Die fremde Welt

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Die Luft roch nach Kräutern.

Ich konnte viele Gerüche voneinander unterscheiden. Es roch nach Thymian, Rosmarin und da noch ein Hauch von......warte mal! Es roch irgendwie auch sehr stark nach vielen unterschiedlichen Blumen. Lag ich auf einer Blumenwiese? Wo war ich eigentlich? Und wieso hatte ich so einen feinen Geruchssinn? Ich machte die Augen auf. Tatsächlich lag ich auf einer Wiese, mitten in einem Meer aus Blumen. Ich versuchte mich aufzurichten. Irgendwie war der Boden näher als sonst! Ich blickte auf meine Füße.........und erstarrte! Dort wo eigentlich meine Füße stehen sollten, waren große Tatzen mit scharfen Krallen, fast so groß, wie die eines Bären. Ich drehte meinen Kopf etwas nach hinten. Dort waren noch zwei. Ich erschauderte.

Ich hatte mich in ein vierbeiniges Etwas verwandelt, das war ganz klar. Aber in was, verdammt? Plötzlich schoss mir ein Gedanke in den Kopf. Ich musste einen See oder Fluss finden, ich wollte wissen, wie ich ganz aussah. Schnell rannte ich los.

Keinen halben Meter später, fiel ich schon wieder hin. Blöde Riesenfüße! Beim zweiten Versuch klappte es schon besser. Meine Pfoten trommelten in einem schnellen Rhythmus über den Boden.

Die Landschaft veränderte sich. Jetzt war ich in einem Wald. Ich blieb stehen und dachte nach. Wenn ich jetzt so gut riechen konnte, konnte ich bestimmt auch gut hören. Ich richtete meine Ohren auf. Sie waren jetzt viel größer und beweglicher. Ich horchte.

Ich hörte viele Geräusche: Vogelgezwitscher, das Rascheln der Blätter im Wind, und da, ein leises plätschern! In 20 Meter Entfernung musste ein Fluss sein!

Ich wunderte mich über mich selbst, irgendwie gefiel es mir solch gute Sinne zu haben. Es dauerte nur ein paar Minuten, da stand ich schon am Flussufer. Ich war sehr schnell! Doch bevor ich hinunterblickte zögerte ich. Wollte ich wirklich wissen, wie ich aussah? Während ich überlegte, hörte ich plötzlich ein Geräusch. Ich spitzte die Ohren. Es waren drei Rehe. Ohne lange zu überlegen, schoss ich auf eines zu und biss ihm in den Hals. Mit meinen spitzen Zähnen riss ich große Stücke aus dem toten Reh heraus.

Als ich schon fast fertig war, erstarrte ich plötzlich, leckte mich mit meiner Zunge über die Zähne und starrte zurück zu dem Kadaver. Wieso hatte ich das getan?

Mein Magen knurrte. Ich hatte noch immer Hunger. Ich starrte noch einmal zu dem noch nicht fertig gegessenen ( oder sollte ich gefressenen sagen) Kadaver. Was solls. Ich zuckte mit den Achseln ( oder versuchte es jedenfalls) und fraß fertig. Als ich mein Mahl beendet hatte, ging ich wieder zum Fluss. Mein Hunger war besänftigt, aber jetzt hatte ich Durst.

Ich blickte auf mein Spiegelbild: Ich hatte eine lange Schnauze und ein breites Maul mit langen spitzen Zähnen. An meiner Schnauze hingen im Fell noch ein paar Bltstropfen. Blutrot auf schneeweißem Fell. Ich senkte den Kopf, schloss die Augen und trank ausgiebig. Langsam wurde es im Wald finster und der Mond ging auf.

VOLLMOND.

Und ich war ein großer schöner Wolf.

~Hier ist der 5. Teil. Hoffe es gefällt euch <3~

-Kelly

Der weiße Wolf (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt