnell eine braune Hose und ein bequemes Sweatshirt und ging immer dem Geruch nach in Richtung Küche.

Sherlock stand mit einer grauen, viel zu kurzen, Kochschürze um die Taille gebunden, am Herd und rührte in einer Pfanne das Rührei um. John blieb kurz im Türrahmen stehen und betrachtete das Bild, das sich ihm da bot. Dass Sherlock Frückstück oder generell Essen machte, kam nicht sehr oft, genauer gesagt nie vor. Und da stand er nun, mit der lächerlich kurzen Kochschürze inmitten von Rührei und herrlich duftendem French Toast.

"Oh guten Morgen." Sherlock hatte sich umgedreht, um das Rührei an den Tisch zu stellen und bemerkte John im Türrahmen stehen.

"Ähm Morgen. Sherlock.-" Er stockte. "Sag mal, fühlst du dich irgendwie fiebrig? Hast du Kopfschmerzen, ..sonstige Beschwerden? Sherlock sah ihn entgeistert an. "Was wird das John?"

"Ich versuche herauszufinden, was dir fehlt." Er zuckte mit den Schultern.

"Warum sollte mir etwas fehlen?? Mir geht's super.."

"Du machst Frühstück. Du machst nie Frühstück?!"

"Heute schon."

"Woher der Sinneswandel?"

"Du."

"Ich?"

"Ja, du John. Ich möchte mich.. nun ja für gestern entschuldigen. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist." Sherlock sah betreten drein. John fand, dass er fast ein bisschen niedlich aus sah wie er da stand, mit der Schürze und dem reuevollen Dackelblick..

"Sieh mal, Sherlock.." John trat näher an ihn heran. Nur noch knapp 10 cm trennten die beiden. "Das Abendessen und.. das.. der Rest war wirklich wunderschön."

Hoffnung blitze in Sherlocks Augen auf.

"Aber- weißt du, mir ist unsere Freundschaft sehr wichtig. Wirklich wichtig. Du bist mein bester Freund, und auch wenn du es nie zugeben würdest, ich weiß, dass ich auch deiner bin." John lächelte Sherlock an. Dieser sah zu Boden. Er wollte nicht, dass John die winzigen Tränen in seinen Augen auffielen.

"Es stimmt, John. Du bist mein bester Freund. Und der freundlichste und hilfsbereiteste und aufmerksamste Mitbewohner und Mensch den ich kenne. Ich zeige meine Gefühle normalerweise nicht, das weißt du. Aber ich muss dir sagen dass sich etwas verändert hat.-" Nun blickte er John endlich in die Augen. Dieser sah bestürzt die feuchten Augen seines Freundes. Ganz leicht berührte er Sherlocks Arm und strich über die feinen Härchen. Er merkte, wie er unter der Berührung erschauderte.

"Sherlock.. ich weiß. Du musst nichts sagen." Sie sahen sich sekundenlang nur in die Augen, dann ließ John Sherlocks Arm los und trat ein paar Schritte zurück. Er räusperte sich.

"Sherlock, ich ziehe morgen aus. Ich werde für ein paar Tage zu meiner Schwester ziehen, danach werden wir sehen. Es ist besser so. Wir beenden es, bevor es angefangen hat. Schadensbegrenzung sozusagen.."

In diesen 10 Sekunden brach für Sherlock eine Welt zusammen. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er sich so verletzlich und angreifbar gefühlt. Sekunden davor war er dabei gewesen, John seine Gefühle zu beichten und nun wurde er so enttäuscht. Noch nie war ihm ein solcher Fehler unterlaufen. Es stimmte. Liebe machte einen schwach.

"John. Bist du dir ..sicher?", flüsterte er. "Ja Sherlock. Es würde uns und unsere Freundschaft kaputt machen. Das werde ich nicht zulassen."

Sherlock zwängte sich an John vorbei aus der Küche, schnappte sich im Vorbeigehen Schal und Mantel und verließ das Haus. John stand immer noch an der selben Stelle. Er wusste, dass er Sherlock eben sehr verletzt hatte, aber es musste sein.. Musste es wirklich sein? Ihm kamen Zweifel. Vielleicht hatte er vor zwei Minuten, bei dem Versuch ihre Freundschaft zu retten, diese endgültig zerstört?

"Der Verstand kann uns sagen, was wir unterlassen sollen. Aber das Herz kann uns sagen, was wir tun müssen."

Joseph Joubert

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