(19) Parallelen

389 27 5
                                    

Konzentriert las ich noch einmal den Text der E-Mail durch, bevor ich sie als in Ordnung befand und sie absendete. Mit einem zufriedenen Seufzen lehnte ich mich zurück und sah auf mein Handy, welches vor Benachrichtigungen zu explodieren drohte.
Als Jus Social-Media-Managerin hatte er mir die Zugangsdaten für seine Accounts gegeben und erst jetzt wurde mir erst bewusst wie viele Nachrichten er tatsächlich jeden Tag bekam.
Und das waren verdammt viele.
Etwas genervt ließ ich die ganzen Benachrichtigungen von meinem Bildschirm verschwinden, bevor ich aufstand und mich in die Küche begab.
Für Kaffee natürlich.
Den hatte ich mir wirklich verdient.
Ich fragte mich echt, wie Ju das immer so aushielt.
Obwohl er oft genug ziemlich fertig aussah.
Und die Sache, dass er mir immer noch nach seiner Schnittarbeit helfen wollte, machte die Sache auch nicht besser.
Wahrscheinlich sollte ich einfach zu den Drehs mitkommen.
Mehr als meinen Laptop brauchte ich ja prinzipiell nicht und Ju würde das entlasten und er müsste sich nicht noch immer mitten in der Nacht mit mir hinsetzen und seine Biografie besprechen.
Zumindest noch nicht, bis wir raus hatten, was denn nun genau für Themen angesprochen werden sollten.
Und die Kapitel musste Ju sowieso selbst schreiben.
Und bisher hatte er nur eins, was er irgendwann geschrieben hatte, nachdem er mitten in der Nacht aufgewacht.
Irgendwie war es schon niedlich, wie er mir am nächsten Tag stolz wie ein kleines Kind, die Zettel mit krakeliger Handschrift präsentiert hatte.
Und momentan legte sich mein Fokus sowieso eher auf Social-Media und geplante Events und so weiter.
Und irgendwie ging ich auch Annika ein wenig mit den Terminen zur Hand, da die Bamschool meistens ihre volle Aufmerksamkeit abverlangte.  
Gähnend nahm ich meinen Kaffee und bewegte mich wieder nach oben, wo ich mich wieder auf meinen Bürostuhl sinken ließ.
So, jetzt hatte ich die Wahl.
Entweder ich ging einmal Jus Twitter durch oder sein Instagram.
Oder ich machte mal eine kurze Pause, mit der Ausrede, ich würde auf eine Antwort auf die E-Mail warten.
Und für genau diese Variante entschied ich mich letztendlich.
Trotzdem mein Handy aus meiner Tasche nehmend, switchte ich zu meinem eigenen privaten Account und scrollte ein wenig durch meine Timeline, bevor ich spaßeshalber Ju suchte und feststellte, dass ich ihm noch nicht folgte. Schnell war das geändert und sofort erschienen weitere Konten, die für mich vorgeschlagen wurden.
Vince und Passi bekamen ebenfalls einen Follow ab, bevor mein Finger über den Button bei Marius verweilte.
Eigentlich wollte ich dem Typen nicht folgen...
Aber er gehörte nun leider mal zur Bamcrew dazu.
Ach Scheiß drauf.
Irgendwann musste ich ja mal anfangen ihm wenigstens ein wenig neutraler zu begegnen.
Zumindest so weit, dass wir miteinander arbeiten konnten.
Zwar mehr neben- als miteinander, aber egal.
Seufzend legte ich meinen Kopf in meinen Nacken.
Diese ganzen Parallelen waren echt nervig.
Und machten mir damit klar, dass Marius sich in den Jahren nicht verändert hatte.
Weswegen ich auch Grund zur Annahme hatte, dass er immer noch genauso ein Idiot wie damals war.
Trotzdem frustete es mich, dass er sein Unschuldslamm-Spiel wirklich durchziehen wollte.
Er konnte es wenigstens zugeben.
Lauteres Gepolter erklang, als Marius, wie gerufen, plötzlich die Treppe herunter kam: "Hey, hast du zufällig ein Stativ gesehen?"
Meine Augenbrauen zuckten nach oben, während ich ihn nur missbilligend betrachtete.
Oh diese Parallelen....
Kannst du denn echt nie dein Zeug beisammen halten?

Immer wieder duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt