5. Kapitel

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Am nächsten Morgen wache ich auf und sehe zehn Narichten.
Mein Vater hat mir am Abend gefüllte zehn Narichten hinterlassen.
Mir kommt es so vor als hätte ich hundert Jahre geschlafen.

Mir ist wirklich nicht danach ihm zu antworten, oder überhaupt mit ihm zureden, ganz zuschweigen überhaupt vom Bett aufzustehen.

Leider bin ich gezwungen aufzustehen, also atme ich tief ein und aus, das ganze mache ich nocheinmal. Statt mich zuberuhigen, fängt mein ganzer Körper an zuzittern. Ich schließe die Augen und hoffe das es mir hilft.
Kein Mensch wird je verstehen, wie mir Kleinigkeiten schwer fallen, Dinge die man im Alltag tut, kostet mich viel überwindung. Das weiß niemand. Nicht einmal Dad.

Das passiert mir immer, wenn ich kurz bevor ich einschlafe, an meine Vergangenheit zurück blicke und an ihn denke.

Ich hasse ihn. Was hat er nur aus mir gemacht? Sie sagten immer, Liebe sei das schönste Gefühl. Das habe ich ja gesehen von meiner Mutter meiner ersten Liebe-meinem Freund. Liebe bedeutet nichts außer Schmerz.
Es ist ein unendlicher Ozean voller Tränen, ich hasse ihn.

Ich bin so tief in meinen Gedanken versunken, das ich fast die Klingel nicht mitbekomme, die Art des Klopfen ist mir sehr vertraut, außer meinem Vater, kenne ich niemanden, der so vorsichtig klopft.

Nun jetzt wurde es wirklich Zeit aufzustehen, also sprang ich aus meinem Bett und ging zielgerichtet auf die Wohnungstür zu.

,,Hey Dad." Ich ging zur Seite damit mein Vater reinkommen kann. ,,Du hast mir nicht geantwortet, also dachte ich mir, ich hole mir die Antwort selbst." Verwirrt ging ich mir durch die Haare ,,worum geht es nochmal?"

Er lachte und zuckte mit den Schultern ,,ob du einen Tag mit deinem coolen Dad verbringen möchtest."

,,Verstehe, das bedeutet ich soll mit dir shoppen gehen, weil du keine Ahnung hast, was du Grace schenken möchtest." Lächelnd schüttelte ich den Kopf.

,,Habe ich etwa meine Schöne zum lächeln gebracht! Gut, du hast mich durchschaut. Was wünschen sich 14-jährige Mädchen heute? Also echt, heute ist jedes Alter eine andere Level. Bei dir war das damals einfach gewesen, die neue CD der Spice girls und schon war ich Vater des Jahres."

,,Ich habe verstanden, ich mache mich fertig und helfe dir." Als ich in Richtung meines Zimmers gehe, rufe ich noch: ,,Die Spice girls mochte ich nie, die Band hieß anders!"

Nach zehn Minuten war ich fertig, ich zog mir eine helle Jeans und einen weißen Hoodi, meine Haare habe ich zu einem lockeren Zopf geflechtet.
Um genau zusein waren es fünfzehn Minuten, denn ich aß noch einen Apfel und trank ein Glas Milch.

,,Hat sie denn schon angedeutet was sie haben möchte?" Frage ich ihn, währrend wir durch die einzelnen Läden des Malls spazieren. ,,Grace redet zurzeit nur noch mit ihrer Freundin Mia, ständig ist sie nur am telefonieren, Tag und Nacht. Sie spricht nicht mehr viel."

,,Oh" ich zucke mit den Achseln. ,,Ich weiß auch warum. Sie hat nicht mehr viel zusagen." Ich weiß, das dieses Thema meinem Vater besonders verletzt. ,,Redet sie mit dir oft darüber?" Er schaut mir in den Augen und ich kann ablesen, das er hofft das sich meine kleine Schwester mir offenbart, was sie fühlt. Aber das tut sie nicht und das ist nun mal die Wahrheit.

,,Dad, es ist lange her." Ich versuche vom Thema abzuweichen und nehme ein geblümtes Kleid in die Hand ,,wie findest du es? Es wird Grace sicher stehen."

,,Es sind sechs Jahre her und mir kommt es noch so vor, als wäre es gestern erst passiert." Seine Augen haben nicht mal eine Sekunde zum Kleid geschaut. Ich sehe die selbe Leere, die er in seinen Augen hatte am Tag des Vorfalls. Offen zuzugeben es schmerzt, wenn ich an die Schmerzen unserer Vergangenheit denke.

,,Dad du musst endlich loslassen. Warum schaust du nicht nach vorne. Du bist noch nicht alt, mitte vierzig und noch ziemlich attraktiv. Gib doch mal Rose eine chance, sie steht schon sehr lange auf dich." Ich muss lachen, Rose ist unsere Nachbarin und sie ist sehr.. verrückt.

,,Dann bleibe ich ja lieber allein für den Rest meines Lebens." Wir lachen und aufeinmal wurde sein Gesicht wieder ernst. ,,Da du gerade davon sprichst, nach vorne zuschauen, wann hast du vor dich dran zuhalten?"

Ich spürte einen Kloß in meinem Hals, das Kleid ließ ich zurück. ,,Dad-ach vergiss es." Ich verließ den Laden und setzte mich auf einer Bank.

Sekunden später kam mein Vater und setzte sich zu mir. ,,Hey. Es entspricht doch nur der Wahrheit. Ich möchte nur das du glücklich wirst." Er legte seinen Arm um meine Schulter.

,,Ich bin glücklich.'' Entgegnete ich ihm ruhig. ,,Nein liebes, das warst du schon lange nicht mehr. Du bist noch so jung und klug, außerdem bist du das hübscheste Mädchen auf der Welt, also warum tust du dir das denn nur an? Hör auf dich auszuschließen und fange an dein Leben zuleben."

Genau in dem Moment, habe ich lich dazu entschlossen, ihm zuzeigen das mein Leben eigentlich gerade anders verläuft-auch wenn es eine Lüge ist, aber ich dachte an Sean.

,,Ehrlich gesagt, habe ich jemanden kennengelernt."



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