(2) Gedanken

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Frustriert knallte ich den Umzugskarton auf meinen Küchentisch und griff nach dem Cuttermesser. 
"Dieser. Absolute. Vollidiot.", knurrte ich und unterstrich jedes Wort mit einem Schnitt des Cuttermessers. Mit einem lauten Ratschen riss ich den Karton auf und besah mir den Inhalt. 
Endlich. Meine Kaffeemaschine. Die hatte ich gesucht.
Kaffee war ungelogen ein großer Teil meines Lebens. Ohne ihn würde ich wahrscheinlich keinen Tag überleben. Kaffee hebt morgens die Stimmung und hielt mich wach. 
Ohne Kaffee hätte ich niemals mein Abitur geschafft. Da hatte ich echt literweise von dem Zeug getrunken. 
Ein Grund, warum mir meine Schwester zum Abschluss eine Packung Kaffee geschenkt hatte.
"Wieso muss er ausgerechnet mit Ju arbeiten?", redete ich weiter mit mir selbst und zog das Gerät aus dem Karton. Das hatte sie mir als Einweihung für meine erste eigene Wohnung geschenkt... Diese Frau kannte mich echt zu gut.
Etwas ratlos sah ich mich in der Küche um, bis ich einen geeigneten und würdigen Platz fand und die Maschine dort abstellte. Frustriert steckte ich den Stecker in die Steckdose und sah innehaltend auf: "Wieso arbeite ich ausgerechnet mit Ju zusammen?! 'Das wird total toll.' haben sie gesagt. 'Das ist eine mega Chance.' haben sie gesagt. Ja, eine mega Chance für Marius sich eine Ohrfeige nach der nächsten einzufangen...Wenn ich diesen Typen sehe, würde ich ihm am liebsten einfach nur....argh!"
Wieder von meiner Kaffeemaschine wegtretend, stemmte ich die Arme in die Hüfte: "Warum führe ich eigentlich Selbstgespräche?!" Dieses blöde...nahhhhhhh keine Kraftausdrücke, Nina. Aber warum war Marius so? Dachte er wirklich, dass ich irgendetwas vergessen hatte? Oh nein, das hatte ich bestimmt nicht.
Und jetzt hatte er ernsthaft so getan, als hätte er mich nicht erkannt... Wie konnte man nur so egoistisch sein? Wie konnte man nur so wenig Rückgrat besitzen und nicht zu seinen Fehlern stehen? Er hatte Einiges verbockt und nun hatte er nicht einmal den Arsch in der Hose, um überhaupt ein Fünkchen Reue zu zeigen. Obwohl...der Typ war ein Lauch, der hatte sowieso keinen Arsch...
Wenn Ju nicht dabei gewesen wäre, hätte ich Marius wahrscheinlich sogar eine reingehauen. Aber so viel Anstand besaß ich noch. Ich würde mich von diesem Mistkerl nicht unterkriegen lassen. 
Er war es nicht wert. Er war es sowas von nicht wert. 
Marius hatte meine Aufmerksamkeit nicht verdient. Er hatte keinen einzigen Gedanken meinerseits verdient. 
Er war immer noch der gleiche Idiot, wie er schon immer gewesen war.
Er hatte sich nicht verändert, kein Stück. 
Und damit würde auch ich meine Meinung nicht über ihn ändern. 
Wütend auf Marius, stapfte ich in's Schlafzimmer und schnappte mir den nächstbesten Karton. Er war ziemlich leicht und ich öffnete ihn wieder mit meinem Messer. Zum Vorschein kamen meine ganzen Shirts und Hoodies und mit einem müden Seufzen nahm ich den ersten Stapel heraus. 
Einige Zeit räumte ich einfach nur stumm meinen Kleiderschrank ein und versuchte einfach mal nicht nachzudenken.
Doch es war schwierig, da mir bewusst war, dass ich morgen wieder in's Bamhaus musste und dort auf Marius treffen würde. 
Den Menschen, den ich eigentlich aus meinem Leben verbannen wollte. 
Wieso war ich so dämlich gewesen und hatte den Job angenommen?!
Okay...stop, Nina. Du wolltest nicht mehr über ihn nachdenken. 
Denk an was Anderes...hmmm...
Die Anderen aus der Crew waren echt nett. Vor Allem Passi war mir sehr sympathisch. 
Aber dieser Blödmann namens Marius musste mir das ja wieder versauen...
Okay, so klappte das nicht.
Hilfesuchend sah ich mich um. Ich musste mich irgendwie anders ablenken... Aber wie?  
Doch diese Aufgabe nahm mir mein Handy ab, als es anfing zu klingeln. 
Ähm, ja....aber wo war es bitteschön? 
Etwas hektisch rannte ich umher, suchte erst auf meinem Bett, doch das Klingeln kam aus dem Wohnzimmer, weswegen ich schnell dorthin rannte und mich gestresst umsah. Endlich entdeckte ich das kleine Ding und rutschte in meinen Socken zum Küchentresen herüber. 
Ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht, als ich den Namen auf dem Display las.
Freudig nahm ich den Anruf entgegen: "Hey, Lea."

"Na, Schwesterherz?"

Immer wieder duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt