Der 3. Tag in der Arena

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Früh morgens höre ich plötzlich ein Geräusch aus der Nähe des Füllhorns kommen. Ich klettere noch etwas höher um mehr sehen zu können. Und was ich sehe, lässt mich beinahe vom Baum fallen:
Aus der Erde erheben sich 12 Podeste.
In Windeseile klettere ich vom Baum und öffne ruckartig die Tür von dem Haus in dem Luna schläft. Besser gesagt, geschlafen hat. In dem Moment in dem ich die Tür öffne, wirft sie ein Messer und ich kann nur knapp ausweichen. Es landet in der Holztür. Luna wirft ein zweites Messer, auch diesem Messer weiche ich aus. Luna will ein drittes Messer werfen, doch sie hat keins mehr:
,,Was ist, Lucy?", fragt sie genervt.
,,Wenn du wusstest das ich es bin, warum hast du dann geworfen?", frage ich skeptisch. Luna antwortet nicht direkt, sondern packt erst in aller Ruhe ihre Sachen zusammen. Von dem Geräusch der Messer sind auch die beiden anderen wach geworden:
,,Alles okay bei euch?", fragt Nelton und steht mit Rucksack auf dem Rücken und Waffe in der Hand, vorm Haus.
,,Logo.", antwortet Luna.
Endlich sind wir zum Abmarsch bereit. Leise schleichen wir uns in Richtung des Füllhorns. Ich werfe einen großen Stein in die Nähe des Füllhorns. Nichts passiert.
,,Okay, ich denke die Minen sind noch nicht aktiviert. Wir verstecken uns am besten im Füllhorn. Lucy, geh vor.", sagt Nelton.
,,Kannst du vergessen! Denkst du ich will von Minen in die Luft gesprengt werden?", verweigere ich.
,, Jetzt geh schon, hopp.", fordert mich nun auch Melissa auf und zieht eine Machete.
Ich merke, dass ich keine Wahl und betrete das Geröllfeld vorsichtig.
Nichts geschieht. Erleichtert atme ich auf und laufe zum Füllhorn.
Die nächste ist Luna. Auch sie schafft es unbeschadet, während Melissa und Nelton noch diskutieren, wer als nächstes gehen soll.
,,Warum hast du versucht mich mit Messern abzuwerfen?", hake ich energisch nach.
,,Lucy, du solltest in der Arena niemandem vertrauen, merk dir das. Noch muss ein Sieger sterben und deine Chancen sind nicht die besten."
,,Deine auch nicht!", argumentiere ich.
,,Da magst du Recht haben, aber du sollst mich auch nicht falsch verstehen! Ich mache das wirklich nur um zu überleben.", beteuert sie.
,,So wie jeder hier.", fügt sie hinzu und dreht sich zu Melissa um, die gerade ankommt. Der letzte ist Nelton.
,,Okay, alle zuhören! Wir machen es so: Sobald der Countdown abgelaufen ist, klettern du und du (er zeigt auf Melissa und mich) auf das Füllhorn. Luna und ich verstecken uns weiter drinnen und wenn ein Tribut dem Füllhorn zu nahe kommt... Na ja ihr wisst was dann kommt.", er schwingt sein Schwert.
Wenige Sekunden später werden die 12 Tribute in die Arena hochgefahren. Die beiden aus Sachsen-Anhalt gucken sich ängstlich an.
Eine Kanone ertönt, jedoch klingt sie höher als die normale. Der Countdown ist abgelaufen. Wir warten noch zwei Sekunden und klettern dann auf das Füllhorn. Ich beginne zu Schießen und Melissa beginnt Ketten (?!) zu werfen.

Schon wenige Minuten später ist das große Blutbad vorbei und die Kanonenschüsse ertönen.
1-2-3-4-5-6-7
Melissa und ich klettern vom Füllhorn. Plötzlich ertönt ein weiterer Schuss. Schnell laufen wir um das Füllhorn herum.
,,Was zum...", beginnt Melissa den Satz.
,, Es war nicht mit Absicht! Das Mädchen aus Sachsen war plötzlich da, ich habe mein Messer geworfen um sie zu töten. Doch sie ist ausgewischen, hinter ihr stand Nelton und da..."
,,Er konnte nicht mehr ausweichen.", fügt plötzlich eine mir unbekannte Stimme hinzu. Als ich den Blick vom toten Nelton abgewendet habe, sehe ich auch wer es gesagt hat, dass Mädchen aus Sachsen-Anhalt. Überrascht starren wir sie an.
,,Na los, tötet mich, tötet mich wie ihr es mit all den anderen vor mir getan habt! Meinem Bruder, den beiden aus Hessen. Selbst vor euren eigenen Leuten macht ihr nicht halt! Was seid ihr überhaupt für Menschen? Seid ihr überhaupt Menschen? Ja, obwohl Slaven des Kapitols würde es wohl eher treffen!"
Plötzlich wird das Mädchen von einer Art Feuer umschlossen.
,,Zerstört das System! Rettet Deutschland!", hört man sie noch rufen. Dann liegt sie auf einmal tot vor uns.

,,Okay... und jetzt wissen wir auch, was passiert, wenn man in den Spielen das Kapitol verspottet.", sagt Melissa kaum hörbar.
Plötzlich hört man Schreie aus allen möglichen Richtungen.
,,Was ist das?", frage ich verwundert.
,,Das bedeutet, dass ich euch jetzt endlich Mal meine Geheimwaffe zeigen kann.", lächelt Melissa und führt uns zum ersten Tribut.
Das Mädchen, vielleicht 15 oder 16 ist an den Beinen mit einer seltsamen Kette umschlungen. An ihren Händen befinden sich gut erkennbare Brandblasen.
,,Was Melissa, ist das zum Teufel?", fragt Luna.
,,Brandketten!", antwortet Melissa als wäre es das normalste der Welt.
,,Sie schlingen sich um die Beine deines Opfers und bringen es zu Fall. Sobald die Ketten sich an beiden Seiten berühren, hitzen sie sich auf bis zu 1000° auf.", ergänzt sie und schneidet dem Mädchen, ohne mit der Wimper zu zucken die Kehle durch.
,,Nettes Spielzeug.", sage ich skeptisch.
,,Nicht wahr? Und ich kann dadurch mehrere Tribute auf einmal foltern. Na ja, anders macht es zwar mehr Spaß, aber gut.", verwundert schauen wir Melissa an.
Wir laufen noch die restlichen beiden Brandketten ab und gehen dann in eins der Häuser.
,,Warum machen die das?", frage ich.
,,Keine Ahnung, wahrscheinlich ums spannender zu machen.", überlegt Melissa.
,,Ihr werdet es nicht glauben, aber bis jetzt fand ich die Spiele nicht gerade langweilig.", sagt Luna.
,,Was machen wir jetzt?", frage ich.
,,Na wir jagen!", sagt Melissa und springt voller Vorfreude auf.
Wir beschließen, dass wir in die Wüste gehen, um zu gucken ob es auch hier eine Besonderheit gibt. Es ist sowieso schon heiß und die Sonne steht hoch am Himmel, doch als wir den gold-brauen Sand betreten, scheint es gleich um 20° heißer zu werden.
,,Planänderung, wir gehen wieder und holen erstmal Wasser.", wir drehen um, kommen jedoch nicht zurück.
,,Eine unsichtbare Wand? Jetzt übertreiben die aber gewaltig!", meint Luna.
,,Hier müssen noch andere Tribute sein.", sage ich.
,,Wie kommst du drauf?", fragt Melissa.
,,Sie hätten uns sonst wohl kaum hier eingesperrt.", antworte ich.
,,Stimmt. Scheinbar ist es denen schon wieder zu langweilig.", seufzt Luna.

Eine gefühlte Ewigkeit laufen wir schon durch die Wüste, immer nach Norden. Plötzlich bleibt Melissa stehen.
,,Schon wieder eine Wand? Langsam wird's langweilig.", beschwert sie sich.
,,Sag das bloß nicht zu laut, nicht dass wir gleich auch noch von Mutationen gejagt werden!", rät Luna.
,,Dann jetzt nach Süden?", fragt Melissa.
,,Ja.", antworte ich.
,,Was ist wenn es hier keinen Ausgang gibt?", fragt Luna und lässt sich auf den Sand sinken.
,,Dann haben wir Pech gehabt, aber ich gebe bestimmt nicht so einfach auf!", mit diesen Worten setzt sie ihren Weg fort.
,, Jetzt kommt! Oder wollt ihr verdursten?", ruft Melissa uns zu.
Luna rappelt sich wieder auf.
,,Wir brauchen Wasser.", stellt Melissa fest und begutachtet die leeren Wasserflaschen.
,,Toll und wo sollen wir so schnell Wasser herbekommen?", fragt Luna genervt.
,,Keine Ahnung.", gibt Melissa zu und läuft weiter.
,,Vorsicht!", ruft Luna noch, aber da ist es schon passiert:
,,Aua! Blöder Kaktus!", schreit Melissa und versucht sich die Stacheln aus den Armen zu ziehen.
,, Hoffentlich sind die nicht giftig.", meint Luna und betrachtet skeptisch die langen, orangenen Stacheln.
,,Keine Ahnung, aber schmerzhaft sind sie auf jeden Fall!", sagt Melissa und entfernt einen weiteren Stachel.
Da kommt mir eine Idee:
,,Das ist es doch!", rufe ich.
,,Toll, jetzt ist die auch noch verrückt geworden!", seufzt Luna und reibt sich die Schläfen.
,,Nein, Lucy hat Recht!", stimmt Melissa mir zu.
,,Lucy bist du auch gegen einen Kaktus gelaufen? Wenn ja, dann sind die Dinger wohl doch giftig!", vermutet Luna.
,,Überleg doch Mal. Kakteen, die speichern Wasser, normales Regenwasser, dass können wir trinken!", schlage ich vor.
Luna und Melissa nicken.
Ich gehe zu einer der Kakteen und steche mein Messer hinein. Ich nehme meine Trinkflasche und ziehe das Messer hinaus. Tatsächlich läuft Wasser heraus.
,,Es klappt!", rufe ich erfreut und warte bis die Flasche voll ist.
,,Cool und wie finden wir heraus, ob es sauber ist?", fragt Luna, sie wirkt immer noch verunsichert.
,, Ausprobieren.", schlägt Melissa vor.
,,Ich nicht!", stelle ich klar.
,,Ich auch nicht!", stellt Luna ebenfalls klar.
Wir gucken Melissa gespannt an.
,,Ich mach's.", willigt sie ein, ohne besonders verängstigt zu wirken. Erstaunt gucken wir sie an.
,,Kommt Leute tut nicht so! Ich bin sowieso schon halb tot!", sie hebt ihren Arm.
Ich nicke und gebe ihr die Flasche. Sie trinkt einen großen Schluck.
,,Schmeckt eigentlich ganz normal.", bewertet sie.
,,Okay, gehen wir weiter?", fragt Luna.
Wir willigen ein und gehen weiter.

Wir laufen bis es dunkel wird und die Hymne erklingt.
,,Acht.", stelle ich fest.
,,Wer hält Wache?", fragt Melissa.
,,Ich.", sagt Luna.
Ich und Melissa krabbeln in unsere Schlafsäcke. Nach wenigen Minuten schlafe ich ein.

Lucy Wald - Das Glück ist nie mit mir...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt