4.

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Der Kamin knisterte, erfüllte den Raum mit Wärme und Licht.
Die junge Frau saß in einem Sessel vor dem Feuer.
„Wollen Sie?" Der alte Schulleiter deutete auf eine Schale voller Süßkram.
Leicht kopfschüttelnd, lehnte sie dankend ab.
Sie war in Albus Augen ein Rätsel, dennoch wollte er sie nicht drängen.
Er wollte ihr Vertrauen gewinnen.
Er wollte nicht, dass sie sich noch mehr verschloss und es somit unmöglich wäre an sie heran zu kommen.
Das weiße, in Fetzen herabhängende Kleid, hatte sie gegen eine schlichte Schuluniform ausgetauscht.
Jeder noch so kleine Schritt, war in Dumbledores Augen, ein Großer.
Die junge Frau, fühlte sich sicher. Dennoch war sie nicht bereit zu viel über sich Preis zu geben, noch nicht.
„Sie können mir vertrauen." Die Stimme des alten Professors war sanft.
Wieder nickte sie nur leicht.
Vorsichtig ergriff sie Dumbledores' Hand.
Eisige Kälte traf auf eine angenehme Wärme.
Ihre eisblauen Augen fixierten die ihres Gegenüber.
Sie konzentrierte sich auf das was sie immer und immer wieder im Kopf sagte, aber nicht aussprechen konnte.
„Ich vertraue Ihnen." Es war eine zarte Stimme, die sich in Albus Kopf stahl.
„Rhoswen Snow. Freut mich Sie kennen zu lernen Sir." Das Flüstern, der jungen Frau in Dumbledores Ohren, wirkte schüchtern, aber dennoch nicht ängstlich.
Unweigerlich schlich sich ein Lächeln auf die Lippen des alten Mannes.
„Albus Dumbledore, höchst erfreut." der alte Schulleiter, war erfreut. Mehr als erfreut, das war deutlich dem Klang seiner Stimme zu vernehmen.
Eine Frage, ein kurzer Einfall huschte über seine Gedanken.
Gedanken, die er nicht vor der jungen Snow verborgen hatte.
„Siebzehn Sir, ich bin siebzehn." Rhoswen konnte und wollte ihr wahres Alter nicht preisgeben. Doch genau diese Frage hatte sich Dumbledore gestellt.
Er kannte das Märchen, kannte es in und auswendig.
Tief in seinen verschlossenen Erinnerungen, begann sich etwas zu regen.
Begann vor sein inneres Auge zu treten.
Schnell zog er seine Hand aus der kleinen, die seine umklammerte.
Er konnte es nicht mehr aufhalten, konnte es nicht mehr zurück halten. Nicht mehr unterdrücken, so sehr er es auch versuchte.
Auf keinen Fall wollte er das Miss Snow von seinem Wissen wusste.
Erste Erinnerungen zogen an ihm vorbei.
Erinnerungen, einer uralten Geschichte.

Wenn der Tag der Prophezeiung gekommen ist, wird das Jahrhunderte alte Wesen, auferstehen. Eine junge Frau wird sich aus den Schatten, aus der Kälte erheben. Sie ist eine von ihnen. Eine der Dunklen, doch sie wird anders sein...

Schnell schüttelte der alte Professor seinen Kopf, um die Erinnerung an die Geschichte zu verbannen.
Sorgfältig baute er seine Mauern wieder auf.
Mauern, die so manches Geheimnis hinter sich verbargen.
Rhoswen war, nach dem Rückzug des Schulleiters aufgesprungen und eilte zur Tür, doch diese war verschlossen.
Ihr Körper begann zu zittern, sie wollte das nicht. Wollte ihn nicht verletzen.
Dumbledore, der sich inzwischen wieder gefangen hatte, schritt auf die junge Frau zu.
Er hatte den Ernst der Lage erkannt.
Hatte erkannt, wie viel Angst die junge Frau vor sich selbst hatte.
Ein dumpfer Schlag, ließ sie zusammenzucken.
Erschrocken, riss Rhoswen die Augen auf. Stolperte rückwärts, direkt in die Arme des alten Schulleiters.
Sie konnte ihre Gefühle nicht beherrschen, sie nicht unter Kontrolle bringen. Sie schickte Albus ungewollt Erinnerungen, Gedanken und Gefühle.
Dieser riss seine Augen ebenfalls weit auf. Doch nicht vor Angst, sondern vor der Macht, die in der zierlichen, kleinen Gestalt vor ihm steckte. Trotz ihrer Blindheit konnte sie besser sehen als ein Sehender. Trotz der Tatsache, dass sie stumm war, konnte sie besser sprechen als jeder andere.
Er sah Bilder von Dementoren, die kurz aufblitzten.
Bilder, die seine Vermutung bestätigten.
Er spürte sie, Kälte die sich plötzlich über seinen gesamten Körper ausbreitete.
Eine Kälte, die von der jungen Snow ausgestrahlt wurde.

So schön und rein wie eine weiße Rose wird sie in Erscheinung treten. Ihre Haut so kalt und blass wie Eis. Ihre Augen so rein und klar wie das tiefste Blau.

Kleine Bruchstücke bahnten sich erneut einen Weg vor sein inneres Auge.

Die Liebe ist der Schlüssel. Eine Liebe so rein, ehrlich und unendlich. Die Liebe zwischen einem schwarzen Mann und der Frau, die den Namen der weißen Rose trägt.

Die Tür zum Schulleiterbüro wurde aufgerissen und eine dunkle, schwarze Gestalt trat ein und riß die junge Frau dabei zu Boden. Dumbledore hatte sie im letzten Moment, mit einem Sprung nach vorne vor einem harten Aufprall gerettet.
Professor Snape verharrte im Türrahmen. Er blickte zwischen der jungen Frau vor ihm und dem Schulleiter hin und her.

THE DARK INSIDE US || SeverusSnape Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt