Der 2. Tag in der Arena

20 2 0
                                    

,,Diese Arena ist irgendwie komisch, oder?", fragt Lars in die Runde
,,Wie meinst du das?", hakt Newton nach.
,,Na ja, im allgemeinen halt, überlegt Mal: Die einzige Wasserquelle ist ne Schlucht. Ein Haus ist eingerichtet wie eine Folterkammer. Und zu allem Überfluss dann auch noch diese Zeitbombe, die in sechs Tagen hoch geht.", erklärt er.
,,Ach stimmt, die ist ja auch noch da. Wir sollten uns langsam Mal beeilen oder? Ich mein, neun sind beim Füllhorn gestorben, zwei gestern. Wir haben noch einen Gefangenen, sind zwölf. Bedeutet also, dass noch elf insgesamt und noch acht von den normalen Tribut sterben müssen.", erläutert Nelton.
,,Drei von uns...", meint Melissa.
,,Na ja. Noch haben wir ja sechs Tage.", sagt Luna.
,,Falsch. In sechs Tagen explodiert dir Bombe.", verbessere ich.
,,Na super. Dann sollten wir auf Jagd gehen, oder?", fragt Newton.
Wir packen und schultern unsere Rucksäcke und laufen los.
,,Okay, Leute, wo könnten die anderen Tribute sein?", fragt Nelton.
,,Im Dorf. Am Füllhorn und in der wassergefüllten Schlucht nicht. Fehlen nur die Wüste und das Gebirge.", stellt Luna fest.
,,Wollen wir uns aufteilen?", fragt Melissa.
,,Ja. Ihr Mädels geht ins Gebirge. Lars hält Wache. Und du Newton, kommst mit mir, wir gehen in die Wüste.", bestimmt Nelton und geht. Lars auch.
,,Okay. Dann Mal los!", ruft Melissa und läuft los.
,,Woher wisst ihr eigentlich, dass in der Schlucht Wasser ist, Luna?"
,,Oh, dass haben wir dir noch gar nicht erzählt. Heute Morgen, ganz früh, hat unsere Gefangener versucht abzuhauen. Nelton und ich sind aufgewacht und haben ihn zur Strafe in die Schlucht geworfen, auch weil wir wissen wollten, was da unten ist.
Naja, auf jeden Fall hat es geplatscht und Nelton hat vorgeschlagen, dass wir rausfinden ob das Wasser giftig ist. Dafür haben wir es den Jungen trinken lassen. Da er noch lebt, haben wir beschlossen, dass wir das Wasser als trinkbar erklären."
,,Warum habt ihr mich und die anderen nicht geweckt?", frage ich.
,,Wir hielten es nicht für nötig. Wir wollten ihn ja eigentlich nur töten."
Abrupt bleibt Melissa stehen und deutet auf einen Felsen, hinter dem ein neon-gelber Rucksack hervor lugt.
Wenig später hören wir Stimmen:
,,Und wenn die uns finden?"
,,Die finden uns nicht, die sind am Füllhorn."
,,Stimmt. Was wird jetzt eigentlich aus Maria?"
,,Sie ist aus Sachsen und wird wahrscheinlich Marco suchen.", mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. Es ist Johanna, sie lebt! Es geht ihr gut! Die Frage ist nur wie lange noch.
,,Denk nicht Mal dran.", zischt Luna mir zu.
,,Woran?", frage ich unschuldig.
,,Daran deine Freundin zu warnen. Also bitte, dass ist doch offensichtlich."
,,Mach ich nicht!", beteuere ich und aus irgendeinem Grund weiß ich, dass ich es wirklich nicht tun werde. Warum? Weil ich feige bin. In meinen ersten Spielen habe ich getötet, um nicht selbst sterben zu müssen. Und hier mache ich es wieder.

Ein Kanonenschuss ertönt. Luna hat ein Messer geworfen. Und getroffen, jedoch nicht Johanna, sondern den Jungen aus Bayern.
Melissa will sich gerade auf Johanna stürzen, da reagiere ich und schieße einen Pfeil ab. Johanna sinkt in sich zusammen. Ich gucke weg, ich bin ein Feigling! Ein verdammter Feigling!

Wir können Melissa nicht überreden das Mädchen aus Bayern einfach zu töten und so muss ich auf sie aufpassen, während Melissa erneut jemanden tötet. Einen Jungen, der so um die 16 Jahre alt ist. Aus welchem Bundesland er ist, will er nicht verraten und so kommt es, dass wir eine gefühlte Ewigkeit warten müssen, bis Melissa ihm sämtliche Organe entnommen hat. Luna übergibt sich danach und so kommen wir erst zurück zum Lager, als es schon dunkel ist. Lars sitzt am Füllhorn und Nelton und Newton am Lagerfeuer.
,,Wo wart ihr solange?", fragt Nelton interessiert.
,,Luna hat sich übergeben.", sagt Melissa.
,,Und Melissa hat Chirurg gespielt.", erzählt Luna. Die Jungs lachen, doch plötzlich hören wir einen Kanonenschuss und springen auf.
,,Wer war das?", fragt Nelton. Als wir plötzlich ein irres Lachen hinter uns hören. Dort steht das Mädchen aus Sachsen mit zwei Äxten und lacht wie eine Irre. Vielleicht ist sie das ja auch.
Dann bemerken wir den Körper, neben dem sie steht. Lars.
,,Scheiße...", flüstert Nelton und zückt sein Schwert. Er will gerade auf das Mädchen zulaufen, als Luna ihn am Arm packt und zurück hält.
,,Lass sie erst ihre Äxte werfen und wenn sie sie holen will, kannst du sie töten.", Nelton nickt, doch das Mädchen wirft die Äxte nicht. Sie rennt auf uns zu. Wir weichen aus und das Mädchen stolpert über einen großen Gesteinsbrocken.
,, Jetzt?", fragt Nelton.
,,Nein!", faucht Newton.
,,Sie hat Lars getötet, deswegen töte ich sie!" und damit rennt er auf das Mädchen zu. Ein weiterer Schuss ertönt.
Erschrocken blicken wir auf die beiden am Boden liegenden Tribute.
,,Newton?",fragt Nelton vorsichtig.
Eine Gestalt springt auf, doch es ist nicht Newton.
,,Schnappt eure Rucksäcke und rennt!", schreit Nelton uns zu und wir folgen seinem Befehl.
Wir laufen in die Stadt und teilen uns auf zwei Häuser auf. Beide Häuser liegen weit im Inneren des Dorfes. Wir sind kaum reingegangen, als auch schon die Hymne erklingt, doch da das Haus kein einziges Fenster hat, müssen wir trotzdem raus.
Am Himmel erscheinen sechs Tribute:
Zuerst beide aus Bayern, dann Newton, dann erscheint Johanna und zuletzt Lars. Lange Zeit ist es still, bis Nelton das Schweigen bricht:
,,Leute: Es ist Marco, aus Sachsen!"
,,Hä?", was redest du?", fragt Melissa verwirrt. Na, unser Gefangener, den wir das Wasser haben trinken lassen! Marco heißt er und er kommt aus Sachsen!"
,,Stimmt.", sagt Luna schlicht.
,,Und wo ist unser Gefangener jetzt?", frage ich.
,,Er muss geflüchtet sein, als wir geflüchtet sind.", vermutet Luna.
,,Wollen wir schlafen gehen?", frage ich.
,,Gerne, aber du hältst Wache!", lacht Nelton und ehe ich protestieren kann, sind sie alle in ihren Häusern verschwunden.
Ich beschließe auf einen Baum zu klettern. Dank des Mondes müsste ich nahende Tribute rechtzeitig sehen können. So setze ich also meinen Rucksack auf und klettere auf den Baum.

Lucy Wald - Das Glück ist nie mit mir...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt