Abschied Nehmen

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Benjamin pov.
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie untauglich er als Ehemann ist. Er ist einfach ein...Argh...ein richtiger Idiot eben. Kommt in mein Gemach stolziert, wie ein aufgeblasener Pfau und erwartet von mir in sein blödes Zimmer umzuziehen. Und das nur weil wir verheiratet sind. Wer glaubt er eigentlich, wer er ist?", rege ich mich im Gemach meines Vaters über meinen blöden Ehemann auf. „Wer hat eigentlich behauptet, dass ich hierbleibe? Ich werde wieder mit dir nach Hause fahren und mein Leben weiterführen! Er kann doch nicht ernsthaft erwarten, dass ich hier bleibe und versauer", führe ich meine Schimpftirade weiter.

„Benjamin jetzt beruhig dich doch. Ich kann deine Unbehagen und deine Angst ja verstehen, aber es bringt nichts, wenn du das ganze Schloss niederschreist", antwortet mein Vater mit sanfter Stimme.

„Was? Wie kommst du darauf, dass ich Angst habe? Ich habe keine Angst, damit das mal klar ist", frage ich sofort aufgebracht.

„Benjamin ich habe dich aufgezogen. Ich kenne dich zu gut, um nicht zu bemerken, wie du dich fühlst. Es tut mir wirklich leid, mein Sohn", antwortet mein Vater auf meine Frage, dabei sieht er um gefühlte Zwanzig Jahre älter aus.

„Was tut dir leid?", frage ich nicht verstehend und leicht erstaunt nach. Mein Vater entschuldigt sich sonst nicht und das bei niemandem, zumindest bei niemandem außer meiner verstorbenen Mutter, bei ihr tat er es ohne lange zu zögern, selbst wenn sie wirklich einmal Unrecht hatte. Ansonsten wäre meine Mutter Tagelang auf ihn Sauer gewesen, dafür nahm sie aber jedesmal die Entschuldigungen von meinem Vater sofort an. Ich...Wir vermissen sie sehr.

„Es tut mir leid, dass ich dich in diese ganze Situation gebracht hab. Es tut mir auch leid, dass du darunter so leidest und es tut mir auch noch leid, dass ich so ein schlechter Vater und König, der dich in solch furchtbaren Situationen bringt, bin", antwortet mein Vater mit Tränen in den Augen.

Sprachlos starre ich ihn an. Das ist das zweite Mal in meinem Leben, dass ich ihn so sehe, dass erste Mal war beim Tod meiner Mutter, der Liebe seines Lebens.

Als ihm schließlich die erste Träne über die Wange läuft, laufe ich schnell durch das Zimmer auf ihn zu. Als ich vor ihm stehe, nehme ich ihn schnell in die Arme und drücke ihn fest gegen meinen zierlichen Körper.
„Was redest du da? Ich hab selten solchen Unsinn gehört. Du bist der beste Vater auf der ganzen Welt, ich hätte mir keinen besseren Aussuchen können. Und du hast mich auch nicht in diese Situation gebracht, ich hab ja schließlich selbst Ja gesagt. Du hast mir doch sogar noch die Wahl gelassen", meine ich schockiert von seinem Gefühlsausbruch. Mein Vater ist nicht so jemand, der bei jedem Schwachsinn anfangt zu weinen, eher im Gegenteil. Er ist die stärkste Person, die ich kenne.

"Tut mir leid, ein Kind sollte seinen Vater nicht weinen sehen", sagt mein Vater nun mit einem Lächeln, trotz den noch immer vorhandenen Tränen in seinen Augen.

"Danke, dass du mein Vater bist", ignoriere ich seine dumme Äußerung mit weicher Stimme und lege all meine Liebe, die ich für meinen Vater empfinde, in meine ehrliche Aussage.

Mein Vater lächelt mich daraufhin nur ehrlich an, bis sein Lächeln wieder fällt und mit leiser, brüchiger Stimme meint: "Benjamin, ich weiß, dass du nicht hier bleiben willst und das kann ich auch verstehen. Aber du hast Prinz Leon geheiratet, würden wir dich jetzt einfach wieder mitnehmen, könnte das Königreich Veriet dies als eine Kriegserklärung ansehen, da du der Gemahl des zukünftigen Königs bist. Vor allem da sie ganz bestimmt nicht damit einverstanden wären, wenn wir dich wieder mitnehmen, auch wenn ich dein Vater bin. Du gehörst jetzt zum obersten Adel von Veriet, bist Teil dieser Königlichen Familie geworden"

"Schon gut Vater, ich werde das schon schaffen. Du hast mich schließlich zu jemand Starken erzogen", antworte ich mit geschwindelter Stärke in der Stimme.

Mein Vater scheint dies aber nicht zu bemerken, denn er antwortet darauf nur: "Ich weiß, du bist ja auch mein Sohn." Daraufhin konnte ich nur ehrlich schmunzeln.

Mein Vater sah nun leicht abwesend auf seine geliebte Taschenuhr. "Es wird langsam Zeit. Ich muss jetzt abreisen", meint er auch schon im nächsten Moment.

"Dann heißt es wohl Abschied nehmen", antworte ich traurig.

"Ja, dass heißt es wohl." Mein Vater zieht mich nun in eine feste Umarmung und flüstert in mein Ohr: "Lass dich nicht unterkriegen und vergiss nie, wer du bist und woher du kommst."

"Das werde ich nicht, ganz bestimmt nicht", murmel ich in die Schulter des Königs von Windston. Daraufhin lässt mein Vater mich los und läuft zur Tür, die in den Flur des Schlosses führt. Bevor er aber dort ankommt, dreht er sich noch einmal zu mir um und wirft mir seine Taschenuhr zu, die ich ungeschickt auffange. "Hab dich lieb mein Sohn", damit verschwindet er aus dem Zimmer und schlussendlich auch aus diesem Schloss und Königreich.

 "Hab dich lieb mein Sohn", damit verschwindet er aus dem Zimmer und schlussendlich auch aus diesem Schloss und Königreich

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*****

Abends liege ich wieder, wie schon am Abend zuvor, alleine in meinem verschlossenen Gemach. Diesmal allerdings starre ich die Taschenuhr in meinen Händen an. Die Taschenuhr meines Vaters. Ich fühle mit meinen Fingern das kalte Metall von dieser und die wunderschönen Verzierungen. Ganz in Gedanken versunken, bemerke ich auf einmal, dass die Taschenuhr auf der Rückseite eine weitere Klappe hat. Völlig Fasziniert davon, öffne ich diese und darin befindet sich ein Kompass. Ich wusste gar nichts von diesem. Als ich auf die Innenseite der Klappe sehe, laufen mir sofort Tränen die Wangen hinab.

Auf der Innenseite des Kompass steht mit geschwungener Schrift in der alten Landessprache von Windston.

"ita ut semper invenire in domum tuam"

"Damit du immer den Weg nach Hause findest"

Damit ist es mir klar, auch wenn das alles sehr schwer für mich wird, werde ich es schaffen und durchziehen für meinen Vater und mein geliebtes Zuhause Windston und irgendwann werde ich wieder nach Hause zurückkehren.

My unwanted fiance Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt