Es war bereits Nacht geworden und im Wald war es stockfinster und kalt. Das prasselnde Lagerfeuer, welches die Greifer entfacht hatten wärmte Serena allerdings ausreichend. Sie saß alleine am Feuer und starrte gedankenverloren in die Flammen. Erinnerungen an ihren Bruder und ihre Mutter kreisten ihr im Kopf rum. Sie fühlte sich so alleine. Sie hatte nun keine Familie mehr, zumindest keine sich liebende Familie.
"Sieh an wer ist denn da noch wach?" vernahm Serena die Stimme von Scabior der sich zu ihr setzte. "Wieso hat er Aiden umgebracht? Er war sein eigener Sohn", hauchte Serena.
"Weil er ein Squib war. Man möchte meinen es ist besser ein dreckiger Muggle zu sein, als ein Squib. Muggle werden wenigstens schnell getötet und werden nicht verdammt", antwortete Scabior und nahm einen kräftigen Schluck aus der Weinflasche.
"Wie hast du dich daran gewöhnt?"
"Woran?"
"Na an das Alleinsein, wie bist du klar gekommen mit dem Verlust deiner Familie?"
"Ach weißt du Missy, daran gewöhnst du dich schneller als du denkst. Du musst dich daran gewöhnen ansonsten bist du schneller im Jenseits als du auch nur Butterbier sagen kannst", meinte Scabior und betrachtete die mittlerweile halbleere Flasche.
"Ich habe jetzt niemanden mehr, keine Familie, ich bin komplett allein", sagte Serena und schluchzte.
"Du bist nicht alleine, du musst nur offen sein für deine neue Familie", sagte Scabior stockend. Es war nicht sein Talent und auch nicht sein Intresse traurigen Leuten tröstende Worte entgegen zu bringen. Er war leicht überrasched als Serena sich an seine Brust schmiegte. Überfordert mit der Situation legte er einen Arm um ihre Schulter und schaute verwirrt auf sie runter. Was zur Hölle sollte das denn jetzt? War das normal? Sollte er jetzt irgendetwas sagen? Er entschied sich einfach nichts zu machen und anstelle dessen die Weinflasche schleunigst zu leeren.
"Danke", murmelte Serena an seiner Brust, die Augen geschlossen "Für alles Sebastian". Scabior war nun vollkommen fassungslos. Er spürte wie ihr Atem ruhiger wurde und sie langsam einschlief. Immernoch irritiert legte Scabior seinen Kopf auf ihren und dachte angestrengt, darüber nach was das alles zu bedeuten hatte.
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Serena öffnete langsam die Augen und empfing die Sonnenstrahlen, die durch die hohen Baumwipfel drangen und sie geweckt hatten. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, welches in einen Ausdruck von Verwirrung überging. Irritiert erhob sich Serena von dem Waldboden, auf dem sie offensichtlich eingeschlafen war.
"Guten Morgen, meine Schöne", vernahm sie Scabiors Stimme und sah zu ihm auf. "Hast du Hunger?" fragte er grinsend, da er sich scheinbar sehr an ihrem verwirrtem Ausdruck erfreute. Serena schüttelte leicht den Kopf, stand auf und klopfte sich den Dreck von den Sachen.
"Bevor wir heute aufbrechen, werde ich dir das ein oder andere beibringen", sagte Scabior.
"Was denn beibringen?"
"Nun, auch wenn deine gestrige Leistung exellent war, so gehört zu einem guten Greifer mehr als nur schnelles Laufen. Zum Beispiel musst du...", er stoppte im Satz und holte zum Schlag aus. Blitzschnell reagierte Serena und duckte sich. "Immer wachsam sein", beendete Scabior lächelnd seinen Satz.
"Das kriege ich hin", entgegnete Serena.
"Wir werden sehen, komm jetzt wir gehen ein Stück."
Serena folgte Scabior vom Lager weg. Sie gingen etwas durch den Wald und irgendwann blieb Scabior stehen.
"Und was genau machen wir hier?"
"Schließe deine Augen", meinte Scabior mit sanften Befehlston.
"Wieso das denn?" stieß Serena hervor.
"Deine Augen, mach sie zu", sagte Scabior erneut ohne auf ihre Frage einzugehen. Seufzend schloss Serena ihre Augen.
Sie hörte wie Scabior um sie herumging. "Was riechst du?"
"Was?!" Serena blickte ihn an als wäre er ein Geistesgestörter. Scabior blickte ganz unbeeindruckt drein, ging auf sie zu und machte ihre Augen wieder zu. Serena murrte leicht. Dann schluckte sie energisch als sie vernahm das Scabior sich hinter sie stellte und seine Hände auf ihre Hüften legte. Sie spürte seinen Atem ganz dicht an ihrem Ohr.
"Was riechst du, Serena?" raunte er. Serena schluckte erneut schwer und versuchte kontrolliert zu atmen. "Ist irgendwas Serena?"fragte Scabior. Sein Unterton ließ genau erkennen, dass er wusste was los war. Serena schüttelte schnell den Kopf. "Na dann konzentriere dich", flüsterte Scabior. Das war doch wohl nicht sein ernst? Wie sollte Serena sich denn so konzentrieren? Sie atmete noch einmal tief ein und versuchte alle Gerüche wahrzunehmen.
"Ich rieche den Wald", sagte sie.
"Und weiter?" raunte Scabior und strich ihre Haare zur Seite.
"Das nasse Laub und die Rinde der Bäume."
"Was riechts du noch?" hauchte Scabior
"Den schwachen Geruch von Rehen."
"Ist das alles?"neckte Scabior sie.
"Nein, da ist noch ein Geruch", sagte Serena und konzentrierte sich noch mehr.
"Ein Mensch."
"Bist du dir sicher?" fragte Scabior verführerisch. Serena nickte.
"Worauf wartest du dann noch?" flüsterte er.
Serena machte die Augen auf und schoss los. Während des Laufens versuchte sie den Geruch weiter zu orten. Sie musste einige Male stehen bleiben und verstärkt riechen. Der Geruch wurde immer stärker und als sie die Quelle des Geruch entdeckte blieb sie enttäuscht stehen. An einem Baum war eine Stoffpuppe befestigt.Die Puppe war in Menschenkleidung gesteckt worden. Serena vernahm Schritte hinter sich und funkelte Scabior an. "Was sollte das jetzt?" meckerte sie.
"Das war eine einfache Übung. Als Greifer musst du jeden Menschen riechen können, der sich in der Nähe aufhält", erwiderte Scabior entspannt. Er trat auf sie zu und legte ihr einen Finger aufs Kinn. "Unzwar auch wenn man eigentlich lieber etwas anderes machen würde?" raunte er und blickte ihr tief in die Augen.
"Und was sollte das bitte sein?" entgegnete Serena aufgebracht. Die Antwort folgte ohne jegliche Worte. Dafür hatte Scabior seine Lippen auf ihre gelegt.
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Snatched
FanfictionMein Name ist Serena, ich bin die Tochter des dunklen Lords und das ist meine Geschichte.