5.

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"Sir. Sie haben mich gerufen." knurrte Snape, ohne auch nur ein Wort der Entschuldigung.
"Ja Severus, ich habe dich bereits erwartet."
Dumbledore sprach leise. Er lächelte Snape an, während er die zierliche Frau, die der Tränkemeister zu Boden gerissen hatte, mühelos in seine Arme nahm.
Was ging hier nur vor? Snape stand immer noch bedrohlich im Türrahmen.
Erneut wollte der Zaubertrankprofessor seine Stimme erheben.
Der alte Schulleiter Schnitt ihm jedoch das Wort an.
"Später. Später werde ich dir alles erklären."
Langsam wurde Snape ungeduldig und obwohl er sich dagegen wehrte und sich alles in ihm sträubte, konnte er seine Augen nicht von der jungen Frau lassen.
So zart, so rein. Sie wirkte so unschuldig, so verletzlich.
Nein, nein, nein! Schnell schüttelte er den Kopf, um die Gedanken zu verscheuchen.
Was passierte mit ihm? So kannte er sich selbst nicht.
Einen klaren Gedanken zu fassen, fiel ihm schwer, weswegen sich der dunkle Mann umdrehte und mit wehendem Umgang verschwand.
Er eilte durch die Gänge.
Die einzelnen Schüler, denen er begegnete, bemerkte er nicht.
Er fühlte sich seltsam. Würde er krank werden?
Sobald er den Kerker und darauf seine Gemächer betreten hatte, konnte er sich nicht mehr halten.
Er begann unaufhaltsam zu zittern.
Was hatte die junge Frau mit ihm angestellt?
Er machte sich gar nicht erst die Mühe,  seinen geliebten Feuerwhisky in ein Glas zu schenken.
Nein, er bevorzugte es im Moment eher den Inhalt der Flasche hinunterzukippen, in der Hoffnung, dass seine immer noch fehlende Erinnerung zurückkommen würde.
Außerdem hoffte er, die Begegnung mit der geheimnisvollen Frau zu vergessen.

In der Nacht schlief Severus schlecht. Er wälzte sich von der einen, auf die andere Seite. Schweiß lief ihm vom Rücken herunter und immer wieder zuckte er zusammen. Er schien schlecht zu träumen.
Schließlich riss ihn ein lauter, schriller Schrei aus dem unruhigen Schlaf. Panisch blickte sich der dunkle Tränkemeister in seinem Zimmer um, den Zauberstab dabei fest in der Hand und jederzeit kampfbereit. Doch das Zimmer war leer. Leicht schien sich Severus zu entspannen, er strich sich ein paar seiner verschwitzten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Dabei atmete er tief durch, doch die Luft, die er einsog, war nicht genug, weshalb er sich von seinem Bett erhob. Auf dem Weg an die frische Luft, fühlte er sich unwohl und matt. Dieser Traum, er war merkwürdig, so real und doch gleichzeitig weit entfernt. Kein Teil von ihm und doch irgendwie verbunden. Als er schließlich eine Tür ins Freie öffnete und ihm die kalte, klare Nachtluft entgegen wehte und ihn behutsam einhüllte, hatte er eine Ahnung. Der Traum, es war nicht seiner gewesen. Doch wem gehörte er? Dunkelheit, Angst und ein Gefühl, das der Professor nicht einordnen konnte, waren Teil dieses Traums gewesen. 
Tiefe Dunkelheit und dann dieser bis aufs Mark erschütternde Schrei, der ihn unsanft aus dem, eh schon unruhigen, Schlaf gerissen hatte.
Eine Weile stand Severus dort und starrte starr in die dunkle Nacht hinein. Er suchte nach Antworten, nach Erklärungen. Wie konnte jemand in seinen sonst so verschlossenen Verstand eindringen und ihn, Severus Tobias Snape, so hintergehen?Außer Dumbledore war niemand in der Lage, in seine Gedanken zu dringen oder sie gar zu kontrollieren.
Geschützter als Askaban waren sie und das sollte was heißen! Die junge Frau, die gestern aus dem Nichts aufgetaucht war,   ihm so einen Ärger bereitet hatte und ihn innerlich so aufgewühlt hatte, hatte er vergessen. Sie existierte schlicht nicht mehr in seinen Gedanken.Sie war einfach verschwunden. Still und leise war sie gegangen, doch Severus hatte keine Ahnung, was in den nächsten Tagen, Wochen oder gar Monaten auf ihn zukommen würde. Vor allem hatte er noch weniger Ahnung, wie viel komplizierter sein Leben noch werden würde.
Ohne dies alles zu wissen, ging Snape in dieser Nacht ein weiteres Mal zu Bett.
Wenn er nur wüsste!

THE DARK INSIDE US || SeverusSnape Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt