„Puuh!", seufzte Neville und wischte sich mit dem Ärmel seines Umhanges über die verschwitzte Stirn.
Von wegen Pflanzen sind langweilig!, dachte er spöttisch. Wenn seine ehemaligen Mitschüler das jetzt sehen könnten, würden sie nie mehr sagen, dass Pflanzen- und Kräuterkunde öde wäre.
Er rollte die Ärmel seines Umhangs wieder runter und warf am Eingang einen prüfenden Blick zurück. Zufrieden nickte er und schloss das Gewächshaus mit einem Zauberspruch ab. Inzwischen konnte er ihn auch ungesagt benutzen.
Jetzt fehlte nur noch der Besuch bei Hagrid, der seine Sorgen hoffentlich ganz auslöschen würde. Vorfreude erfüllte ihn und er machte sich eilig auf den Weg zur Hütte.
Schon bevor er klopfte, roch er den Kräutertee, den der Halbriese immer für seine Gäste zubereitete.
Nachdem er noch zwei weitere Male an die hölzerne Türe hämmerte, hörte er es drinnen rumpeln. Er zuckte zusammen, als das Krachen heruntergefallener Töpfe und ein unzufriedenes Fluchen ertönte, musste aber gleichzeitig auch grinsen.
„Wer is'n da?", aufgrund seiner Größe schaute der Wildhüter über ihn hinweg.
Um zu verhindern, dass er die Tür schimpfend wieder zuknallte, machte er mit einem Räuspern auf sich aufmerksam.
„Ach, du bis' es! Lange nicht mehr gesehen. Wie geht's? Komm rein!", brummte er lachend und zerdrückte seine Lunge mit seinen kräftigen Armen.
Glücklicherweise ließ er ihn nach kurzer Zeit los, sonst wäre sein Leben kürzer geworden als er dachte.
Er trat hinter dem Halbriesen in die Hütte und setzte sich an den einzigen Tisch im Raum, der ebenfalls aus Holz war - so wie fast alles andere im Raum.
„Willkommen. Willst du 'nen Tee?", fragte er, offensichtlich froh über seinen Besuch.
„Gerne. Den lass ich mir doch nicht entgehen."
Hagrid machte wirklich den besten Tee in Schottland. Seine ersten Versuche waren ein Grauen für die Geschmackssinne, aber das hat sich rückblickend auf jeden Fall gelohnt.
Mit einem Seufzen ließ dieser sich in seinen alten Sessel fallen und Neville wunderte sich erneut wie die Hütte das ganze 20 Jahre aushalten konnte.
Ja, 20 Jahre. Nach dem Krieg wurde sie wiederaufgebaut, da sie ja von Bellatrix abgefackelt wurde. Krampfhaft versuchte er seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken, als auf die Frau, die seine Eltern mit dem Cruciatus psychisch krank gemacht hatte.
„Also Junge. Was führt dich in mein bescheidenes Heim?", sagte der Wildhüter und nahm einen überdimensional großen Schluck aus seiner ebenfalls überdimensional großen Tasse.
„Darf ich dich nicht einfach so besuchen? Vielleicht wollte ich einfach mal vorbeikommen", antwortete er in der Hoffnung, Hagrid würde nicht sehen, dass ihn was beschäftigte.
Eigentlich von Anfang an ein hoffnungsloser Hoffnungsschimmer. Er sollte sich selbst besser kennen und wissen, dass er von allen Zauberern auf der Welt der Schlechteste ist, was das Lügen und Gefühle verdecken angeht.
Also war es auch nicht verwunderlich, dass der riesige Mann ungläubig eine seiner buschigen Augenbrauen hob.
Seufzend gab er nach und überlegte, wie er seine Sorgen am besten beschreiben konnte.
„Ich habe einen neuen Auftrag. Ich soll ein Muggel-Mädchen in die Zauberwelt einführen und ihr alles erklären, ihr helfen, wenn sie Hilfe braucht und so", begann er und machte eine wegwerfende Geste, wie sie sonst jemand zeigte, der über etwas Unbedeutendes redete. Nur das dies für ihn eben nicht unwichtig war.

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Todesserin?!
FanfictionWährend Albus mit seinem Vater zu kämpfen hat, lernt das Muggel-Mädchen Zoé die Zauberwelt kennen. Doch die Zauberwelt hält nicht nur Hogwarts für sie bereit, sondern auch die Angst, die mit der schwarzen Magie und einer unheilverkündenden Prophezei...