Kapitel 32

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Deine Sicht:
Heiko hält auf dem Parkplatz vor der Kirche und ich schaue auf die Uhr. Wir sind zu früh, Mist...
,,Bist du sicher?", fragt Heiko mich nochmal und ich glaube, er fragt sich das selbe.
,,Ja.", ich nicke schwach.
Wir steigen aus und gehen auf das Tor zu, das zum Friedhof führt. Jetzt muss ich mir was überlegen... Wir betreten das Gelände und Heiko schließt das Tor hinter uns wieder.
,,Warst du hier schonmal?", fragt er mich leise und ich schüttel den Kopf.
Ich spüre eine Hand, die meine umschließt. Mein Blick schnellt nach unten und dann wieder hoch in Heikos strahlendblaue Augen. Er lächelt aufmunternd und ich erwider dieses Lächeln nur zu gern. Eigentlich geht es hier ja schließlich um ihn. Und irgendwie gerade auch um uns. Ich würde nichts lieber sein, als seine Freundin. Aber diese Angst ist da, die Angst, dass er mein Vertrauen nur ausnutzt. Wir gehen weiter und ich lese mir die Nachnamen aller Grabsteine durch, an denen wir vorbeilaufen. Irgendwo muss doch 'Lochmann' stehen... Ich weiß, dass wir auf dem richtigen Friedhof sind. Während ich konzentriert weiter gehe, spüre ich plötzlich einen Widerstand, der mich zurückhält. Ich bleibe stehen und drehe mich zu Heiko um, der einen Grabstein vor sich fixiert. Es ist ein größeres Grab, wahrscheinlich ein Ehegrab. Ich gehe die zwei Schritte, die uns trennen zurück und drücke seine Hand fester. Tatsächlich stehen wir nun vor dem Grab seiner Eltern. Anja und Ralf Lochmann. Er starrt einfach auf den Grabstein, die Zeit scheint stehen zu bleiben. Ich höre Schritte und kann Alex entdecken, der mit Roman zu uns schlendert. Heiko bekommt davon gar nichts mit, er ist wie in seiner eigenen Welt gefangen. Ich drehe mich zu ihm und stelle mich auf die Zehenspitzen.
,,Alles in Ordnung?", flüster ich ihm ins Ohr.
Er dreht seinen Kopf zu mir und unsere Lippen trennen nur noch wenige Zentimeter voneinander. Mal wieder.
,,D/N?", höre ich auf einmal Alex' Stimme hinter mir.
Den hab ich ja schnell vergessen... Ich spüre die Röte in mir aufsteigen. Sofort stelle ich mich wieder richtig hin und drehe mich mit einem nervösen Grinsen zu Alex. Er zieht mich ein Stück zur Seite, Roman stellt sich neben Heiko und beide schauen auf das Grab ihrer Eltern.
,,Komm mit.", murmelt Alex mir leise zu und wir gehen eine Runde.
Die Jungs brauchen jetzt wirklich nur sich. Nachdem wir weit genug weg sind, beginnt Alex mich zu verhören.
,,Was läuft da zwischen euch?", fragt er mich ein wenig forsch.
,,Gar nichts, wir sind nur Freunde.", antworte ich monoton.
,,So sah das aber nicht aus.", erwidert mein Bruder nun ein wenig weicher.
,,Es stimmt aber. Nur Freunde.", ich zucke mit den Schultern.
,,Er gefällt dir.", stellt Alex schließlich fest.
Ich fühle mich ertappt und das sieht er mir natürlich sofort an. Er bleibt stehen und hält mich zurück.
,,Weißt du, worauf du dich da einlässt?", fragt er mich eindringlich.
Ich schüttel den Kopf.
,,Ich sagte doch, da läuft nichts Alex. Heiko und ich sind wie Tag und Nacht. Wie Hund und Katz. Zucker und Salz...", erkläre ich.
,,Nein eben nicht. Ihr seid eher wie Ying und Yang. D/N, ich kenne Heiko jetzt schon sehr lange und ich hab seinen Blick gerade gesehen. Er hat noch nie ein Mädchen so angeguckt, wie dich. Und ich kenne dich. Seit Jahren warst du nicht mehr so glücklich und voller Tatendrang. Er löst irgendwas in dir aus und egal, was es ist, du löst das selbe bei ihm aus. Da sollte also nicht Nichts laufen.", unterbricht mein lieber Bruder mich.
Wieder schüttel ich den Kopf.
,,Nein Alex, das geht nicht. Ich kann das nicht und du weißt, warum.", murmel ich.
Es tut richtig weh, als ich das ausspreche.
,,Willst du mir jetzt sagen, dass dir das eben nicht weh tat?", wieso kennt er mich so gut?!
,,Für die Liebe muss man riskieren. Vielleicht ist das zwischen euch nicht für die Ewigkeit geschaffen, vielleicht schon. Aber du wirst es nie erfahren, wenn du den ersten Schritt nicht wagst. Und du musst endlich aufhören für alles Mama und Papa als Beispiel oder Ausrede zu nehmen. Denn nicht jeder ist so wie die beiden und nicht alles kannst du auf sie zurückführen. Du kannst mir jetzt nämlich auch nicht in die Augen schauen und sagen, du hättest kein Vertrauen in Heiko. Hab ich Recht?"
Er hat Recht. Einfach mit allem. In jedem einzelnen Punkt steckt Wahrheit. Heiko hat mir so oft bewiesen, dass er für mich da ist und eigentlich hat er bereits mein vollstes Vertrauen. Denn Heiko Lochmann kennt meine Lebensgeschichte...

Nur die Außenseiterin (Heiko Lochmann)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt