Chapter 1

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Nichtsahnend klopfte ich an die Tür und öffnete sie. Ich sah wie Lexi, bleich in einem Krankenhaushemd, im Bett lag. Sie hatte an der Stirn ein großes Pflaster kleben und im Gesicht und an den Armen viele Kratzer und Schürfwunden. „Um Gottes Willen Lexi, geht es dir gut? Ich habe mir ja solche Sorgen um dich gemacht." Ich setze mich zu ihr ans Bett, dabei wollte ich ihre Hand in meine nehmen, doch sie entzog mir diese sofort. „Doktor, ich weiss nicht was sie meinen." Kopfschüttelnd und mit einem irritierten Blick schaute sie mich an.

Ich runzelte die Stirn. „Ich bin's Lex.", sagte ich und lächelte leicht. „Nathan. Nathan Hale." Sie schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich kenne keinen Nathan Hale.", kam es von ihr leicht Kopfschüttelnd und vollkommen irritiert, so als würde sie mich tatsächlich nicht kennen. Ich schaute sie perplex an. „Lex, ich bin's.", wiederholte ich mich und lachte leicht, da ich annahm das sie nur Spaß machte. „Tut mir leid, ich weiss leider nicht, wovon sie sprechen." Verdutzt schaute ich sie an. Was redet sie da bitte? Langsam stand ich von ihrem Bett auf und versuchte mir zu erklären was das hier gerade sollte. Doch kein Gedanke in meinem Kopf, machte gerade Sinn. Ich verließ das Zimmer. Sie konnte sich nicht mehr an mich erinnern? Das verstehe ich nicht.

Ich fuhr mir verzweifelt durch die Haare, die jetzt höchstwahrscheinlich wirr von meinem Kopf abstanden, doch es gab gerade wichtigeres um was ich mir sorgen machen musste. Lexi.

Eine Frau in einem weißen Kittel kam auf mich zu. „Verzeihung.", sagte ich und schaute sie an. „Kümmern sie sich um Alexis Martin?", fragte ich sie. Sie nickte. „Ja, das tue ich. Wie kann ich ihnen helfen Mister?" Ich reichte ihr die Hand. „Nathan Hale.", stellte ich mich ihr vor. „Ich bin ihr Freund und ihr einziger nahestehender. Sie hat keinen mehr aus der Familie." Sie nickte verstehend. „Ich bin Doktor McAliskey.", stellte sie sich mir vor. „Frau Doktor, ich kann nicht verstehen, was mit ihr los ist. Sie hat gerade angenommen, dass ich der Doktor bin und nicht ihr Freund.", kam es von mir verwirrt und aufgelöst. Ich verstand überhaupt nicht was da gerade vor sich ging. Für mich ergab das einfach keinen Sinn.

Sie nickte. „Ihre Freundin hat ein Schädel-Hirn-Trauma 1. Grades, was auch die starke Retrogrande Amnesie bei ihr erklären würde." „Und das heißt?", fragte ich etwas überfordert nach. „Das heißt im Prinzip, dass sie eine Gehirnerschütterung hat und dadurch eine Art Gedächtnisverlust hat. Leider ist der Gedächtnisverlust sehr ausgeprägt bei ihr. Bei achtzig Prozent, der Fälle ist es so, dass sich diejenigen nicht mehr an den Unfall erinnern können. Bei ihr ist es ein längerer Zeitraum.", erklärte sie mir. „Doch bei neunzig Prozent der Betroffenen, geht es zurück und sie können sich innerhalb einiger Wochen wieder an ihr altes Leben erinnern." Diese ganzen Zahlen interessierten mich nicht sonderlich. Ich wollte nur wissen wie es um Lexi stand und nicht um neunzig Prozent, was weiss ich was. Trotzdem nickte ich verstehend. Sie hat also vergessen wer ich war. Was wir alles miteinander hatten? Was wir durchgemacht haben?

Ich fuhr mir mit der flachen Hand durchs Gesicht. „Können sie sagen, wie lange es bei ihr dauert?", fragte ich. Sie schüttelte den Kopf. „Das ist von Patient zu Patient immer unterschiedlich." Ich nickte. „Wissen sie was ihr zugestoßen war?", fragte ich nun die Frau und hoffte auf eine Erklärung, um endlich wissen zu können was ihr zugestoßen war. „Ein betrunkener Mann, ist ihr reingefahren. Genau da wo sie am Steuer saß." „Hat der Mann auch solche Verletzungen wie sie?" Die Ärztin schüttelte wieder den Kopf. „Er ist tot. Auf der Stelle verblutet." Ich schluckte schwer. „Ihre Freundin hat wirklich Glück gehabt, das war ein schwerer Unfall und ihre Freundin hätte es ganz schlimm treffen können." Ich schaute sie mit großen Augen an. Lexi hätte sterben können? In mir machte sich die Wut breit. Wie konnte man sich noch betrunken hinters Steuer setzten? Um Gottes Willen, Lexi hätte bei dem Unfall ums Leben kommen können.

