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Corinna wartet vor der Haustür und gemeinsam gehen sie nach oben. Sie sperrt die Tür auf und geht hinein, bleibt jedoch gleich wieder stehen. „Was ist los?", will Stefan wissen. „Hier war jemand" – „Wieso?" – „Riechst du das nicht? Hier liegt AfterShave in der Luft, und zwar definitiv nicht deins". Stefan schnuppert, zuckt aber dann mit den Schultern. „Nein". Er geht an ihr vorbei und gibt ihr zu verstehen, dass sie stehen bleiben soll. Nachdem er in jedem Zimmer war, kommt er wieder zu ihr. „Keiner da, nur das". Er reicht ihr ein Kuvert. Corinna öffnet es und schluckt. „Porca miseria ... das geht nicht mich an". Stefan nimmt ihr den Zettel aus der Hand und liest. „Sag deinem Freund, er soll sich nicht mit uns anlegen, sonst bist du fällig". Jetzt wird Stefan zum Polizisten. „Ich ruf die Spusi, du setzt dich in die Küche und fasst nichts an". Überrascht sieht sie ihn an, dann nickt sie und geht in die Küche. Während Stefan seine Kollegen anruft und vor der Haustür auf sie wartet, nimmt sie ihr Handy zur Hand. Nachdenklich sieht sie es lange an, doch schließlich schreibt sie eine Nachricht und schickt sie ab. Die Antwort kommt prompt. Sie hört, dass die Spurensicherung in ihre Wohnung kommt und verspannt sich etwas, doch sie schreibt weiter. „Was machst du da?", fragt Stefan, der auf einmal hinter ihr steht. „Das muss dich nicht interessieren", antwortet sie. „Corinna??" – „La Familia ist immer da, Stefan, mehr musst du nicht wissen. Auch wenn wir mittlerweile sehr ruhig sind, halten wir immer noch zusammen. Wir werden rausfinden, welches Spiel da gerade gespielt wird, und wir werden mitspielen" – „Spinnst du?" – „Nein! Sie haben mich da mit reingezogen und werden sehen, dass mit uns nicht zu spaßen ist" – „Engelchen", er nimmt ihre Hand und sieht ihr in die Augen, „das ist eine Nummer zu groß für euch" – „Weißt du, wer dahintersteckt?" – „Nein, ich hab nur eine Ahnung" – „Gut, weißt du, wer meine Familie ist?" – „La Familia? Nein, ich weiß nur, dass sie Italiener sind" – „Meine Großeltern sind Sizilianer. Noch wissen sie nicht, dass du Polizist bist – aber sobald das aufkommt, habe ich, wenn du Glück hast, keine Familie mehr, Stefan, wenn du Pech hast, verschwinde ich oder du, das sollte dir bewusst sein" – „Cosa Nostra?", murmelt er und sieht sie sprachlos an. Corinna nickt und lächelt dann. „Das war ein Scherz, Stefan. Du hast nichts zu befürchten, sie wissen schon Bescheid" – „Ihre Meinung ist dir sehr wichtig, oder?" – „Ja, allerdings. Stefan – mein Cousin kommt morgen her und es wäre toll, wenn er auch bei dir wohnen dürfte. Sonst muss ich wieder hier bleiben" – „Du bekommst quasi Personenschutz?" – „Ja" – „Natürlich kann er bei uns wohnen, Engelchen" – „Bei uns?". Corinna sieht ihn fragend an. „Mhmm ... was meins ist ist auch deins, einfach, weil es sich so richtig anfühlt mit dir", antwortet ihr Stefan und gibt ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „Ich finde das aber nicht richtig, Corinna. Gut, dass er auf dich aufpasst ist schon gut, ich kann das nicht rund um die Uhr. Aber deine Familie sollte sich nicht einmischen. Wir haben hier Gesetze, und wir als Polizei sind dafür zuständig, dass die eingehalten werden" – „Stefan, sie werden euch nicht in die Quere kommen, sondern von Italien aus operieren und euch zuarbeiten. Lass sie mal machen, das funktioniert wunderbar, ohne dass das überhaupt jemand mitbekommt. Dich haben sie ja auch ausspioniert, ohne das es dir aufgefallen ist", schmunzelt Corinna. „Sie haben was?". Fassungslos sieht er sie an, dann dreht er sich um und geht aus dem Zimmer, während sie ihm stirnrunzelnd hinterher schaut. „Eieiei, was hast du jetzt angestellt?", fragt Martin, der gerade hereinkommt. Verdutzt sieht sie ihn an. „Achso, soweit waren wir ja noch gar nicht. Also wenn du nichts dagegen hast – ich bin Martin". Corinna nickt, lächelt ihn an und reicht ihm die Hand. „Corinna, aber das weißt du ja" – „Also, raus mit der Sprache, was ist los mit ihm?". Corinna sieht zu Boden. „Er ... ich ... ach Mensch". Fragend sieht Martin sie an. „Ich hab ihm erzählt, aus welcher Familie ich komme, und dass er auf Herz und Nieren überprüft wurde, und ..." – „Wer ist deine Familie, Corinna?". Sie schüttelt den Kopf. „Also, wenn ich jetzt einfach mal kombiniere, ist es irgendeine Familie der Mafia – du bist Italienerin ..." – „Halbitalienerin" – „Egal. Ist es so?" – „Ja", flüstert Corinna. „Mist. Aktiv?" – „Was meinst du?" – „Naja, ob deine Familie noch aktiv im Geschäft ist?" – „Nein – ja – nein, eigentlich nicht soweit ich weiß. Aber jetzt gerade fangen die Räder wieder an zu laufen, weil ich bedroht werde" – „Corinna, das ist Sache der deutschen Polizei!" – „Ihr macht doch nichts! Ihr habt doch keine Ahnung, wer Stefan und mich bedroht. Ich fühle mich nicht mal sicher, wenn ich bei ihm bin und er neben mir ist. Martin, ich hab Angst!". Nickend schaut Martin sie an und nimmt sie kurz in den Arm, als er sieht, dass sie Tränen in den Augen hat. „Lass mal, das ist mein Job", sagt da Stefan hinter den beiden und umarmt Corinna liebevoll, als Martin sie losgelassen hat. „Engelchen, du musst keine Angst haben", flüstert er ihr ins Ohr. „Hab ich aber, weil ich verdammt noch mal nicht weiß, wer mein Gegner ist!", entgegnet sie aufgebracht. „Sono qui con te, Corinna". Erstaunt sieht sie ihn an. „Ich dachte, du kannst kein italienisch?" – "Kann ich auch nicht, aber so ein Internet-Übersetzer ist schon praktisch", grinst er sie an und hält ihr sein Handy unter die Nase. Nachdem seine Leute fertig sind, nimmt er ihre Hand und zieht sie hoch. „Komm, lass uns fahren, wir machen morgen hier sauber".

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