5 - Lisa

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Ihr habt einen Sinn für Korruption und einen Hang zum Betrug, ich bewundere solche Gaben.

Cardinal Richelieu

In der Nacht schlief Lisa nicht gut

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In der Nacht schlief Lisa nicht gut. Ein weiteres Gewitter zog über die Siedlung, und das laute Donnern weckte sie immer wieder auf. Der volle Mond tat sein Übriges und leuchtete hell durch ihre Vorhänge herein. Vielleicht sollte sie sich wirklich einen aus diesem undurchlässigen Stoff zulegen, auch wenn ihr der Gedanke an einen völlig lichtlosen Raum nicht behagte. Schlecht gelaunt frühstückte sie und beschloss, einen überraschenden Besuch bei Oma Trude in Angriff zu nehmen. Ihr Leben würde um vieles einfacher werden, wenn diese lästigen Besuche aufhören würden und vielleicht würde sich Oma ja dieses Mal erweichen lassen, mit diesem Blödsinn aufzuhören. Die Hoffnung soll ja bekanntlich zuletzt sterben. Sie zog sich ein cappuccinofarbenes Wollkleid an und machte sich auf den Weg. Gerade als sie den Motor starten wollte, klingelte ihr Handy. Lisa sah, dass es sich bei dem Anruf um ihre beste Freundin Sarah handelte und aktivierte die Freisprecheinrichtung, während sie losfuhr.

„Hey, Schatzi!", tönte es aus dem Lautsprecher.

„Hey, Hase. Was gibt's?"

„Ich wollte dich nur daran erinnern, dass ich für morgen Abend einen Tisch im Sausalitos reserviert habe. Mädelsabend!"

Lisa lachte und bog ab. „Super, ich freu mich. 17 Uhr, Cocktailhour?"

„Natürlich. Jakob kommt auch, kann aber nicht lange bleiben, weil er am nächsten Tag eine Lieferung in die Galerie bekommt."

Schnaubend blieb Lisa an einer roten Ampel stehen. „Der soll sich nicht so anstellen, immerhin hab ich am nächsten Tag auch Dienst."

„Musst du da nicht nüchtern sein?"

„Grundsätzlich ja, aber wir haben unseren Tag zur Pflege der Gemeinschaft. Das heißt, wir machen einen Ausflug. Außerdem habe ich nicht vor, mich sinnlos zu betrinken."

Sarah kicherte. „Natürlich, wir betrinken uns stets sinnvoll."

„Natürlich. Und wie läuft es bei dir?" Lisa warf einen Blick auf die Uhr und wechselte auf die Überholspur. 09:45 Uhr. „Müsstest du nicht unterrichten?" Abrupt bremste sie ab, als der Fahrer vor ihr sich vor irgendetwas erschreckte und sein Auto kurz schlingerte.

„Die Küken waren heute so aufgeputscht, wahrscheinlich wegen dem Gewitter oder dem Vollmond. Oder Beides. Keine Ahnung. Ich habe ihnen einen Arbeitsauftrag gegeben und sie in die Bibliothek geschickt." Lisa nickte. Der Vollmond könnte auch erklären, warum die Leute um sie herum so mies Auto fuhren.

„Mensch, Sarah, das sind keine Küken. Das ist der polizeiliche Nachwuchs."

„Noch nicht. Noch lange nicht. Solange sie keinen Tag auf der Straße waren, sind sie nur Küken. Und bei dir?"

„Ich fahre jetzt zu Oma Trude. Stell dir vor, gestern kam schon wieder ein Mann zu mir nach Hause. Keine Ahnung, wo sie die immer herholt."

„Vielleicht eine Kontaktanzeige?"

Mit Herz und Degen (Stadtgeflüster) LESEPROBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt