Müde schreckte ich am nächsten Morgen aus dem Schlaf. Wenn man es den "Morgen" nennen konnte, das Schlafzimmer war noch immer dunkel, obwohl die dichten Vorhänge nicht vor dem Fenster hingen. Verschlafen blinzelte ich und drehte mich auf den Bauch, um das Schwindelgefühl in meinem Schädel zu unterdrücken. Sekunden später bereute ich meine vorschnelle Entscheidung. Ich drehte mich, verlor das Gleichgewicht und rutschte mit einem erstickten Laut von meinem Bett, fiel mit dem Kopf gegen den Nachttisch und blieb stöhnend am Boden liegen. Ich presste beide Handflächen auf meine schmerzende, rechte Schläfe und verzog das Gesicht. Während ich noch immer auf dem Boden lag, tastete ich mit einer Hand nach meinem piependen Handy auf dem Nachttisch. Es war ein Wunder das es bei meiner akrobatischen Aktion vorhin nicht auch hinunter gefallen war. Ich hielt mir den Bildschirm vors Gesicht und schloss Sekunden später geblendet meine Augen. Vorsichtig richtete ich mich auf und zog mich an meinem Bett hoch. Mein Schädel pochte unangenehm und ich ließ mich vorsichtig auf die Matratze fallen. Ich unternahm einen weiteren Versuch mein Handy auszuschalten und schaffte es dieses mal. Ich konnte nur mit Mühe ein weiteres Stöhnen unterdrücken, als ich mich an den Termin erinnerte, wofür ich den Wecker gestellt hatte. Ich war an diesem frühen Samstag Morgen zum Frühstück eingeladen worde. Nun ja, vielleicht war "eingeladen" nicht unbedingt das richtige Wort.
Während ich mich mühsam unter die Dusche quälte und im Badezimmer den sich ausbreitenden blauen Fleck auf meiner Schläfe im Spiegel betrachtete, schüttelte ich mich unweigerlich bei der Vorstellung gleich bei dem arrangierten Treffen meines Bruders aufzukreuzen. Wir hatten uns seit dem Tod meiner Eltern auseinandergelebt. Ich lachte hart auf. "Auseinandergelebt". Wir waren vom einen auf den anderen Tag in ein Heim gekommen, waren uns dort nur selten über den Weg gelaufen und noch seltener hatten wir miteinander gesprochen. Als er adoptiert wurde und auch ich in eine Familie aufgenommen wurde, war unser Kontakt gänzlich abgebrochen. Jahre später hatte ich ihn aufgesucht, in der Hoffnung uns endlich wieder anzunähern. Nur war dieser Wunsch eher einseitiger Natur gewesen. Er hatte mich ignoriert, hatte versucht mir klar zumachen, dass wir nur Stiefgeschwister waren, das wir keine echte Verbindung hatten. Ungläubig hatte ich den Kopf geschüttelt, er war ein Teil unserer Familie, aber er wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Irgendwann fand ich mich damit ab, damit, dass ich nun alleine auf der Welt war, niemanden der mir zur Seite stand. Niemanden. Ich hatte damit angefangen Damien für seine Ignoranz und seine Arroganz gegenüber mir zu verurteilen und selbst eine Mauer aus Ablehnung aufzubauen. Wenn er mich nicht als Familie wollte, dann sollte es so sein. Umso mehr hatte es mich erstaunt, als Damien mich vor mehr als einem Monat anrief und sagte, dass er mich dringen sprechen wolle, den Grund hierzu wollte er mir nicht nennen. Und nun stand ich hier, vor dem Badezimmerspiegel, sah mir meine verletzte Schläfe an und seufzte laut. Sollte ich froh darüber sein, das Damien den Kontakt suchte? Ergab sich so eine neue Chance endlich Frieden zu schließen? Oder freute ich mich zu früh?
Ich versuchte den immer dunkler werdende Fleck etwas mit Make Up zu verdecken, jedoch gab ich dieses zum Scheitern verdammte Unternehmen schnell auf und schob mir die Haare ins Gesicht, hoffend, keinen peinlichen Auftritt mit meiner verfärbten Schläfe hin zulegen. Langsam schlurfte ich ins Schlafzimmer, zog mich an und verließ kurze Zeit später meine Wohnung, um in die Stadt aufzubrechen und dort meinen Bruder zu treffen.
Was würde mich dort erwarten?
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Fateful Days
FanfictionLillyanne Beckett ist seit sie denken kann nicht allein. Es ist eine Stimme, eine Stimme in ihrem Kopf. Lillyanne, oder kurz Lil, leidet seit jenem tragischen Unglück der Eltern an selbstverletzendem Verhalten. Sie hat das Gefühl jeden Tag zu sterbe...