Wie es auch aussehen könnte:
Thomas zuckte zusammen, als Teresas Stimme plötzlich aussetzte, die Lichter an den Kanten und Säulen auf leuchteten, auf dem Platz in der Letzten Stadt, wo er Newt nicht mehr halten hatte können, als ihm die Kraft verlasse hatte, als hätte sich gerade ein riesiger Stromeinfall ereignigt.
Er hatte ihn auf dem Betonboden liegen gelassen, bevor Teresa zu ihm gesprochen hatte. Er hatte nicht mehr gekonnt, Newt hatte nicht mehr gekonnt.
Sie aber wollte, dass er zu ihr zurückkam. Weil er das Heilmittel war.
Weil er Newt so retten könnte...
Er keuchte immer noch, das Herz hüpfte in seiner Brust wie ein aufgeregter Vogel, der das Fliegen verlernt hatte. Er musste sich zusammen reißen, um seine Tränen nicht freien Lauf zu lassen. Er wollte nicht wieder weinen.
Er war so verzweifelt, so hin und her gerissen, er wusste nicht, was er jetzt tun sollte.
Teresa, dieser dreckigen Verräterin, glauben oder weiter versuchen, Newt mit sich zu schleppen, damit sie beide gerettet waren. Sie mussten hier schleunigst raus, denn ansonsten wären sie dem Tode geweiht. Was sollte er tun? Was?
Er wandte sich zitternd um - vor Anstrengung, vor Hilflosigkeit, keine Ahnung - als Newt sich vor ihm aufrichtete. Er stockte erschrocken, starrte ihn erstaunt an.
"Newt?", sagte er vorsichtig.
Newt drehte sich langsam um.
Und Thomas schossen unweigerlich die Tränen in die braunen Augen.
Newts schweißnasses Gesicht trieb schwarze lange Adern, die sich mit anderen verzweigten, sich über seine ganze glänzende Haut ausbreitete wie grausige wachsende Pflanzentriebe. Etwas, das wie Blut aussah, lief seinen beschmutzen trockenen Mund herunter.
Der 'Brand' hatte seinen Endstatus erreicht.
"Newt...", begann er beruhigend, doch Newt schrie - ein unglaublich wildes, hasserfüllte Brüllen - und stürzte sich auf ihn. Thomas reagierte schneller, als er selbst erwartete, schmiss ihn weg, bevor er ihn anfasste, sodass Newt fiel, sich jedoch geschickt abrollte. Er stand sofort auf, voller Wut, und rannte erneut auf ihn zu.Brenda und Jorge warteten noch immer im Berk.
Brenda spielte vor Ungeduld schon mit dem Serum in ihrer Hand. Die blaue Flüssigkeit gluckert in dem Glas von links nach rechts und wieder zurück.
Jorge schaute ruhelos in die Ferne, auf das Feuer, auf die fallenden Hochhäuser, auf irgendein Anzeichen darauf, dass Thomas mit seinen Freunden um die Ecke kam und sie endlich diesen verdammten Ort verlassen konnten. Wo blieben sie denn? Hätten sie nicht längst da sein müssen?
"Brenda!" Brenda hob alarmiert den Kopf. Jorge nahm die Finger vom Steuer.
Minho tauchte mit Gally an seiner Seite an den Treppen auf.
Sie sahen nicht so aus, als hätten sie noch viel Zeit, ihnen ihren Grund für ihre Hetzterei zu erklären. "Wo ist das Serum?Newt und Thomas rollten ineinander verkeilt auf dem Boden, so lange, bis Thomas es irgendwie schaffte, ihn von sich zu stoßen. Newt hatte sich so fest in sein Shirt gekrallt, dass es schmerzhafte Spuren hinterlassen hatte, er hatte ihn beißen wollen, töten wollen. Er hatte es in seinen Augen gesehen, die nicht mehr die seines Freundes waren. Er hatte solche Angst vor ihm. Vor diesem blutrünstigen Monster, dass ihm überhaupt nicht ähnlich war. Er hatte solche Angst, ihn wegen ihm zu verlieren.
"Tommy", keuchte Newt. "Töte mich!"
Sein blondes Haar hing ihm in die Stirn, er bebte am ganzen Körper.
Und was? Was sollte er tun? Thomas traute seinen Ohren nicht.
War es der Crank, der in ihm sprach, oder er selbst? "Newt, ich bin hier", rief er.
Er sollte hören, dass er nicht allein war, dass er diesen Kampf nicht allein kämpfen musste. Er war bei ihm. Er konnte ihm helfen.
Doch als Newt ihm sein verzerrtes Gesicht zuwandte, war wieder nichts als Hass und Wut darin. Er sprang auf, mit einem grässlichen Knurren, und warf sich in Thomas hinein, der promt die Arme um ihn schloss."Das Serum?"
Sonya streckte den Kopf aus der Ladeluke am Berk, wo sie mit Harriet und Aris die Kinder betreute, die sie von WCKD gerettet hatten. Sie schaute Minho verständnislos an, während sie einen neugierigen Jungen wieder nach unten in Sicherheit schob.
"Newt ist krank, er braucht es!", erklärte Gally knapp. Er sah bittend zu Brenda, die Jorge einen kurzen, entschuldigenden Blick zuwarf, bevor sie zu ihnen runter gelaufen kam. "Wo ist er? Ich hab's", sagte sie und zeigte das kleine Fläschen.
"Schnell jetzt", Minho war schon an der Treppe, "wir führen dich hin."
Er war so aufgeregt, dass er kaum still stehen konnte.
"Hey, ich will auch mit!" Sonya war hinaufgeklettert und lief los, zu ihnen, doch Jorge hielt sie zurück. "Du nicht", bestimmte er. "Bleib hier und kümmer dich um die Kiddies. Sie brauchen dich!"
"Newt braucht mich. Er ist mein Bruder!"
"Ihr kennt euch doch noch nicht mal richtig!", rief Gally ihr zu. Er war verwirrt "Wie kann er dein Bruder sein?" Sonya traf diese harte Aussage.
Aber sie war wahr. Newt und sie hatten sich zwar ein paar Male gesehen, jedoch waren sie nie in Kontakt gekommen. Sie hatte in der Zeit erfahren, als sie in der Gewalt von WCKD gewesen war, dass sie und er Geschwister waren. Echte Geschwister. Dieselbe Mutter, derselbe Vater. WCKD hatte allen Entführten ihre Erinnerungen zurück gegeben.
Sie hieß eigentlich Elizabeth und sie hatte ihre Eltern an den Virus verloren.
Newt hatte sie immer beschützen wollen. Sie war die kleinere, aber sie war immer die mutige gewesen. Newt hatte immer Angst um sie gehabt. Er hatte sie immer an seiner Seite gehalten. Das Gefühl, einen Bruder zu haben, den sie nicht mehr kannte, aber dass er eben ihr Bruder war, das tat Sonya weh.
Sie wollte ihn kennen lernen, mehr als alles andere. Sie wollte wissen, wer er jetzt war, was ihn ausmachte, wie sein Charakter war. Sie wollte ihn bei sich haben, ihm alles erzählen, was sie wusste. Vielleicht würde er sich nicht an sie erinnern, aber sie konnte ihm eine ihn liebende Person, eine Schwester geben, die er mal wirklich gehabt hatte. Und wenn er krank war, dann musste sie ihm helfen.
Koste es, was es wolle.
"Ich weiß nicht, wer er ist", stimmte sie mit einem Schlucken zu. "Aber ich will es wissen. Ich will meinen Bruder zurück. Er ist der einzige, den ich von meiner Familie noch hab. Bitte", sie drehte sich flehentlich zu Jorge um. "Lass mich ihm sagen, was wir sind. Ich will ihn sehen, bevor... "
Sie wagte nicht ihre Befürchtungen auszusprechen.
Wenn er starb, würde sie sich selbst nie verzeihen. Sie hätte ihn verloren.
Ein für alle mal. Und sie hätte es noch nicht mal geschafft, ihm ihre glückliche Nachricht zu überbringen.
Jorge sah ihr in ihre braune Augen - und ließ sie mit einem schweren Nicken los.
"Viel Glück, Hermano!" Dankbar rannte sie zu Brenda, Minho und Gally und gemeinsam zu Newt und Thomas. Um das zu retten, was zu retten war.
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"Wie war er...?"
FanfictionNach WCKDs Untergang sind Thomas und seine Freunde im Sicheren Hafen gelandet. Doch was erwartet sie dort alles? In einer Nacht muss er jemandem von seinem Freund erzählen, der ein grausiges Schicksal erleben musste... Und davor? Hätte Thomas ihn r...