Kapitel 9: Splittermeer

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Ich bin mir nicht sicher für wie lange ich bewusstlos am Boden gelegen habe, sicher ist nur, dass es mittlerweile dunkel geworden war. Mein ganzer Körper zittert vor Kälte, meine Knie sind schon ganz blau. Also beschließe ich nach drinnen zu gehen, und mir ein heißes Bad einzulassen. Allerdings wagte ich noch einen letzten Blick in Jacobs Zimmer, bevor ich mich zurück nach drinnen schleppte. Ein großer Fehler wie ich später noch merken sollte.

Als ich dann nackt und einsam in der Badewanne saß, kreisten meine Gedanken nur so um die Wette:

Warum trifft es mich so, dass Jacob etwas mit Kim hat? Stört es mich deshalb so, weil Kim das bekommen hat, was er mir verwehrt hat? Ich meine ,ich habe mir doch heute am Morgen noch gewünscht, dass Jacob mir zeigen soll, dass er doch das Arschloch ist für das ich ihn nun einmal halte. Allein die Tatsache, dass er jetzt etwas mit ihr hat, obwohl er doch gestern mir noch versichert hat, dass er mich haben will, zeigt doch, dass da so einiges nicht richtig mit ihm läuft, oder? Das ganze war mir doch klar. Ich verstehe nicht warum ich mich plötzlich so scheiße fühle, wahrscheinlich einfach, weil ein kleiner Teil von mir immer noch gehofft hat, dass es anders sein kann, dass er anders sein kann. Aber dieser Teil in mir hat sich bitterböse getäuscht. Es gibt keine guten Menschen da draußen. Genauso wie Kim sich nicht mehr bei mir melden braucht. Klar, sie kann nicht wissen, was gestern passiert, oder eben nicht passiert ist. Aber sie weiß, dass Jacob's Familie mich adoptiert hat, und ich hier auch nur fest sitze, weil Kim nicht einmal ihre Klappe halten konnte, und mich an Mrs. Rainbow ausgeliefert hat, indem sie ihr von meinen neuen Wunden erzählt hat. Was eine scheiß Welt.

Ich versuche gerade mit aller Kraft meine Tränen zu unterdrücken, weil ich Jacob nicht die Macht über meine Gefühle geben will. Ich weiß doch, dass er mir nichts bedeutet,  oder? Das ganze ist für mich doch genauso nur ein Spiel wie für ihn. Ich bin stärker als er, und wenn er denkt, dass er das mit mir machen kann, dann werde ich ihm wohl zeigen müssen, dass man sich nicht mit dem Teufel anlegen sollte.

Genau diese Art von Gedanken habe ich so dringend gebraucht, um nicht komplett in Selbstmitleid zu verfallen.  Gestärkt stand ich auf, trocknete mich ab, zog mir eine bequeme Hose und ein Top an, ehe ich mich in mein Bett legte und Musik hörte.

"You give me a reason, something to believe in. I know, I know, I know. You give me a meaning, something I can breath in. I know, I know, I know. It's a bittersweet feeling...."

Anscheinend war ich so vertieft in den Song, dass ich gar nicht bemerkte, dass Jacob plötzlich mitten im Raum stand. Oh man, das ist jetzt schon das zweite mal, dass er mich singen hört.

"Was willst du hier?", fauchte ich ihn an, denn er hatte mich wirklich erschreckt, und ich war ohnehin nicht gut auf ihn zu sprechen.

*Süße, ich weiß ja, dass du ganz verrückt nach mir bist, aber deswegen musst du doch nicht Lieder über uns singen haha*

"Was bildest du dir eigentlich ein? Ich würde nie für dich singen,  das bist du mir nicht wert. Jetzt sag schon was willst du hier noch?"

Scheinbar trafen ihn meine Worte, denn er sank nur gekränkt den Kopf, ehe er sagte:

*Scarlett, du singst echt schön. Ich wollte eigentlich mit dir reden, weil ich dachte du würdest es verstehen, aber anscheinend tust du es doch nicht.*

"Was denn verstehen? Dich verstehen? Oh mein Gott, dich kann man nicht verstehen, an dir kann man sich nur die Zähne ausbeißen wirklich. Du bist so ein Arsch, und du merkst es noch nicht einmal, also warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Hast du mich nicht schon genug gequält? Musst du nicht noch irgendwas mit Kim machen, während andere krank vor Sorge dich suchen? Während andere verzweifeln, weil deine Worte nur Worte sind, und deine Taten allem widersprechen? Ich hab mich einfach so in dir getäuscht."

Broken Hearts.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt