Noch immer leicht panisch stehe ich und mein Vater, der völlig entspannt ist, obwohl er meine Entscheidung nicht kennt, vor der großen Kirchentür, die zum Altar führt.
Wieso bin ich eigentlich so panisch? Nur weil ich gleich vor Hunderten von Leuten einen Mann heirate, den ich noch nie in meinem Leben gesehen habe?
Tzz da hab ich schon schlimmeres durchlebt, zum Beispiel die Schimpferei meines Vaters vor ein paar Wochen als ich alle Pferde von unserer Koppel frei ließ und das wahren viele, da die meisten unserer Ritter eins bei uns haben. Zu meiner Verteidigung, woher sollte ich wissen, dass es nicht reicht, wenn ich die Zauntür nur anlehne? Und hätte nicht ausgerechnet ich als Strafe das Heu auf die Koppel bringen müssen, wäre das gar nicht erst passiert. Also war es nicht meine Schuld, sondern eigentlich die meines Vaters, der mir die Strafe aufgebrummt hat. Er hätte auch Mal mitdenken können. Neija die meisten Pferde wurden schlussendlich wieder gefunden und eingefangen.
Ebenfalls vor ein paar Wochen wurde mit mir geschimpft, da ich einen meiner nervigen Cousins in den Schlamm geschupst habe. Zu meiner Verteidigung er hat mir gesagt, ich führ mich wie ein Mädchen auf, weil mein Nagel abgebrochen ist und ich fast geheult hätte. Danach war sein weißer Hochzeitsanzug für seine Hochzeit nicht mehr so weiß. Alle haben sich total aufgeregt, aber hey eine Stunde danach, konnte er ohne Probleme heiraten. Also was solls? Er hat es doch verdient gehabt.
Man sieht ich habe schon schlimmeres gemacht und durchlebt. ,,Also ich gehe jetzt da rein, sieh mir meinen vermutlich hässlichen Verlobten an und entscheide ob ich ihn heirate. Ich habe doch schon schlimmeres gemacht als einen Mann vor Hunderten Leuten abzuservieren...bei unserer Hochzeit", rede ich mir selbst in meinen Gedanken Mut zu.
Entschlossen sehe ich vom Boden auf, auf den ich die ganze Zeit unwissentlich gestarrt habe und Atme noch einmal tief ein und aus. Dann gebe ich den Wachen, die vor der Kirchentür stehen, das Zeichen die Tür zu öffnen. Standen die da eigentlich schon die ganze Zeit? Habe ich gar nicht bemerkt.
Mein Vater hält mir noch liebevoll seinen Arm hin, den ich mit meinem, wie es bei einer Hochzeit üblich ist, umschlinge.
Sie öffnen die große Schwingtür und alle eingeladenen Gäste, hauptsächlich Adlige und Repräsentanten beziehungsweise Berater befreundeter Königreiche, da kein König selbst auf einer Hochzeit in einem anderen Land wegen den Gefahren erscheint, besteht, drehen sich gleichzeitig um und werden leise, als sie die sich öffnende Tür hören. Der ganze Mut, den ich mir vorher zu gesprochen habe, futsch. Als hätte er nie existiert.
(A/n falls die Musik oben nicht funktioniert, das Klavierstück 'River Flows in You' von Yiruma gehört dazu)
Langsam beginnt Musik zu spielen und bereits ab dem ersten Takt, wusste ich genau welches Lied gespielt wird. Ich sehe meinen Vater mit Tränen in den Augen an und er lächelt mir leicht zu, während er meinen Arm, der um seinen geschwungen ist, kurz väterlich drückt. Das ist das lieblings Klavierstück meiner Mutter. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie sie es auf dem Klavier gespielt hat, während ich neben ihr mit meinen Spielsachen gespielt habe, manchmal habe ich auch nur neben ihr gesessen und mir fasziniert ihre Fingerbewegungen angeschaut und die Töne genossen, die daraus entstanden sind. Es war unser Lied. Ich habe es geliebt mit ihm in den Ohren einzuschlafen oder damit getröstet zu werden, wenn ich einen Alptraum hatte. Meine Mutter hat es mir zu jeder Zeit vorgespielt bis zu dem Tag an dem sie es nicht mehr konnte. Bis zu dem Tag an dem sie ihrer Krankheit erlag. Ich war damals noch viel zu klein um zu verstehen, dass meine Mutter nie wieder auftaucht. Doch kann ich mich noch genau erinnern, wie sie einst sagte, dass sie mich so gerne mit diesem Lied zum Altar schreiten sehen würde. Ob sie damals schon wusste, wie ich heirate?
