"Ach du liebe Güte, John?" Mrs. Hudson stand mit zwei schweren Einkaufstüten unter den Armen in der Tür zum Wohnzimmer von Sherlock und John. John saß mit hängendem Kopf in seinem Sessel.
"Sie sehen aber gar nicht gut aus, mein Lieber. Hatten Sie Streit mit Sherlock?" John blickte mit leicht feuchten Augen auf. "Mrs. Hudson bitte entschuldigen Sie mich, ich fühle mich nicht besonders gut und möchte mich gern hinlegen."
Mit diesen Worten ging er an der verwirrten Mrs. Hudson vorbei in sein Schlafzimmer und schloss die Tür, bevor er sich auf sein Bett legte, den Blick zur Decke.
3 Stunden später..
John hörte Schritte auf der Treppe. Tap. Tap. Tap.
"John? ..bist du hier?", hörte er Sherlocks zögernde Stimme aus dem Flur. Er wollte im Moment nicht mit seinem Freund - war er das denn noch? - reden und stellte sich schlafend.
Inzwischen war es Nachmittag und Sherlock saß, in dem Glauben John sei nicht zu Hause, an seinem Laptop im Wohnzimmer. Er schrieb an seinem Blog weiter. Oder zumindest hatte er das vor, aber er konnte keinen klaren Gedanken fassen.
BipBip. Sherlocks Handydisplay leuchtete auf und zeigte eine SMS von Molly an:
Hi ..Sherlock ich muss mit dir sprechen.
Ruf mich an, wenn du Zeit hast.
xx Molly
Sherlock griff nach seinem Handy und wählte Mollys Nummer. Nach dem zweiten Klingeln nahm sie ab. Sie klang nervös:
"Hi ähm danke, dass du mich angerufen hast. Ist.. bei euch alles in Ordnung?"
Sherlock schloss für einen kurzen Moment die Augen. "Wie man es nimmt, Molly. Was gibts für ein Problem?"
"Nun, John hat mich vorhin kurz angerufen und Auf Wiedersehen gesagt. Er wollte mir nicht sagen, weshalb und wohin er geht. Ich bin verwirrt. Was ist passiert? Seid ihr okay?" Ihre Stimme zitterte inzwischen leicht. Gerührt nahm Sherlock zur Kenntnis, dass sie sich wirklich um sie sorgte. Er wusste aber auch, dass Molly schon seit Jahren Gefühle für ihn hatte und das, was er ihr nun sagte, würde ihr wahrscheinlich das Herz brechen.
"John zieht aus, Molly. Unsere Freundschaft.. hat sich etwas verändert, verstehst du? Ähm.. nun ja, jedenfalls ist John der Ansicht, dass es so besser für uns beide ist. Ich denke nicht, dass wir ihn je wieder sehen werden, Molly. Es tut mir Leid, es ist alles meine Schuld." Sherlocks Stimme wurde immer leiser. Molly schwieg am Ende der Leitung. Dass sie still weinte, konnte Sherlock nicht hören. "Ich.. okay.. ich weiß nicht was ich sagen soll.", stotterte sie schließlich. "Bye, Sherlock Holmes." Molly legte auf.
Langsam ließ Sherlock das Handy sinken. Es machte ihn traurig, dass er Molly verletzt hatte. Über die Jahre war sie nicht nur eine wertvolle Hilfe bei der Aufklärung von Verbrechen gewesen, sie war auch einer von Sherlocks wenigen Freunden.
Sherlock saß in seine Gedanken vertieft an dem Schreibtisch, als er John plötzlich im Augenwinkel wahrnahm. Der Detektiv sah verdutzt auf. "Ich.. Ich dachte du wärest gar nicht zu Hause." "Ich war in meinem Zimmer. Ich habe dich eben mit Molly reden hören.." Sherlock sah traurig aus dem Fenster und nickte. "Es ist nicht deine Schuld." "Was?", fragte er, als hätte er John nicht richtig verstanden und erhob sich. "Es ist nicht deine Schuld, Sherlock."
Schweigend standen sie sich gegenüber. "Ich denke ich sollte langsam packen..", sagte John nach einiger Zeit, machte jedoch keine Anstalten das Zimmer zu verlassen.
Sherlock ging langsam auf John zu, bis er direkt vor ihm stand. "Dann ist das jetzt wohl ein Abschied, oder, John Watson?" John sah ihm tief in die Augen und nickte kaum merklich. Dann geschah etwas, womit der Arzt nie im Leben gerechnet hatte. Sherlock beugte sich nach vorne, nahm Johns Gesicht in seine Hände und drückte ganz sanft seine Lippen auf die, seines Freundes. Johns Verstand sagte ihm, er solle zurückweichen, doch er hörte auf sein Herz und erwiderte anfänglich zögernd den Kuss. Um ehrlich zu sein, er genoss es. Im Unterbewusstsein hatte er so lange auf diesen Augenblick gewartet. Sherlocks Lippen bewegten sich nun drängender und er öffnete ganz leicht seinen Mund. Schließlich fanden sich ihre Zungen. John ließ es geschehen und vergrub seine Hände in Sherlocks lockigem Haar..
Minuten später löste sich Sherlock von John und sah ihm tief in seine blauen Augen. Ohne Worte gab er ihm mit seinem Blick zu verstehen, was er für ihn empfand. John schloss seine Augen, als wollte er es nicht erfahren oder wahrhaben. John sah so verletzlich aus, so unentschlossen und verwirrt.
Sherlock tat etwas, für das ihm John in diesem Moment unendlich dankbar war. Er schlang seine Arme sanft um ihn und zog ihn an seine Brust. John konnte Sherlocks Herzschlag an seinem Ohr hören. Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl, einfach nur gehalten zu werden. Dieser Moment war so viel wert. Vielleicht gab es doch eine andere Lösung für sie, schoss es John durch den Kopf. Ihm fiel ein Zitat von John Dryden ein: "Love is not in our choice but in our fate."
...
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Friendship
FanfictionDiese Geschichte handelt von der Freundschaft zwischen den beiden "Jungs" aus der Baker Street und der Frage, ob Verstand oder Herz siegen. Viel Spaß