Prolog

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Dunkelheit umgab die Gassen der Stadt. Der Mond wurde durch die Wolkenmassen verdeckt und die Häuser verschluckten den letzten Rest Licht, der noch fahl in der Landschaft lag. Lärm stieg von den Straßen auf und die Luft roch nach den Abfällen in den Gassen. Ein leises Klirren war über dem Lärm der Autos wahrzunehmen. Es folgte ein Rascheln und schließlich ein schriller Schrei. ,,Egal was ihr wollt, bitte lasst mich in Ruhe!'', eine Frau lag auf dem Boden vor zwei schwarz gekleideten Männern. Das Gesicht der Männer war verdeckt, genau wie der Rest ihres Körpers. ,,Du hast da aber leider etwas, was wir brauchen und wenn du es uns nicht gibst, dann wirst du gleich unsere echten Gestalten kennenlernen.''. Die Frau zuckte zusammen. ,,Ihr droht mir?''. ,,Hör auf Zeit zu verschwenden! Wo ist der Hüter?'', fauchte der Größere der beiden Männer. ,,Hüter? Welcher Hüter?'', die Frau wich zurück. Gehetzt sah sie hinter sich. Hausmauern und Müll waren zu sehen, aber keine Möglichkeit für eine Flucht. Sie war gefangen und egal was passiert, diese Männer würden sie umbringen. ,,Dummes Weib! Hat dir dein dreckiger Mann nicht erzählt wer er in Wirklichkeit ist? Oder sollte ich eher was sagen...'', der jüngere funkelte sie aus seinen dunklen Augen an. Sie waren pechschwarz und glänzten unheimlich. Beängstigt legte sie die Hand auf ihren Bauch. Sie war schwanger und das Kind würde heute mit ihr sterben. ,,Was meinst du damit?'', fragte sie leicht zögerlich. Sie wischte ihre schweißnassen Hände an ihrem T-Shirt ab. ,,Mein Mann ist ein normaler Geschäftsmann wie jeder andere auch.''. Sie erhielt keine Antwort, stattdessen gaben die Männer ihr Gesicht preis. Es war hart, emotionslos, doch nur Sekunden später veränderten sich ihre Gesichter. Nein, die zwei Männer selbst veränderten sich. Die Frau wimmerte und wich weiter in die Gasse zurück, nach kurzer Zeit jedoch spürte sie die spitzen, kalten Steine in ihrem Rücken. Sie schloss die Augen, als sie sie wieder aufschlug waren die Männer verschwunden, sie waren schattenhaften Kreaturen mit glühenden Augen gewichen. ,,Wo ist er?'', brüllte die Kreatur, die einst der größere Mann war. Er war menschenähnlich, aber seine zerflederten Flügel und die Klauen sprachen andere Worte. ,,Hast du etwa Angst?'', flüsterte ihr die andere Kreatur ins Ohr. Bei dem ekelhaften Geruch aus seinem Mund musste die Frau augenblicklich die Augen schließen, doch zugleich zuckte sie zusammen. Schal lag der Todesgeruch in dem Atem der Kreatur. ,,Er ist zurzeit nicht in hier, er ist auf Geschäftsreise in China.''. Die menschenähnliche Kreatur brüllte und schlug den Kopf der Frau gegen die Mauer. ,,Wenn sein Weib in Gefahr ist, dann wird er kommen um sie zu beschützen.'', das Lachen der Kreatur klang bedrohlich, eher wie ein Brüllen als ein Lachen.




,,Komm her kleines, wir werden jetzt deinen Mann rufen.''.



Eine kalte Klaue riss an dem Arm der Frau. Die kalten, scharfen Klingen schnitten sich in ihre Haut und ließen ihr Blut auf den staubigen Boden tropfen. Eine zweite Klaue fuhr ihren Körper entlang. Langsam bahnte sie ihren Weg bis zu der Kehle der Frau. Ihr schrilles schreien durchschnitt die Luft. ,,Bitte tötet mich nicht!'', flehte sie die Kreaturen an, ,,ich habe euch nie etwas getan!'' 

,,Aber du hast etwas das wir brauchen.''


Ein Fauchen brachte die beiden Kreaturen dazu sich umzudrehen. Ein riesiges Katzenwesen ragte vor ihnen auf. Das rauchgraue Fell des Wesens wurde von hellen, gelben Blitzen durchzogen und eine lange Narbe zog sich die Flanke hinunter. ,,Was wollt ihr von mir?'', fauchte der Kater. ,,Du stehst unserem Chef im Weg. Deine Botschaften widersprechen den unseres Clans und dafür sollst du nun büßen.'', die beiden Kreaturen ließen von der Frau ab, sie konzentrierten sich nur noch auf den Kater vor ihnen. Die Frau stutzte, die außergewöhnlichen blauen Augen der Katze erinnerten sie an ihren Mann. Nein, ausgeschlossen, das war ihr Mann. ,,James?'', glitt aus ihrem Mund. Das Katzenwesen blickte kurz zu ihr auf. ,,Hallo Rebecca.''. Rebecca taumelte und stütze sich schließlich an der Wand. Ihr Mann konnte sich wie diese Kreaturen in ein anderes Wesen verwandeln? Wie konnte das sein? Sie schüttelte ihren Kopf. Ich träume,  ich träume... Doch auch als sie sich wieder fing, fand sie die Kreaturen vor ihren Augen wieder, nur dieses Mal kämpften sie erbittert gegeneinander. Die Kreaturen erwischten den Kater hart an seiner Flanke, Blut strömte über sein Fell und ließ es schwarz wirken. Langsam knickte das Bein unter der verletzten Flanke ein, es gab dem Druck nach und der Kater sank zu Boden. Die Kreaturen schleuderten ihn in die Frau und ließen sie ineinander zu Boden fallen. Keuchend wand sich die Frau unter dem Kater. Sein Blut färbte ihre Kleidung rot. ,,Rebecca, hör mir bitte zu. Du bist nicht mehr sicher. Heute werde ich dich noch beschützen können, aber ich werde diese Nacht nicht überleben. Gehe zu Paul und sag ihm, dass Midnight in der Stadt ist. Er wird dich in ein Dorf bringen, mein Heimatdorf. Sie werden dir alles erklären und dich beschützen und um alles in der Welt:

beschütze unsere Tochter.''


Es waren die letzten Worte des Katers bevor er wieder mit den Kreaturen kämpfte. Verbissen rang er sich mit den Kreaturen, Blut färbte die Gasse. Langsam schlich die Frau an den kämpfenden Wesen vorbei und verschwand hinter der nachten Hauswand. Noch ein einziges Mal drehte sie sich zu ihrem mann um, bevor sie ihn nie wieder sehen würde.

The lost guardian - Die verborgene WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt