Kapitel 34

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Deine Sicht:
Mittwoch... Der schlimmste Tag der Woche mit zwei Englischstunden, einer Geographiestunde und sage und schreibe drei Deutschstunden. Nur eine Sache hätte meinen Tag schöner machen können. Um genauer zu sein, eine Person. Doch Heiko ließ sich bis jetzt noch nicht einmal blicken. Weder zuhause lief er mir über den Weg noch in der Schule. Jetzt sitze ich glücklicher Weise in der letzten Stunde. Aber ich bin schon die ganze Zeit unkonzentriert. Die letzte Deutschstunde ist eigentlich nur für den Leistungskurs und in dem sitze ich normaler Weise mit Heiko. Aber wie gesagt, keine Spur von ihm. Nicht mal Roman konnte mir vorhin sagen, wo sein Bruder steckt. Und ich mache mir mal wieder ziemliche Sorgen. Was, wenn er wieder trinkt? Wenn er jetzt in der Waldhütte sitzt und sich voll laufen lässt? Ich schüttel den Kopf, um diese Vorstellung loszuwerden. Ich nehme heimlich mein Handy und schreibe Heiko eine Nachricht... Ich hab mir gestern Abend noch lang den Kopf zerbrochen und mich dazu entschieden, Heiko und mir eine Chance zu geben. Alex hat Recht und auch Heiko liegt nicht falsch. Ich darf mir kein Beispiel an meinen Eltern nehmen. Und ich muss etwas für mein Glück tun.
,,Passen sie auf Frau D/Nn.", ermahnt mich meine Lehrerin wie aus dem Nichts.
Mein Blick schnellt nach vorn.
,,Verzeihung.", sage ich und versuche mich wenigstens in den letzten paar Minuten zu konzentrieren.
Auf einmal ertönt das Geräusch für eine folgende Ansage. Es wird ruhig in der Klasse und alle hören zu. Aber dort spricht niemand. Dort singt jemand!
,,Ich steh' wieder hier, ist viertel vor sechs. Hab's noch nicht kapiert, warum bist du weg? Komm doch einfach zurück zu mir, mhhm mm. Und ich starr' an die Wand und denk' an dich. Weil ich nicht anders kann, verdammt, komm ran auf den Tanz
Und dann bleib doch hier, mhhm, yeah."
Ein Getuschel geht durch die Klasse. Niemand kann sich vorstellen, wer das ist. Nur ich weiß zu gut, wer gerade seine Ängste überwindet.
,,Denn ich denk' ständig daran mit dir durchzudrehen. Und in unsrer kleinen Blase durch das Weltall schweben. Du verdrehst mir meinen Kopf und das keiner so wie du. Alles gut ja, alles alles gut...", ich nehme meine Tasche, die ich schon lang gepackt hab und verlasse den Raum.
Auf dem Flur ist eine ganze Masse an Schülern, durch die ich mich drängeln muss. Alle wollen zum Sekretariat, um zu schauen, wer gerade den Unterricht 'stört'. Es ist ziemlich laut hier, weshalb ich Heiko nicht mehr hören kann. Immer weiter schlängel ich mich durch die Menschenmenge, bis ich endlich vor dem Sekretariat stehe. Dort stehen die Jungs aus Heikos 'Gang' die Tür.
,,Stop.", hält der eine mich auf.
,,Ich muss sofort rein.", erwider ich genervt und will ihn zur Seite schubsen.
,,Nein, nur eine Person darf da rein. Und die bist sicher nicht du.", die Jungs beginnen zu lachen.
Ich weiß nicht, ob ich weinen lachen oder schreien soll. Die Tür geht von innen auf und Roman winkt einen der Jungs zu sich.
,,Ist sie noch nicht da?", höre ich ihn fragen.
,,Nö.", bekommt er eine Antwort.
Sara tanzt neben mir an.
,,Marc, da ist sie.", ruft jemand und er kommt wieder raus.
,,Sara, komm rein.", sagt er und macht Platz für sie.
Nicht wirklich jetzt?! Ich unterdrücke die Tränen. Also hatte ich doch Recht. Natürlich will Heiko nichts von mir... Wie dumm bin ich auch?! Ich dränge mich wieder zurück durch die Menschenmenge und lasse meinen Tränen freien Lauf. Sobald ich auf der Mädchentoilette bin, kann ich wieder etwas von der Ansage hören. Heiko hat scheinbar aufgehört zu singen. Das Mikro ist aber noch an.
,,Seid ihr komplett bescheuert?! Ihr habt D/N nicht rein gelassen, aber Sara?!", das war Roman.
,,Raus hier.", Heiko klingt nicht glücklich.
,,Aber Heiko, wir gehören doch zusammen!", quietscht Sara.
,,Ich liebe dich nicht, ok?! Und wir gehören auch nicht zusammen. Denn die einzige, die ich will und liebe, ist D/N. Und jetzt verschwinde endlich."
Ich kann ein Türöffnen hören.
,,So jetzt ist aber Schluss mit dem Quatsch.", ouh, das ist der Direktor...
Das Mikro scheint aus zu sein, Stille tritt ein. Und so langsam realisiere ich, was Heiko da gerade vor der ganzen Schule getan hat. Was er gesagt hat!

Nur die Außenseiterin (Heiko Lochmann)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt