Freiheit

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Hey, du. Ich kann dich sehen. Ich kann alles sehen von hier.
Dein Haus. Auch meins. Und die Kirchtürme, dir aus der Stadt herausstechen.
Ganz da hinten sehe ich die Altstadt. Die Burg, die sich den Berg herunter windet und in die alte Stadtmauer übergeht. Und dann die Häuser, die sich am Ufer sammeln.

Manchmal stelle ich mir vor, wie meine Stadt früher ausgesehen hat. Im Mittelalter. Als die ganzen Neubausiedlungen noch nicht da waren, und als die Straßen noch unbefestigte Schotterwege waren. Ich stelle mir vor, wie ein Wanderer, der tagelang keine Zivilisation gesehen hat, hier auf dem Hügel steht und auf die Stadt herunterblickt.
Dass ich dieser Wanderer bin, der die Welt entdecken will.
Und so stehe ich hier oben, und nachdem ich den Anblick auf das Tal, das der Fluss gegraben hat, in mich aufgesogen habe, mache ich mich auf den Weg zu der Brücke.
Ich laufe einfach den Hügel hinunter. Ich gehe direkt gerade aus, und nichts, was der Mensch geschaffen hat, kann mich aufhalten. Weil nichts da ist. Das ist für mich Freiheit. Das zu tun, was ich will. Und das auch tun zu können. Ohne Rücksicht nehmen zu müssen, wo ich keine Rücksicht nehmen will. Und da Rücksicht nehmen, wo ich es will.
Einfach den Hügel hinunter zu laufen, ohne Umwege zu machen. Ohne aufgehalten zu werden.
Von Zäunen. Von Häusern. Von fremden Grundstücken. Einfach durch den Wald und über die Wiese laufen, das Ziel immer vor Augen.
Das bedeutet Freiheit für mich.

Too Young To DieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt