27. ASHER

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Der Freitag verlief wie die Tage vor ihm, nur, dass ich nicht ganz so krampfhaft versuchte, Grayson aus dem Weg zu gehen. Wenn ich ihn sah, grüßten wir uns kurz durch ein Nicken, das war es dann aber auch schon. Doch ich versteckte mich nicht mehr, wenn er in meiner Nähe war.
Das war doch ein Fortschritt?
Ich wollte einfach, dass das Training mit ihm nicht ganz so schlimm wurde, also musste ich versuchen, normal mit ihm umzugehen. Es fiel mir zwar schwer, aber irgendwie genoss ich es auch.

In der Pause zum Beispiel war ich wie immer vor der Schule auf die Treppen gegangen, um in Ruhe eine zu Rauchen. Auf Joints mit den anderen Footballspielern hatte ich keine Lust, Isaac mied mich immernoch und zu meiner Schwester wollte ich in der Pause nicht, da ihre Freundinnen mich nur anbaggern würden. Das Problem war nicht nur, dass sie zwei Jahre jünger waren als ich, sondern auch noch Mädchen. Tja und ich mochte keine Weiber mehr. Okay, meine Schwester und Candy waren die Ausnahme, aber die machten sich auch nicht an mich ran. Ich denke, Candy vermutete schon etwas, aber mit ihr darüber sprechen wollte ich nicht. Ich mochte sie und vertraute ihr auch ein Stück weit, aber Isaacs Reaktion hatte mir gezeigt, dass meine Neigung wohl besser ein Geheimnis bleiben sollte.

„Rauchen ist ungesund“
Ich erschrak zur Seite und schlug mir fast meinen dämlichen Kopf an, als Grayson aufeinmal neben mir saß und mich anlächelte. Natürlich hatte ich vor Schreck meine Zigarette fallen lassen. Mein Herz schlug verdammt schnell und wollte sich einfach nicht mehr beruhigen, doch das lag nicht nur an dem Schreck, sondern auch an der Anwesenheit einer Gewissen Person. Der lachte mich nur aus, zog daraufhin eine Zigarrenschachtel aus der Jackentasche, steckte sich eine Kippe in den Mund, zündete sie an und zog genüsslich daran.

„Rauchen ist ungesund“, äffte ich ihn nach, während ich Grimassen schnitt und ihn böse ansah. Er lachte nochmal, bot mir dann seine Zigarette an, die ich annahm und selbst ein paar Züge nahm.
Als er bemerkte, dass ich sie ihm nicht wieder zurückgeben würde, zündete er sich noch eine an.
„Gehst du Samstag auf Candys Party?“, fragte Gray irgendwann. Er saß neben mir, sodass sich unsere Knie berührten und machte keine Anstalten wegzurutschen und das sollte er auch nicht. „Ich weiß nichts von einer Party“, gestand ich, während ich mich etwas zurücklehnte.
„Dein Ernst? Candy hat es dir doch erst vorhin erzählt. Sie meinte, ich solle dich überreden, dass du kommst“
Ich zuckte nur mit den Schultern. „Muss ich überhört haben“
Gray lachte kurz vor sich hin und ich konnte nicht anders, als ebenfalls zu lächeln. Es war mir egal, wieso er lachte, er sollte einfach nie mehr damit aufhören.

„Weißt du, es ist unhöflich Leuten nicht zuzuhören, wenn sie mit dir sprechen“, belehrte er mich dann und lehnte sich ebenfalls auf den Stufen zurück. Würde man uns so sehen, dachte man sich bestimmt, wir waren zwei Penner, aber das war mir egal. Es fühlte sich gut an, hier einfach mit Gray zu chillen. Und das, obwohl ich ihm die ganze Zeit aus dem Weg gegangen war.
„Gehst du auf die Party?“,  fragte ich irgendwann. Er zuckte mit dem Schultern. „Eigentlich habe ich keine Lust, aber wie ich Candy kenne, wird sie mich dazu zwingen...“
Ich musste ebenfalls kurz lachen. Candy war ein Jahr älter als meine Schwester, also ein Jahr jünger als Gray und ich und trotzdem benahm sie sich manchmal wie unsere Mutter. Naja, wie sich unsere Mütter benehmen sollten, wenn sie überhaupt da waren oder nicht drogenabhängig.

„Also was ist?“, fragte er dann wieder in meine Gedanken. Da ich am Samstag eh nichts Besseres zu tun hatte und erst wieder nächste Woche arbeiten musste, stimmte ich zu. Obwohl wir schon fertig geraucht hatten, blieben wir weiterhin hier sitzen, bis der Schulgong ertönte und wir wieder reingingen. Wir hatten jetzt nur noch zwei Stunden Kunst, was ich total unnötig fand, aber gut.

Ich stand es durch, fuhr danach mit meiner Schwester nachhause, legte aber vorher noch einen Stopp bei Burger King ein. Als wir unser Essen geholt und am Tisch ausgepackt hatten, herrschte Stille. Ich mochte es nicht, wenn die Stimmung zwischen uns so eisig war.
„Ashley, ich muss dir etwas sagen“ Ich wusste, dass sie noch etwas sauer war wegen den Prügel für Grayson, aber ich wusste auch, dass ich ihr nur einen Grund geben musste, über etwas anders nachzudenken, also tat ich das.
„Ash, jetzt red schon, du machst mir Angst.“
Ich überlegte kurz. Ich wollte ihr von der Sache mit meiner Umorientierung erzählen, doch als ich gerade meinen Mund öffnete, um es auszusprechen –natürlich ohne die Tatsache mit Grayson- kam etwas anders aus meinem Mund. „Ich gehe am Samstag auf eine Party“

Niemand kennt uns wirklich (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt