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Das Stadion bebte, als die Teams zur dritten und letzten Spielzeit wieder das Eis betraten. Überall wehten die Flaggen der Teams, die Tribünen erstrahlten in einem eisklarem Blau und feurigem Rot der Mannschaften.
Mein Platz war diesmal für einige Minuten die Spielerbank, bevor Marco in die Auswechselzone kurvte und ich wie im fliegenden Wechsel das Eis betrat.
Dieses Spiel war unser Saisonabschluss, weshalb wir alle hofften, ein oder zwei Punkte mehr zu ergattern, um vielleicht in die 3. Liga aufzusteigen. Es waren auch ein paar Sponsoren da, die mit Stipendien für eine der besten Sporthochschulen des Landes warben.
Jeder erträumte sich, einmal an solchen Schulen zu trainieren, und um ehrlich zu sein schwebte auch mir der Traum schon lange vor Augen. Deswegen wollte ich es besonders gut machen. Und bisher lagen wir mit zwei Punkten Vorsprung sehr gut, eines hatte ich selbst geschossen, bei den anderen eine gute Vorlage gelegt.
Ich preschte schnell über das Eis, um Marco so schnell wie möglich abzulösen. Das andere Team war wegen einem Strafvollzug gerade in der Unterzahl, weshalb es jetzt umso einfacher und günstiger war, in die Offensive zu gehen.
Das Powerplaying lag mir besonders, und machte meiner Meinung auch die meiste Laune, da man sich voll und ganz auf ein mögliches Tor fixieren konnte. Die gegnerische Mannschaft versuchte zwar trotzdem mit dem sogenannten Boxplay uns davon abzuhalten, dennoch war ich ziemlich zuversichtlich, dass der Torschuss diesmal ebenfalls gelingen würde.
Meine Kufen glitten umso schneller über die eisige Oberfläche, als ich einen Pass von Yoongi bekam. Ich schlängelte mich ein wenig zwischen den Abwehrspielern der Gegner hindurch, gab den Puck jedoch relativ schnell wieder ab, da mir andere Spieler in den Weg kamen.
Ich mochte es nicht gerne, wenn ich im Puckbesitz andere Spieler checken musste. Bodychecks waren eine Art Körpersprache im Eishockey, um die Angreifende Mannschaft zu schwächen und an einem Tor zu hindern, oder ihr den Puck abzunehmen. Dabei wurden die Arme angewinkelt und gegen den Gegner gestoßen, meist im Schulter und Brustbereich.
Allerdings kam es öfter vor, dass der Stock zum Einsatz kam oder von hinten in den Rücken, Nacken oder Kopf gecheckt wurde. Dies stand zwar unter Verbot um die Spieler vor Verletzungen zu schützen, doch trotzdem fielen viele der Spieler manchmal in ein sehr aggressives Verhaltensmuster.
Ich skatete wieder ein wenig rechts vom Tor, um Yoongi den Puck in der richtigen Sekunde zupassen zu können. Die kleine schwarze Scheibe befand sich gerade im Besitz von Jeongguk, welcher versuchte, die Mittellinie zu überqueren und auf unser Tor zuhielt.
Das Blatt wendete sich von jetzt auf gleich. Die Fans der Vikings grölten, meine Beine setzten sich wie von selbst in Bewegung. Auf Jeongguk zuhaltend preschte ich übers Eis, sah wie Chan sich den Puck wieder ergattert hatte und ihn mir in einem langen Pass zuspielte.
Als die kleine Scheibe Kontakt mit meinem Stock machte, drehte ich mich um hundertachtzig Grad und stürmte auf das kleine Tor zu. Die blaue Linie überquerend hielt ich direkt auf das Tor zu, bis ich auf einmal einen dumpfen Schmerz in meinem Rücken spürte.
Meine Füße verloren den Halt und hafteten nicht mehr am Eis, sodass ich nach vorn geschleudert wurde. Durch die Wucht des Stoßes von hinten flog ich an die Bande. Mein Helm prallte in vollem Flug gegen das Glas, der Aufprall erschütterte mich und ließ mich einige Momente am Boden liegen.
Keine Sekunde später spürte ich, wie ein paar Kufen in meine Waden drückten, bevor ein anderer Spieler von hinten über mich fiel und vor mir liegen blieb.
Meine Sicht verschwamm, die Kräfte verließen meine Arme, die Stimmen und Geräusche hallten nur noch wie ein stetiges Rauschen in meinen Ohren, bevor sich ein grässlich hoher Ton darin festsetzte.
Ich atmete schwer und schluckte, sah mich nach meinem Stock um und versuchte mich langsam an ihm aufzustützen, doch stattdessen spürte ich wie eine warme Flüssigkeit über meine Stirn rann.
Die Finger zitternd auf die Stelle gepresst, stand ich langsam auf. "Boa scheisse man!", fluchte ich benommen und stützte mich an einem der Referees ab, der mir zu Hilfe kam.
Die ersten Eindrücke kamen wieder und ich holte tief Luft, bevor ich schließlich ganz aufstand und auf die Gestalt neben mir schaute.
Jeongguk lag ebenfalls auf dem Eis und hielt sich seinen Kopf, stand jedoch schnell wieder von alleine auf.
"Bist du bescheuert?!", fuhr ich ihn hysterisch an. Wut brodelte in mir auf, ich schien fast überzukochen.
"Das war 'n fucking check, chill ma deine Eier..."
"N' normaler Check?! Ich geb dir gleich nen normalen Check du Lackaffe!"
Ich war kurz davor, meine Handschuhe auf den Boden zu werfen und ihm eine ordentliche Schelle zu geben, als die ersten Sanitäter zwischen uns gingen.
Ein Mann fuchtelte in meinem Gesicht herum, schien irgendetwas abzutasten, doch mein Blick galt nur Jeongguk, den ich so vernichtend wie möglich anschaute.
Dieser diskutierte einige Sekunden mit dem Schiedsrichter, der ihm schließlich eine große Strafe aussprach. Das hieß 5 Minuten auf der Bank und die restliche Zeit in der Kabine als Disziplinarstrafe absitzen. Er skatete trotzig vom Eis und warf mir noch einen wütenden Blick zu, bevor er in der Kabine verschwand. Meine Wenigkeit wurde humpelnd vom Eis getragen. Ich durfte aufgrund der Verletzung nicht mehr spielen und sollte mich so schnell wie möglich im Krankenzimmer sehen lassen.
Am liebsten würde ich direkt in die Kabine der Vikings rennen und Jeongguk ordentlich meine Meinung beibringen, denn verdammt, das hatte weh getan.
Es brannte höllisch und ließ den Schmerz in meinem Herzen nur tausend mal mehr auflodern.
