|6| Erinnerungen

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Andreas holte seufzend sein Handy raus und rief einen Krankenwagen her. Als die Sanitäter fragten, was denn passiert sei, sagte Chris etwas was ich niemals gedachte hätte. „Wir haben heute dieses Mädchen hier adoptiert. Sie wollte nicht mit uns gehen, weil sie ihre Freunde nicht alleine lassen wollte. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass es keine richtigen..." Weiter kam er nicht, denn Sebastian und Andre pressten ihn zu Boden und Sebastian drohte: „Nenn uns ja nicht falsche Freunde! Du weißt nichts über uns geschweige denn davon, was wir hier Tag täglich leisten und machen. Also sei still. Weißt du man sollte KO-Tropfen nicht unbeabsichtigt lassen, wenn man nicht weiß ob da einer allergisch darauf reagiert" „Ich dachte Ihr habt KO-Tropfen geschluckt!", sagte Chris verwirrt. „Wir sind aber alle dagegen entweder abgehärtet oder allergisch. Und wenn man gegen KO-Tropfen allergisch ist, bringen sie einen entweder dazu wie eine Pute anzuschwellen oder man kriegt einen Adrenalin Kick." Das Rettungsdienst-Team zuckte mit den Schultern und nahm Andre mit, bevor sie wegfuhren. Die Leiterin kam zu uns hoch und scheuchte die anderen rein. Sie ging auch gleich wieder mit den Worten „Ich habe euch gesagt, dass es nicht geht sie unter Kontrolle zu halten, aber ihr wolltet ja nicht hören". Ich musste bei diesem Satz anfangen spöttisch zu grinsen. Dann stolzierte ich den Berg runter. Chris bestellte uns ein Taxi und wir warteten darauf. „Du bist Engel und Teufel zu gleich, weißt du das?" fragte mich Andreas. Verwirrt runzelte ich die Stirn, was Andreas wohl bemerkte. „Für deine Freunde tust du alles. Das macht dich zu einem Engel. Andererseits bist du frech, hast keinen Respekt und zerstörst von anderen Leuten das Leben.", erklärte mir Andreas. „Ich zerstöre kein Leben!", sagte ich empört. „Du verkauft Drogen Jacki! Leute werden von dem Zeug abhängig und...", sagte Chris, doch er wurde durch ein schluchtzen meinerseits unterbrochen. Alle Bilder von meiner Mutter, wie sie das tot auf dem Bett lag kamen wieder. Damals hatte ich den Kerl, der ihr das Zeug verkauft hatte, verflucht und jetzt mache ich es selber. „Alles okay?", fragte Chris besorgt. Ich reagierte einfach nicht, da ich viel zu beschäftigt damit war, meine Vergangenheit zu durchleben. Wie meine Mutter mich damals geschlagen hatte. Weil sie ihren Stoff nicht bekommen hatte. Oder wie wir nichts zu essen hatten weil die all das Geld für Drogen ausgegeben hatte. Immer mehr Tränen fanden ihren Weg aus meinen Augen und ich begann hemmungslos zu weinen. „Denkst du das hat was mit ihrer Vergangenheit zu tun?", fragte Andreas seinen Bruder, doch ich bekam alles wie durch Watte mit. Ich kam erst wieder zu mir, als wir vor der Haustüre standen und wir eintraten. „Darf ich morgen zum Friedhof?"

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