Sonya war wie erstarrt.
Thomas, Newt. Thomas auf Newt. Newt reglos, mit einem Messer in der Brust. Thomas neben ihm, Tränen in den Augen, aufgelöst. Das war... Er war doch nicht schon...?
Nein. Nein. Das konnte nicht sein. Nein. Niemals.
Für einen Moment konnte sie nicht mehr denken, nichts mehr spüren, schwankte zwischen Fassungslosigkeit und Schuldgefühlen.
Wenn sie schneller gewesen wäre, wenn sie von der verdammten Bombe nicht in Deckung gegangen wäre, wenn sie Brenda einfach weiter nach gelaufen wäre, ohne sich um ihre Sicherheit zu kümmern...
Sie stürmte auf sie zu, auf die beiden Jungs, warf sich vor Newt auf die Knie und packte seinen Kopf in ihre Hände, in ihre dreckigen schwitzigen Hände.
"Newt, Newt, hey!" Sie bemerkte nicht, wie ihr der Tränenfluss die dunklen Adern verwischten, sein blondes Haar in seiner Stirn, mit einer klebrigen Flüssigkeit verklebt, seinen beschmierten Mund.
"Newt!" Sie schrie ihn an, rüttelte ihn, versuchte ihn verzweifelt ins Leben zurückzurufen. "Wach auf, wach auf, Newt! Wach auf! Newt, bitte! Wach auf!"
Thomas wandte sich ab, hielt sich die Hand vor die Augen, konnte diesen Anblick offenbar nicht länger ertragen. Es traf ihn tief, tiefer, als ihn je etwas getroffen hatte.
"Newt!" Sonya schlug, schrie, und bettelte, aber es brachte nichts mehr. Er war weg, für immer. Und das wusste sie.
Brenda war ebenso entsetzt, als sie vor ihnen zum Stehen kam. Newt war...?
Und Thomas? Saß da, am Boden zerstört und nicht ansprechbar.
Vorsichtig und mit den Tränen kämpfend beugte sie sich zu Sonya hinab, berührte sanft ihre Schulter, doch Sony hatte nur Augen für Newt.
"Du bist mein Bruder. Newt, du bist mein Bruder!" Sie strich ihm über das entstellte Gesicht, liebevoll und zärtlich, und versuchte das Lächeln zurückzuhalten, dass ihre Erinnerungen zurückbrachte.
Trotz ihrer Traurigkeit war das vertraute Gefühl gekommen, dass sie glücklich machte, dass ihr Kraft gab, sie nicht in Depressionen fallen ließ.
"Weißt du, wir hatten einen Hund, du und ich. Er hieß Roca. Du hast ihn so genannt, weil du in das Mädchen verliebt gewesen warst. Naja, ich hab dich dazu getrieben." Sie lachte. Es war ein wehmüiges Lachen. "Wir haben im Garten immer mit ihr gespielt. Uns hat Schnee und Regen nie etwas ausgemacht. Und Roca auch nicht."
Sie erzählte, als würde Newt noch leibhaftig vor ihr sitzen und ihr zuhören, es kümmerte sie nicht, dass es das nicht tat. Er war tot.
Sie hatte nur dieses Gefühl, dass er sie verstand, dass er über manches lachte.
Und das war ihre Stütze, ihr Antrieb. Sie würde ihn nicht zuheulen, ihn stundenlang umarmen, sie würde ihn nicht festhalten. Sie würde ihn los lassen, wenn er das sagte.
Nur jetzt musste sie all ihre Erlebisse mit ihm teilen. Jetzt ließ sie ihn noch nicht los.
"Unsere Eltern haben sich gegen die WCKD-Männer gewehrt, die dann irgendwann bei uns zu Hause aufgetaucht sind, aber sie haben's nicht geschafft."
Gally und Minho kamen dazu, setzten sich, Minho zu Thomas.
Er war genauso kaputt wie er, er verkraftete Newts Tod nicht. So gaben sie sich beide Trost, hielten sich und weinten um ihren gefallenen besten Freund.
Gally war ein harter Mann, aber selbst bei ihm traten die Tränen ein.
"Sie wollten mich mitnehmen, weil ich... ", weil sie immun war und er nicht.
Er wurde infiziert und zum Crank, Sonya würde nicht zum Crank werden, auch, wenn sie schon längst infiziert war. Sie war immun.
"Sie haben uns beide mit genommen und uns in das Haupquatier gesteckt, in dieses riesige Krankenhausding, und wir durften uns nicht mehr sehen. Du hast aber einen Weg gefunden, wie du mich sehen kannst, und jede Nacht kamst du dann zu mir!"
Sie erinnerte sich warm an die Geborgenheit und die Sicherheit, die er ihr so gebracht hatte, an diesen furchteinflößenden weißen Raum, wo sie mit Gruppe B gelegen hatte, mit Rachel und Harriet, die zu ihren Freundinnen geworden waren.
Newt war immer da gewesen, wenn sie ihn gebraucht hatte.
Sie musste für ihn da sein.
"Und irgendwann sind die anderen mit dir gekommen, die ich noch gar nicht gekannt habe, und du hast dich... ich wusste nicht wieso, und warum, und du hast dich einfach so..."
"Verabschiedet!", flüsterte Newt heiser. Sonya fuhr hoch.
Nein, das war nur Einbildung. Newt war tot. Er lag mit einem Messer in der Brust vor ihren Füßen, ohne einen Herzschlag, ohne ein Wimpernzucken.
Sie hatte sich das eingebildet. Ganz klar.
"Lizzy, ich bin hier!" Newt bewegte sich schwach und zitternd, aber er bewegte sich.
Das war keine Einbildung. Das war...
"Newt!", schrie sie.
Alle Köpfe drehten sich alarmiert zu ihr um.
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"Wie war er...?"
Fiksi PenggemarNach WCKDs Untergang sind Thomas und seine Freunde im Sicheren Hafen gelandet. Doch was erwartet sie dort alles? In einer Nacht muss er jemandem von seinem Freund erzählen, der ein grausiges Schicksal erleben musste... Und davor? Hätte Thomas ihn r...