"Sie wird immer in unseren Herzen sein und ich bin mir sicher, dass sie mit einem Lächeln auf den Lippen und Tränen in den Augen vom Himmel aus zusehen wird", flüstert mein Vater mit einem traurigen Lächeln, dass ich mit rot glänzenden Augen erwidere. Zum Glück kann man sie durch den Schleier nur sehen, wenn man direkt vor oder neben mir steht.
Danach gehe ich an der Seite meines Vaters den Weg zum Altar entlang. Ich sehe mir dabei die Gäste an, bis mir einfällt es gibt jemand interessanteres in diesem Raum...meinen Verlobten. Ich sehe langsam den Weg entlang, erblicke den Priester, einige Trauzeugen und auch Brautjungfern, die anscheinend mir zur Seite stehen, obwohl ich sie nicht einmal kenne und dann ist da dieser große, muskulöse Mann in einem schwarzen Maßgeschneiderten Hochzeitsanzug. Anders als ich trägt er Schwarze Kleidung und keinen Fellmantel.
So könnt ihr euch in etwa Leon Alexander vorstellen. Eventuell nur ein bisschen größer und muskulöser. (;
Als wir weiterhin näher kommen, sehe ich, dass er tief schwarze Haare und eine leicht gebräunte Haut hat. Beinahe bleibt mir das Herz stehen. Mein Verlobter ist anscheinend doch nicht hässlich. Als wir schlussendlich vorne am Altar ankommen, übergibt mein Vater, wie es Tradition ist, meine Hand meinem Zukünftigen und lässt uns dann vorne mit den Worten "Pass gut auf meinen Schatz auf" alleine. Mein Zukünftiger sagt leise: „Das werde ich", ignoriert dabei, dass mein Vater bereits gegangen ist und sieht mir durch den Schleier hindurch in die Augen. Es fühlt sich so an, als würde er mir dabei mit seinen Bernsteinfarbenen Augen tief in die Seele schauen.
Als die Töne des Klaviers endeten, beginnt plötzlich der Priester zu sprechen. Dabei holt er mich und den Kronprinzen aus unseren Gedanken.
Als mir wieder Bewusst wird, wo ich mich gerade befinde, wird mir mit einem Mal übel. Ich bin bei meiner Hochzeit und weiß noch immer nicht, ob ich ihn heiraten soll. Klar er ist hübsch und ich finde ihn anziehen..ok das ist nicht wichtig. Er scheint nett zu sein und ist wahrscheinlich ein guter Kämpfer bei den ganzen Muskeln. Aber die wichtigsten Sachen über ihn weiß ich einfach nicht, ist er ein guter König? Wie geht er mit dem Volk um? Wie würde er mich behandeln? Werde ich ihn je Lieben können? Diese Fragen bereiten mir Kopfschmerzen.
Das ich ihn die ganze Zeit anstarre, wird mir erst bewusst, als mich sein lautes "Ja ich will" aus den Gedanken reißt.
Als ich bemerke bei welchem Part wir bereits sind, wird mir schwummrig.
"Nun frage ich auch Sie Benjamin Kronprinz von Windston, sind Sie hierher gekommen, um nach reiflicher Überlegung und aus freiem Entschluss mit Ihrem Bräutigam Leon Alexander Kronprinz von Veriet den Bund der Ehe zu schließen? Wollen Sie Ihren Mann lieben und achten und ihm die Treue halten alle Tage seines Lebens? Dann Antworten Sie mit Ja ich will", richtet sich der Priester an mich.
Soll ich oder soll ich nicht?
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My unwanted fiance
Teen FictionBenjamin hatte es nie leicht in seinem Leben. Seine Eltern sind arme Reisende, die ihre Kinder betteln schicken, auch rutscht ihnen gerne einmal die Hand aus. Als Benjamin dann 5 Jahre alt wird, die schockierende Nachricht, der Junge erkrankt an Gel...