„Fehlt ihr sonst was?", löcherte ich die Ärztin weiter mit Fragen und hoffte wirklich das es außer der Gehirnerschütterung nichts mehr war. „Wie gesagt sie hat die Gehirnerschütterung, dann hat sie einige Schürfwunden, viele Kratzer und Hämatome, eine Rippenfraktur und eine Tibiafraktur." „Und jetzt bitte für dumme, was ist eine Tibiafraktur?" „Ein Schienbeinbruch.", erklärte sie mir und ich nickte erneut. Lexi, Lexi, Lexi, du hast wirklich Glück gehabt mein kleiner Engel. Sie hat solch einen Unfall überlebt. Da konnte nur ein Schutzengel am Werk sein.

„Ihre Freundin bekommt jetzt noch einige Infusionen. Und es stehen noch Untersuchungen an. Vor allem ein MRT ist sehr wichtig. Wir müssen ausschließen können, dass die Gehirnerschütterung nicht schlimm ist und es nicht zu inneren Blutungen kommt. Das kann lebensgefährlich werden." Ich schaute sie mit großen Augen erschrocken an. „Um Gottes Willen, innere Blutungen? Was?"

„Zurzeit ist alles in Ordnung, wir müssen uns nur vergewissern Mr. Hale, das ist nur reine Routine.", beruhigte sie mich und ich entspannte mich sofort ein klein wenig. „Was mache ich jetzt, sie erkennt mich nicht wieder? Wie soll ich mich ihr gegenüber verhalten?", fragte ich mein gedachtes laut. „Geben sie sich als Doktor oder als Pfleger aus. Lassen sie sich was einfallen, doch dürfen sie ihr unter keinen Umständen jetzt klar machen wollen, dass sie ihr Freund sind. Sie darf sich jetzt auf gar keinen Fall aufregen oder gestresst sein. Denn zum einen, wissen wir nicht wie ihr Körper darauf reagieren würde und zum anderen, wäre das jetzt in ihrem Zustand wirklich äußerst gefährlich." Ich nickte verstehend und versuchte mich zu sammeln, mich zusammen zu reißen und mich verdammt nochmal zu benehmen wie ein Mann. Doch ich machte mir einfach zu große Sorgen um Lexi. Allein wenn ich daran denke, dass sie hätte umkommen können bei diesem Unfall. Oder dass sie innere Blutungen haben könnte. Um Gottes Willen, da wird mir ganz schwarz vor Augen.

„Machen sie sich keine Sorgen Mr. Hale.", sagte die Ärztin. Sie kann gut reden, wenn ihr Ehemann dort liegen würde, würde sie sich sicherlich auch anderes verhalten.

„Ich weiss das ist einfacher gesagt als getan, doch sie ist hier in wirklich außerordentlich guten Händen." Ich nickte. „Ich gehe stark davon aus, dass es bei ihr keine Komplikationen geben wird." „Das hoffe ich inständig." Sie lächelte leicht. „So Mr. Hale, ich muss nun wieder los. Wenn sie noch Fragen haben, stehe ich ihnen gerne zur Verfügung." Sie reichte mir die Hand zum Abschied. „Vielen Dank Frau Doktor.", entgegne ich ihr.

Sie lief nun davon und ließ mich hier in dem Flur stehen. Mein Kopf war vollgestopft und fühlte sich so unglaublich schwer an. Ich lehnte mich an die Wand an und legte den Kopf in den Nacken und schloss für einen kurzen Moment die Augen, dabei atmete ich laut aus. Wie zum Teufel sollte ich denn jetzt damit fertig werden?

Ich fuhr mir mit der flachen Hand übers Gesicht und versuchte die Tränen, die mir in die Augen schossen zu unterdrücken. Verdammt. Ich liebte diese Frau und dass sie sich nicht mehr an mich erinnerte, es brach mir einfach das Herz. Wie sollte es denn weiter gehen? Sie machte mich verrückt, ich konnte nicht ohne sie. Sie war einfach zu einem wichtigen Bestandteil meines Lebens geworden, ohne den ich nicht mehr leben konnte. Gott steh mir bei.


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Hallöchen,

schön das ihr hier gelandet seit. Freut mich wirklich. Ich hoffe euch geht es gut und das Kapitel gefällt euch. Bald geht es weiter meine Lieben. Ich wünsche euch noch einen schönen vierten Advent. 

Eure CoAnonymous <3


Aus Liebe wird HassWo Geschichten leben. Entdecke jetzt