Kapitel 63

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Tessa

In der nächsten Woche verläuft alles ... anders ... als gewohnt. Mit Elijah schreibe ich so gut wie jeden Tag, um die Wochen zu überbrücken, bis sie wieder am Wochenende zu uns kommen. Leider habe ich mich ja erst dafür ausgesprochen, dass sie nur jedes zweite Wochenende zu uns kommen und bei uns übernachten. Im Nachhinein hat sich das als Fehler herausgestellt und Elijah sieht es genauso.

Während wir in der Schule sind, reden wir kaum miteinander. Schließlich hat keiner von uns irgendwas davon ausgeplaudert, was wir miteinander haben und so soll es auch erst mal bleiben. Unsere Eltern sollen es nämlich am liebsten von uns erfahren. Obwohl wir beide uns nicht einmal sicher sind, was wir eigentlich miteinander haben. Das Einzige, was geklärt ist, ist, dass wir uns lieben.

Mittlerweile sind es nur noch zwei Schultage, bis die Weihnachtsferien endlich anfangen. In letzter Zeit habe ich der letzten Schulwoche noch stärker entgegengefiebert als sonst. Was der genaue Grund dafür ist, habe ich bisher noch nicht herausgefunden, aber sich spielt da auch die Sache, die ich mir vorgenommen habe, eine Rolle. Ich habe nämlich vor Cole und meiner Mom während der Feiertage Elijahs und mein Geheimnis zu verraten. Geheim kann ich das sowieso nicht für immer halten.

Für den heutigen Nachmittag habe ich mich mit meinen Freundinnen verabredet, da wir uns heute unsere Wickelgeschenke geben wollen. Erfahrungsgemäß haben wir nämlich alle keine Zeit dafür, wenn erst die Feiertage beginnen.

Wartend liege ich also auf dem Sofa und starre auf mein Handy und schaue ein YouTube-Video, während ich sowohl auf eine Antwort von Elijah, als auch auf meine besten Freundinnen warte, die jeden Moment kommen sollten.

Plötzlich ertönt das verräterisches 'Ping' des Aufzuges und die Türen öffnen sich. Ich lasse mein Handy wie ertappt fallen. Als es auf meine Brust fällt, entweicht meinen Lungen die Luft. Nicht mal meine Freundinnen wissen davon, was ich mit Elijah habe und das sollen sie auch erst mal nicht erfahren.

Besonders nicht Thalia. Zwar habe ich sie wirklich lieb, doch sie kann ein wirkliches Plappermaul sein. Deshalb wäre sie die Letzte meiner Freundinnen, der ich sowas mitteilen würde. Die Erste wäre auf jeden Fall Jil und die zweite, vor Thalia, wäre dann auf jeden Fall Raven, obwohl ich nicht so viel mit ihr zu tun habe wie mit den anderen beiden.

"Tessa", Thalia kommt regelrecht auf mich zu gestürmt. Eine bunte Geschenktüte schlackert in ihrer Hand hin und her. Ich lege mein Handy schnell auf den Glastisch neben mir und setze mich dann auf, um ihre Umarmung richtig empfangen zu können. Die Freude auf diesen Nachmittag ist ihr regelrecht anzusehen. Diese positive Stimmung packt mich und bringt mich dazu meine Arme ebenfalls um sie zu legen.

Als ich meinen Kopf auf ihre Schulter lege, sehe ich, wie Jil ihr langsam folgt. Sie hält sie zurück und wartet darauf, dass unsere dunkelhaarige Freundin fertig damit ist mich regelrecht zu erdrücken.

"Ich kann es nicht abwarten", plappert diese vor sich hin, während sie sich von mir löst und zu dem Sessel stöckelt, den sie immer beschlagnahmt, wenn sie hier ist. "Merkt man", kommentiere ich grinsend und warte darauf, dass das einzige blonde Mädchen in unserer kleinen Familie sich neben mich setzt.

Sie lässt sich in die hellen Sofakissen sinken und dreht mir den Kopf so zu, dass Thalia sie nicht sehen kann. So hat sie die Chance mir für einige Sekunden ein dankbares Lächeln zu schenken, ohne dass unser Plappermaul es merkt. Es dauert einige Sekunden, doch dann wird mir klar, wofür das ist. Ich zeige ihr für ebenso kurze Zeit den gleichen Gesichtsausdruck.

"Also, fangen wir endlich an", drängt Thalia, doch ich will den Nachmittag entspannt gestalten. Wenn wir unsere Pläne so schnell umsetzen, verschwinden sie auch früher und das will ich gerade irgendwie nicht. Schon den ganzen Tag habe ich mich auf unsere gemeinsame Zeit gefreut, da ich sie in den Ferien kaum sehen werde.

Deshalb erhebe ich mich schnell wieder und halte sie so auf: "Geduld, Grey! Wollt ihr war trinken?" "Was Alkoholisches würde ich wohl nehmen", natürlich kommt das wieder von Thalia. Ich blocke sofort ab: "Vergiss es. Heute gibt's sowas nicht." Obwohl ich sie nicht ansehe, kann ich regelrecht fühle, wie sie mit den Augen rollt. Es ist nicht so, dass ich etwas gegen Alkohol habe – ich befürworte es auf große Events sogar mehr oder weniger oft -, aber dieses Treffen soll zivilisiert verlaufen.

Als keiner einen Wunsch äußert, schnappe ich mir einfach eine Wasserflasche und drei Gläser und kehre dann zurück. Die besorgten Gegenstände stelle ich auf dem Tisch ab und gieße jedem dann etwas ein. Sobald ich fertig bin, hebe ich den Kopf: "Also ich wäre jetzt bereit die Geschenke zu tauschen." "Endlich", die Erleichterung ist aus Thalias Stimme klar herauszuhören.

Jil setzt ihren Rucksack ab und zieht ebenfalls eine Geschenktüte hervor: "Ich auch!" Plötzlich komme ich mir ziemlich dumm vor. Sowas in der Art habe ich nicht vorbereitet. Nicht mal eingepackt ist mein Geschenk.

"Kann ich anfangen? Bitte, bitte, bitte", Thalia schaut uns aus ihren großen, braunen Hundeaugen an. Gleichzeitig seufzen Jil und ich: "Na gut, fang an." "Juhu", sie beginnt sich wie ein kleines Kind zu freuen, während mein Herz schneller schlägt. Hoffentlich reicht mein Geschenk.

Ahh, ich hab keine Ahnung wie ich dieses Buch beenden soll. Hilfe!

East Kids - Tessa & Elijah | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt