|2| Engel

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Ich streifte mal wieder mit meiner Gang durch die Flure des Heims und machte den neuen Kindern ein bisschen Angst. Sie sollten verdammt nochmal Respekt vor mir haben. Mit einem selbstfälligen Grinsen auf dem Gesicht machte ich mich auf den Weg zur Cafeteria. Jemand hatte der Leiterin gesagt, dass ich rauche und Drogen ins Heim geschmuggelt habe. Und dieser jemand wird jetzt leiden. Ich schlug die Türen der Cafeteria auf und sofort verstummten alle Gespräche. Es war selten, dass ich hier her komm, weil es hier kein veganes Food gibt. Ja ich bin Veganerin. „Ich habe gehört wir haben hier eine Petze unter uns!", rief ich aus und sofort wurden alle Gesichter bleich. Sie wussten was jetzt kommen würde. Langsam schritt ich mit meiner Crew an jedem Tisch vorbei und achtete genau auf die Augen. Augen sind die Fenster zur Seele. Wer wirklich Angst hat, hat auch Angst in den Augen. Bei einem Mädchen blieb ich stehen. Sie hatte ihre Augen geschlossen, ihre Lippen aufeinander gepresst und zitterte wie verrückt. „Schau mir in die Augen!" zischte ich. Sie schüttelte ihren Kopf und senkte diesen dann. „Leute, wir haben sie!", grinste ich. Wie auf Kommando packten meine Jungs das etwas 7 jährige Mädchen an den Armen und schmissen es zu Boden. „Wer wusste davon?", fragte ich und schaute durch die Gesichter. Ein Junge wurde bleich. Er ist es also. „Du da! Herkommen sofort!", wies ich ihn an. Er schlürfte zu mir rüber. „Wusstest du davon?", fragte ich streng und schaute in seine Augen. Angst. Pure Angst war drin zu sehen. „N-Nein", stotterte der Junge.

„Lüg mich nicht an!", zischte ich und holte aus, ehe meine flache Hand auf seinem Gesicht landete. Nun lagen Mädchen und Junge auf dem Boden und wir Tritten und schlugen auf sie ein. Ich zerrte das Mädchen an den Haaren hoch und sagte gefährlich leise:" Dieses Mal hattest du noch Glück gehabt, nächstes Mal wirst du nie wieder jemanden verpetzten können. Und jetzt geh!" Die letzten Worte schrie ich ihr ins Gesicht. Ängstlich wimmernd machten die beiden sich vom Acker. „Gut gemacht Jungs, kommt!". lobte ich meine Freunde. Sie folgten mir grinsend. Im Flur drehte ich mich zu Sebastian. „Ich habe dir den besorgt Stoff den du wolltest. Würde dich eigentlich 120€ kosten, aber ich mache dir ein Freundschaftsangebot: 75€", grinste ich. „Du bist echt ein Engel, Jacki!", schrie er euphorisch, was mich zum Schmunzeln brachte. Sebastian ist mein aller bester Freund! Die Leiterin des Heims kam auf uns zu, oder besser gesagt auf mich. „Jacqueline, mach dich bitte fertig und setz dich in den Gemeinschaftsraum! Gleich kommen zwei junge Männer, die gerne ein 12-13 jähriges Mädchen adoptieren wollen", wies sie mich an. Als sie mich Jacqueline nannte spannte ich mich an. Sebastian strich mir beruhigend über den Unterarm. „Also erstens: Ich heiße JACKI!!! Und zweitens: Denken sie wirklich die wollen so eine wie mich?" „Keine Ahnung, aber sie wollen alle sehen, die keine Schmink-Tussen sind. Und Jacki oder wie immer ich dich nennen soll, was ist das an deinem Unterarm?" Stolz lächelte ich und hielt es ihr hin „Das meine Liebe Leiterin ist ein Tattoo!" Sie sah mich geschockt an. „Darüber reden wir später noch, mach dich jetzt fertig!", sprach sie mahnend und ich verdrehte die Augen. Meine Gang sah mich gespannt an. Ich hielt ihnen stolz den Schriftzug „Be free at last" hin und sie zogen staunend die Augenbrauen hoch. Dann unterbrach Andre die Stille.

"Geh und mach dich fertig Engel, der endlich frei sein möchte. Gleich kommen deine Liebhaber", sagt er gespielt hochnäsig. Ich boxte im freundschaftlich in die Schulter und ging dann auf mein Zimmer...

Be free at lastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt