Todesserin?!

Kapitel 1

Neville

„Neville!"

Er richtete sich auf und schaute die Pflanze entschuldigend an.

„Es tut mir leid. Die Pflicht ruft. Ich kümmere mich später um dich", flüsterte er ihr zu und schaute zur Tür des Gewächshauses.

Manche halten das für merkwürdig, wenn er mit Pflanzen sprach, aber er fand das völlig normal. Menschen waren Lebewesen. Pflanzen auch. Wieso sollten man nur mit Menschen sprechen und nicht auch mit Pflanzen? Außerdem sagte man, dass das eine positive Wirkung auf Pflanzen hätte.

„Hallo Felicia. Was gibt's?"

Die Lehrerin für Flugkünste zuckte gleichgültig mit den Schultern.

„Ich weiß nicht, was los ist, aber Professor McGonagall will dich sofort sprechen. Sie sah aus, als ob sie es eilig hätte. Ich würde mir jedenfalls nicht Zeit lassen."

„Natürlich. Danke Felicia."

Auf dem Weg zum Schloss dachte er darüber nach, worüber die Direktorin mit ihm sprechen wollen würde.

Hatte er irgendwas verbrochen? Irgendwas falsch gemacht?

Nein. So sehr er auch nachdachte, ihm wollte nichts einfallen, was er falsch gemacht haben könnte.

Vielleicht hatte es irgendwas mit den Vorbereitungen für das nächste Schuljahr zu tun. Vielleicht mussten sie noch irgendwas im Ministerium nachfragen.

Wieso spekulierte er eigentlich darüber? Er würde es doch sowieso gleich erfahren.

Inzwischen war er am steinernen Wasserspeier angekommen.

„Das Passwort, bitte."

„Dumbledores Armee."

„Richtig!"

Der Wasserspeier glitt zur Seite und er ging nachdenklich weiter. Das Passwort hatte ihn an sein fünftes und an sein letztes Schuljahr in Hogwarts erinnert. Er erinnerte sich immer noch an Nagini. Dieses verfluchte Ding von Schlange verfolgte ihn heute noch in seinen Träumen.

Neville klopfte an die hölzerne Tür und trat ein, als er ein undeutliches 'Herein' hörte.

„Guten Tag, Professor McGonagall."

„Guten Tag, Neville. Ich habe dir doch gesagt, dass du mich Minerva nennen kannst", antwortete sie.

Er schaute sie stur an und wartete darauf, dass sie etwas sagte. Der inzwischen hochgewachsene und recht gutaussehende Mann hatte sie schon immer mit Professor angesprochen, also würde er das auch weiterhin tun. Etwas anderes konnte er sich nicht vorstellen, denn es war eine Sache des Respekts. Es gehörte sich einfach so. Dachte er zumindest.

Als sie bemerkte, dass er nichts mehr sagen würde, seufzte die Direktorin ergeben und begann dann zu sprechen.

„Ich will dich nicht lange aufhalten, sicher hast du noch was zu tun. Also mache ich es kurz. Hier."

Sie reichte ihm einen Umschlag mit dem Wappen von Hogwarts darauf und redete weiter.

„Es geht nur um ein Mädchen, dessen Familie aus Muggeln besteht. Deine Aufgabe ist es sowohl der Schülerin als auch ihrer Familie möglichst schonend beizubringen, dass sie eine Hexe ist und sie in die Winkelgasse zu begleiten, um ihre Schulsachen zu besorgen. Alles, was du wissen musst, steht da drin."

Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Unbewusst hatte er etwas Schlimmes erwartet. Er hatte die vier Tiere betrachtet, sodass er erst bemerkte, dass Professor McGonagall noch nicht fertig war, als sie mit ihrem Zauberstab vor seiner Nase herumwedelte.