Diva

163 7 8
                                    

Leon hat sich geschnitten, wenn er denkt, ich werde eine dieser hohlen Prinzessinen, die nur an der Seite ihres Mannes als Zierde steht. Verdammt ich bin Benjamin Kronprinz von Windston und anders als dieses Arschloch musste ich mir diesen Titel und Lebensstandard hart erkämpfen und bekam ihn nicht durch meine Geburt geschenkt. Deswegen werde ich ihn auch nicht so schnell aufgeben, schon gar nicht um das Frauchen dieses Arschloches zu spielen und um alles zu machen, was er sagt. Ich bin ein atmendes Lebewesen, ein Mensch. Ich entscheide für mich selbst und wenn ich nicht in seinem Gemach schlafen will und auch nicht hierbleiben will, dann tue ich es auch nicht, da könnte er noch so mächtig sein.

Deswegen drehe ich mich nun auch mit meinem perfekten Killer-Blick um und spaziere aus dem Büro meines verhassten Ehemannes, dabei ziehe ich die große Eichenholztür mit Schwung zu, so dass er meine Verärgerung auch jetzt noch mitbekommt und es laut knallt. Auch, wenn ich nicht gemerkt habe, wie ich den Atem angehalten habe, so merke ich jetzt, wie mir der dringend benötigte Sauerstoff in meinen Lungen fehlt. Wegen dem leichten Schwindelgefühl, dass mich überkommt, lehne ich mich an die eben zugeschlagene Tür und atme tief durch. In meinen Gedanken verfluche ich ihn aber schon wieder. Er ist aber auch ein echtes riesen Arschloch, dass er sich so mit mir reden traut. Hat man ihm denn keine Manieren beigebracht? Er sollte sich nicht so aufführen, als wäre er ein Gott höchstpersönlich, wenn er noch nicht einmal König ist. Ich weiß jetzt aber wenigstens, welche Art Mann Leon ist. Und zwar die schlimmste Sorte von allen...ein narzistischer Macho. Mit diesem Gedanken mache ich mich auf den Weg zu meinem Vater.

Leon Alexander Pov.
Was zum Teufel ist gerade passiert? Hat Benjamin, der kleine zierliche Kronprinz aus Windston, gerade wirklich meine lieblings Teetasse nach mir geschmissen, mich noch dazu angeschrien und als Arschloch betitelt? Ich denke, er weiß nicht, wo er in dieser Beziehung steht. Er ist nur ein Prinz aus einem kleinen Königreich, dass so klein ist, dass wir es zertreten hätten können. Er ist nicht mehr Wert, als ich ihm Wert gebe, dass sollte er doch bemerken. Hätte mein Vater mir nicht gesagt, ich müsse heiraten, wenn ich König werden will und mir eine handvoll Adelige rausgesucht, die ich heiraten könnte, wäre er jetzt nicht hier.
Und vorallem da alle andere Adelige, die mir mein Vater rausgesucht hat, Frauen waren und ich schon immer Männer in meinem Bett bevorzugt habe, wurde es nur deswegen dieser kleine verwöhnte Prinz. Er hatte also nur Glück und jetzt führt er sich, wie eine kleine verwöhnte Prinzessin, die er ja anscheinend ist, auf.

Da ich mit der ganzen Wut in mir nicht mehr arbeiten kann, beschließe ich in den Hof zu gehen und ein bisschen mit dem Schwert zu trainieren. Dazu gehe ich zuerst durch den leeren Flur in mein Schlafgemach und nehme mir das perfekt geschmiedene Stück Metall aus dem Schwerthalter, um damit dann hinaus zu trampeln.

Drausen auf dem Hof trainieren einige unserer Ritter und auch findet das Training der Knappen, also der Ritter Anwärter, gerade statt. Mein Blick fällt jedoch auf Erik, meinen besten Freund seit Kindheitstagen. Er trägt seine blonden Haare, verwuschelt auf seinem Kopf und trainiert oberkörperfrei mit dem Schwert seine Schlagtechnik und das wie immer alleine und weit abseits der anderen, so dass man sich auch ungestört mit ihm unterhalten könnte.

Ohne ein Wort zu jemandem zu sagen, gehe ich auf ihn zu und stelle mich vor ihn. Erik hatte mich bereits vorher im Augenwinkel entdeckt und ist deswegen auch auf meinen ersten Schwertschlag gefasst, den ich ohne ein Wort ausführe, sobald ich vor ihm stehe. Zwischen uns entsteht ein Wortloser Schwertkampf, der ziemlich ausgeglichen zu sein scheint.

Nach kurzer Zeit beschließt Erik, aber doch etwas zu sagen, war ja auch klar als könnte er lange still sein.
„Was ist los? Solltest du nicht gerade bei deinem Ehegatten sein und ihm das Hirn rausvögeln? Gestern seit ihr nach der Feier ja nicht mehr dazu gekommen, da er sich in seinem Zimmer eingeschlossen hat", fragt er also mit diesem typischen Erik grinsen.
„Erstens woher weißt du.. Nein warte ich will es gar nicht wissen, wie du an diese Informationen gekommen bist und zweitens lass mich bloß mit der kleinen Diva in ruhe. Kaum einen Tag verheiratet und ich will ihn am liebsten einfach mit einem Knebel ans Bett fesseln und das Bett dann aus dem Schlossfenster stoßen", antworte ich ihm genervt.
„Wow so schlimm? Er kam mir eigentlich ziemlich vernünftig, liebevoll und klug vor. Perfektes Königinnen Material eben", antwortet er in Gedanken.
„Was? Wann hast du ihn getroffen? Er ist jetzt den vierten Tage hier und du bist erst am Tag unserer Hochzeit von einer Mission zurück gekommen?", frage ich ihn verblüfft und ein wenig misstrauisch.
Mit einem Grinsen erwidert Erik: „Am Tag eurer Hochzeit war ich doch ein bisschen zu spät vorne bei dir als dein Trauzeuge. Ich hab deinem Gemahl aus der Kutsche geholfen, um mir den Jungen mal anzusehen."
So ein Depp und ich dachte, er wär zu spät, weil er zu lange fürs umziehen gebraucht hat.
„Ist er nicht ein bisschen zu jung für dich, er sieht aus wie 15 und du bist 26 Jahre?", holt mich mein bester Freund aus den Gedanken.
„Er ist 18", atworte ich monoton. „Anderes Thema, du sagtest, er sei dir vernünftig und liebevoll vorgekommen, hast ihm aber nur aus der Kutsche heraus geholfen, woher willst du dann wissen, dass er so ist. Du hast wahrscheinlich nicht mal ein Wort mit ihm gewechselt."
„Jeder hat gesehen, wie nett er ist", antwortet nun Erik nachdenklich. Man kann er nicht einfach mit der Sprache rausrücken, muss er alles so geheim halten?
„Erik verdammt, was weißt du, was ich nicht weiß?", meine ich genervt.
„Der Orgasmus von Schweinen dauert 30 Minuten", antwortet er ohne mit der Wimper zu zucken.
Ich sehe ihn daraufhin nur sprachlos an, bis er sein Lachen nicht mehr zurückhalten kann. Unser Kampf, den wir bis zu diesem Zeitpunkt trotz der Unterhaltung weitergeführt haben, ist nun einfach vergessen.
"Okay, Okay Spaß beiseite. Das Volk war außer sich vor Freude, als dein damals Verlobter eingetroffen ist. Die Wachen hatten Schwierigkeiten alle Leute hinter der Absperrung zu halten und so kam es, wie es kommen musste, ein kleines Mädchen hat es durchgeschafft und eine der Wachen packte sie ziemlich fest. Prinz Benjamin allerdings sagte der Wache streng, er solle sie losslassen, ging dann zu dem kleinen Mädchen mit einer Rose von der Kutsche, steckte sie ihr in die Haare und nahm das kleine Mädchen auf den Arm. Daraufhin brachte er das Mädchen wieder zu der Mutter und ging dann mit der Selbstsicherheit einer echten Königin zur Kirche. Das Volk liebt ihn schon jetzt, du hättest ihm mit dem kleinen Mädchen sehen sollen. So süß", schwärmt Erik mit Herzchen Augen von meinem ganz Persönlichen Alptraum.
„Er ist der Teufel, so schnell liebte das Volk noch keinen Adeligen", murmelte ich leise.
„Was sagtest du?"
„Nichts", erwiderte ich daraufhin noch immer in Gedanken.
„Neja auch egal. Wie kam es eigentlich dazu, dass du und das Prinzeschen nicht gemeinsam in deinem Gemach geschlafen habt?", fragt Erik mit offensichtlicher Schadenfreude in der Stimme.
Seufzend antworte ich: „Keine Ahnung, nachdem ich ihn in der Kirche vor allen geküsst habe, wirkt er einige Sekunden überrumpelt und so als hätte er erst jetzt richtig bemerkt, was es bedeutet zu heiraten. Bei der anschließenden Feier wirkte er aber wieder normal - zumindest denke ich, dass das für ihn normal war - und als es dann Zeit war zu gehen, habe ich ihn, wie es unser Brauch besagt, wie eine Braut vor allen Feiernden hochgenommen und hab ihn halt unter jubel rausgetragen. Er sah so rot im Gesicht echt sü.. Egal ich schweife ab. Neija als ich ihn netterweise fragte, in welches Zimmer wir gehen sollen, damit er sich wohlfühlt, meinte er nur 'in Meines', also bin ich mit ihm dort hin gegangen. Vor der Tür hat er gezapelt und wollte runter, also habe ich dies getan und was macht er, geht ins Zimmer und haut mir die Tür vor der Nase zu, natürlich hat er auch abgesperrt und auf meine rufe nicht reagiert."
„Leon, wieviele Worte hast du mit ihm gesprochen, bevor du dich mit ihm von der Feier weg bewegt hast?", fragt Erik.
„Hmm... ", mache ich nur nachdenklich.
„Kann es sein, dass die einzigen Worte, die du mehr oder weniger zu ihm gesagt hast, 'Ja ich will' waren?", fragt Erik leicht anklagend.
„Ähh nein, ich sagte auch, wir werden viel Spaß haben und möglicherweise nannte ich ihn auch 'mein Frauchen'"
„Oh Mann Leon, du bist so ein Esel. Kein Wunder, dass er dich ausgesperrt hat", lacht Erik laut.
Ich verdrehe nur meine Augen und atworte: „Ich habe immer noch das Sagen in dieser Beziehung, da braucht er so etwas nicht abzuziehen und schon gar nicht mit'ner Tasse nach mir zu werfen."
„Was? Hahaha oh Mann, ihr werdet mich noch sowas von killen mit euren Beziehungsproblemen", lacht Erik laut weiter.
„Ich habe hunger, kommst du mit, was essen?", frage ich ihn und lenke damit gezielt vom Thema ab.
Auch wenn Erik ein Idiot ist, muss ich sagen, es fühlt sich gut an, dass ich mir den ganzen Scheiß von der Seele reden konnte. Wie es in Zukunft wohl mit mir und Prinz Benjamin werden wird?

My unwanted fiance Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt