Niemand kennt uns wirklich (BoyxBoy)

29. ASHER

Ich konnte nicht glauben, dass das gerade wirklich passiert war.

Ich meine, ich hatte einen Typen geküsst, einen Mann, einen Kerl. Oh Gott. Es hatte sich so gut angefühlt. Zu gut.

Ich hatte die Vermutung, dass es Grayson gewesen war, ich war mir ziemlich sicher. Aber nicht sicher genug, um zu ihm zu gehen und zu sagen „Hei, Gray, ich war ja schon vorher in dich verknallt, aber mit dir rumzumachen hat mich echt geil gemacht, deshalb will ich das jetzt wiederholen"
Oh nein. Mh mh. Das würde ich nicht sagen. No way.

Andererseits hatte es sich so gut angefühlt. Oh Gott. Es gab gar keine Worte dafür. Ich hätte am liebsten gar nicht mehr aufgehört. Nie wieder. Niemals. Never. Selbst meine Gedanken waren einfach nur durcheinander. Wirr. Sinnlos. Sie sehnten sich nach Gray.

Ich musste lächeln. Es hatte ihm gefallen, das wusste ich. Aber ich wusste nicht, ob er wusste, dass ich es gewesen war.
Woher sollte er das denn wissen?
Oh Gott. Das war einfach der beste Kuss meines Lebens gewesen. Ich hatte schon viele Menschen geküsst, aber der. Einfach nur Wow.

„Ashi, da bischt du ja. Wir wollen heimmmm." Plötzlich stand Isaac neben mir, der meine Schwester im Arm hielt und sie stützte, weil sie ziemlich weggetreten aussah. Isaacs Alkoholfahne war vermutlich das, was hier den ganzen Rum vollstank.
Nur, weil er besoffen war, redete er wieder mit mir, aber gut. Er war noch immer mein bester Freund und außerdem musste ich Ashley sowieso nachhause bringen, also verfrachtete ich beide ins Auto und fuhr los. Ich war ziemlich glücklich, dass ich kaum etwas getrunken hatte, denn so würde ich den besten Kuss meines Lebens nicht vergessen.
Den ersten Kuss mit einem Mann.
Den ersten Kuss mit Gray.

Am Sonntagvormittag stand ich dann gutgelaunt in der Küche, sag ein Lied leise mit, das in meinen Kopfhörern dröhnte und briet Eier und Speck an, damit Isaac und Ashley ein Katerfrühstück bekamen. Die beiden waren nachts oft auf Toilette gerannt, um sich zu übergeben und ja, ich war schadenfroh.
Als ich fertig war, stellte ich die Sachen auf dem Tisch ab und legte noch die frischen Brötchen, dazu, die dich geholt hatte.
Perfekt getimet wie immer stieß Ashley dann gähnend ins Esszimmer und ließ sich auf ihrem Platz fallen. Hinter ihr kam Isaac.
Das war nicht das Verstörende.
Das Verstörende war, dass Isaac nur Unterwäsche trug und Ashley sein Shirt über ihren Slip. Isaac beachtete mich gar nicht, ehe er sich seinem Frühstück widmete.

Ich starrte ihn die ganze Zeit an, Ashley starrte mich an. Ich wusste nicht wieso, doch dann begann sie laut zu lachen „Hast du heute schon in den Spiegel geschaut, Ash?", fragte sie, bekam sich gar nicht mehr ein.
Jetzt sah Isaac von seinem Teller auf, sah mich an und begann ebenfalls zu grinsen.
Er zeigte auf meinen rechten Hals und zog die Augenbrauen hoch. „Da hat aber eine an dir gesaugt, als wärst du ein Schnuller."Ich
Ashley lachte daraufhin noch lauter.
Ich stand auf und rannte ins Bad.

Heute Morgen hatte ich im Spiegel nichts erkenne können, weil er von der Dusche so angeschlagen gewesen war, dafür sah ich den blau-lila-rot-gefärbten Fleck jetzt umso besser. Oh Gott der war so riesig, dass es schon fast nach einem Ausschlag aussah.
Ich fuhr mit der Hand darüber, dachte an gestern und konnte nicht verhindern, dass ich dabei verliebt zu grinsen.
Okay, nicht gerade männlich, ich weiß, aber ich hatte eben auch Gefühle. Gefühle für Grayson.

Möglichst cool und gelassen schlenderte ich zurück zu Ash und Isaac, die gerade am Händchenhalten und kichern waren, jedoch sofort verstummten, als ich reinkam.
Ich ließ mich auf meinem Stuhl nieder und funkelte Isaac böse an. „Seit wann treibst dus schon mit meiner Schwester?", fragte ich bedrohlich.
Isaac verschluckte sich an einem Beacon und musste husten.
Ich schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und schrie den gleichen Satz noch einmal „SEIT WANN TREIBST DUS MIT MEINER SCHWESTER!"
Isaac sah mich nur eingeschüchtert an, Ashley starrte zwischen uns hin und her.
„Asher...", versuchte sie zu erklärten, doch ich sah sie nur böse an, damit sie verstummte.